Hagen. Kreispokal-Finale der Fußballfrauen: Westfalia-Hagen-Trainer Riesner wettert wegen des Termins gegen Verbandschef Alexander - der wehrt sich.
Martin Riesner hatte nicht mehr unbedingt damit gerechnet, aber zumindest hoffte er, dass der Kreispokal der Fußballfrauen 2019/20 noch fortgeführt wird. Und als die lange Coronapause vorbei war und der Wettbewerb wieder aufgenommen wurde, schoss sich seine Mannschaft furios mit 9:1 gegen Fichte Hagen ins Finale. So weit, so gut. Nur als der Trainer und Sportliche Leiter des Vereins von der Ansetzung des Endspiels erfuhr, wollte er dem Pokal am liebsten den Rücken kehren. „Ja, wir haben tatsächlich überlegt, zu boykottieren“, sagt Riesner, „aber wir werden nun doch antreten.“
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Martin Riesner vermisst den Dialog
Was war passiert? Normalerweise findet das Pokalfinale im Frühling statt, aber wegen der Coronakrise wurde alles verschoben. Der Hagener Fußballkreis musste recht spontan neue Termine finden, das Endspiel wurde auf Samstag, 29. August gelegt. Die Uhrzeit: 11 Uhr (Bezirkssportanlage Haspe). Und Martin Riesner ist wütend, dass der Verband bei der Terminfindung seinen Verein nicht ins Boot holte. „Der Kreisvorsitzende legt das Spiel auf einen Samstagmorgen, obwohl in meiner Mannschaft viele Spielerinnen in frauenrelevanten Berufen tätig sind. Die arbeiten im Einzelhandel oder in der Pflege, und sie mussten spontan schauen, dass sie noch Urlaub einreichen oder Schichten tauschen konnten“, schüttelt Martin Riesner den Kopf. Problematisch für seine Mannschaft: Ein Reserveteam hat man nicht, auch keine B-Jugend, aus der man mal eben Fußballerinnen hochziehen könnte.
Und so bangten die Westfalia-Damen laut Riesner, dass sie überhaupt eine Mannschaft fürs Finale auf die Beine stellen können. „Ich habe das dem Kreisverband auch schon vor Jahren gesagt, die kennen unsere Situation. Wir haben eben nicht so viele Spielerinnen. Ich wünsche mir, dass man mehr miteinander spricht. Aber stattdessen, und bei der Meinung bleibe ich, herrschen beim Kreisverband diktatorische Züge.“
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Stünde ein Termin schon frühzeitig fest, so der Westfalia-Trainer, habe seine Mannschaft dafür Sorge zu tragen, in ausreichender Besetzung antreten zu können. Doch im Falle einer spontanen Ansetzung müsse der Kreisverband auf die Vereine zugehen. Aber insbesondere bei Frauenteams zeige der Verband kein Entgegenkommen, im Gegenteil: Die Fußballerinnen bekämen stets die schlechtesten Trainings- und Spielzeiten. „Frauenfußball steht hier ganz weit hinten an. Wie kann es sein, dass es in Iserlohn, einer Stadt mit nur halb so viel Einwohnern wie Hagen, doppelt so viele Damenmannschaften gibt?“, fragt Riesner.
Peter Alexander weist Kritik zurück
Harte Kritik am Fußball-Kreisverband Hagen/Ennepe-Ruhr, und insbesondere an dessen Vorsitzenden Peter Alexander. Der ist die harschen Worte von Martin Riesner mittlerweile gewohnt: „Wir können machen was wir wollen, er meckert immer. Aber er ist der einzige, der sich ständig beschwert“, sagt Alexander. Bei der Terminsetzung seien dem Kreisverband die Hände gebunden gewesen, weil man spontan neue Termine für die Endspiele des Kreispokals finden musste. „Bis zum 1. September müssen wir die Gewinner des Pokals an den westfälischen Verband weiterleiten, der die Verbandspokaltermine festlegt“, erklärt Alexander.
Der Kreischef sah davon ab, die Begegnung auf einen Tag unter der Woche zu setzen, „denn da hätte es auch Beschwerden gegeben. Wobei Westfalia an einem Dienstag mit 9:1 gegen Fichte Hagen gewann. Da hatten sie wohl kein Problem, eine Mannschaft zu stellen.“
Westfalia-Damen freuen sich auf das Finale
Trotz des Ärgers will man bei der Westfalia einen kühlen Kopf bewahren – und sich am Samstag voll und ganz auf Fußball konzentrieren. „Ich möchte den Spielerinnen, insbesondere den jungen, die zum ersten Mal beim Pokalfinale dabei sind, nicht die Freude nehmen“, sagt Martin Riesner, der seit mehr als 40 Jahren im Hagener Frauenfußball verwurzelt ist. Egal, wie die Begegnung gegen den Hohenlimburger Rivalen ausgehe: Die Westfalia-Damen wollen einen schönen Fußballtag erleben. „Eine meiner jungen Spielerinnen sagte jetzt: Zweiter sind wir auf jeden Fall, also kann uns nichts enttäuschen“, schmunzelt Riesner. Eine Einschätzung, die ihm klar macht: Es ist die richtige Entscheidung, am Samstag doch anzutreten.
SV10-Trainer Kunze: Ich beklage mich nicht
Auch die Fußballfrauen des SV Hohenlimburg 10 sind gespannt auf das Endspiel in Haspe. Für das Finale setzen sich die Zehnerinnen ein klares Ziel: Titelverteidigung. Wie das gelingen soll und was man beim SV von der Ansetzung des Endspieltermins hält, verrät Zehnerinnen-Coach Justin Kunze im Interview.
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1. Justin Kunze, von Seiten der Sportfreunde Westfalia Hagen gibt es laute Kritik an der Ansetzung des Pokalfinals. Teilen Sie diese?
Justin Kunze: Ich habe mir die Ansetzung auch nicht ausgesucht und mit mir hat auch niemand gesprochen. Denn da schwingt immer so ein vorwurfsvoller Unterton mit und ich wusste nicht, dass man sowas auch beeinflussen kann.
2. Der Termin, den der Fußball-Kreis Hagen festgelegt hat, ist in Ordnung für Sie?
Es sind knapp drei Wochen vor Saisonbeginn. Schlecht finde ich die Ansetzung jetzt nicht. Klar gibt es immer bessere und ungünstigere Zeitpunkte. Ich kann nichts daran ändern, deshalb beklage ich mich auch nicht.
3. Wie ist die personelle Lage bei Ihrer Mannschaft?
Mir fehlen fünf Stammkräfte urlaubs- und verletzungsbedingt, aber wir haben eine lange Vorbereitung hinter uns, die Mädels sind heiß, endlich wieder zu kicken und ich will natürlich den Titel verteidigen.
4. Was muss am Samstag gelingen, damit Sie als Sieger vom Feld gehen?
Aufpassen müssen wir auf die beiden Stürmerinnen und die neuen Verstärkungen im Zentrum. Der Sieg gegen Fichte (Westfalia gewann im Pokalhalbfinale mit 9:1; r. Red.) war ein Ausrufezeichen, deshalb sind wir gewarnt. Ich hoffe, dass wir dennoch dem Spiel unseren Stempel aufdrücken
können.