Herdecke/Dortmund. Wenn es in Braunschweig um deutsche Leichtathletik-Titel geht, ist Herdecke zweimal vertreten. Wie Laura Hansen ihre Chancen über 800 m sieht:

Wenn es am Wochenende in Braunschweig um die deutschen Leichtathletik-Titel geht, ist Herdecke gleich zweimal vertreten. Nicht nur durch die gebürtige und für die LG Olympia Dortmund startende Patricia de Graat, die über ihre Lieblingsstrecke 1500 Meter den Endlauf anstrebt, sondern auch durch ihre Klubkollegin Laura Hansen. Die 30-Jährige, die seit gut drei Jahren an der Ruhr lebt, hatte sich gleich über zwei Strecken für die DM qualifiziert. Und tritt nun über die 800 Meter an.

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Nicht nur die Verbindung zu Herdecke eint die beiden Läuferinnen, auch ihre Verletzungsprobleme tun dies. Und wie de Graat, die die komplette Saison 2019 wegen einer hartnäckigen Verletzung an der Plantarsehne verpasste, wurde auch Laura Hansen im letzten Jahr wegen eines Ermüdungsbruch im Mittelfuß ausgebremst. Und hat deshalb auch keine Zeiten von 2019, die angesichts der wenigen Wettkämpfe im Corona-Jahr auch für die DM-Qualifikations-Rangliste gezählt werden, zu Buche stehen.

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„Es kam also darauf an, in den ganz wenigen Wettkämpfen in diesem Jahr gute Zeiten zu laufen“, sagt sie, zumal die Teilnehmerfelder in Braunschweig kleiner als üblich sind. Das gelang der Wirtschaftswissenschafts-Studentin in nur zwei Wettkämpfen perfekt: Direkt nach einem dreiwöchigen Höhentrainingslager im schweizerischen St. Moritz lief sie in ihrer Heimatstadt Sonsbeck am Niederrhein die 800 m in 2:09,39 Minuten, eine Woche später ließ sie in Königstein über 1500 m eine 4:28,08 folgen. „Es hätte über beide Strecken für die deutschen Meisterschaften gereicht“, freut sie sich, in Braunschweig geht sie über die kürzere Distanz auf die Bahn.

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Läufe um Hengstey- und Harkortsee

Es wird für die an der TU Dortmund studierende Wahl-Herdeckerin („Hier ist es doch sehr schön. Und perfekt, um um den Hengstey- und Harkortsee zu laufen“) die erste Teilnahme an deutschen Freiluft-Meisterschaften seit 2017 in Erfurt sein. „In den beiden Jahren darauf war ich verletzungsbedingt nicht dabei“, sagt Laura Hansen, die sich nach frühen Erfolgen über die Viertelmeile – sie war 2009 Fünfte bei U20-Weltmeisterschaften über 400 m Hürden und Vize-Europameisterin in der 4x400-m-Staffel – den längeren Strecken zugewandt hat. Nach einer längeren Verletzungsmisere hatte die 30-Jährige sich in diesem Jahr vorgenommen, noch einmal anzugreifen. Und bereits im Winter die nationalen Hallenmeisterschaften in Leipzig erreicht, wo sie über 800 m in 2:11,50 den Vorlauf aber nicht überstand. Vom Frühjahrs-Trainingslager in Südafrika ging es dann direkt in den Corona-Lockdown – und nun die kurze „Late Season“.

Live-Übertragung ohne Patricia de Graat

Mehrere Stunden live in ARD und ZDF werden die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am Wochenende in Braunschweig übertragen. „Leider sind die 1500 m aber nicht live zu sehen“, bedauert Patricia de Graat (LG Olympia Dortmund).

Übertragen wird am Samstag von 17.10 bis 19.55 Uhr (ARD) und am Sonntag von 17.10 bis 18.55 Uhr (ZDF). Der 1500-m-Vorlauf ist Samstag mittag um 13.30 Uhr terminiert, das Finale tags darauf ist um 16.50 Uhr vorgesehen.

In der sie sich noch gute Leistungen zutraut. „Ich habe mich auch in der Pause immer in der Annahme auf die Freiluftsaison vorbereitet, dass es Wettkämpfe gibt. Und durch die Corona-Geschichte habe ich sogar mehr trainiert als sonst“, sagt Laura Hansen, die bei LGO-Trägerverein TSC Eintracht Dortmund als Werksstudentin arbeitet und Online-Laufkurse und aktuell einen Lauftreff anbietet: „Ich hoffe, dass sich das jetzt auszahlt.“ Am besten schon am Samstag, wenn im Braunschweiger Stadion um 12.35 Uhr das Halbfinale über 800 m gestartet wird. „Ich hoffe auf eine schnelles Rennen“, sagt die frühere 400-m-Läuferin, „wenn ich dann in den Bereich meiner Bestzeit laufen kann, ist das Finale vielleicht möglich.“ 2:07,25 aus dem Jahr 2016 stehen für Laura Hansen in der Liste.

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Nach Lauf schnell Stadion verlassen

Ungewöhnliche Meisterschaften werden es für Laura Hansen – wie für die besten Leichtathleten Deutschlands – in jedem Fall werden. Nicht nur Abstands- und Maskenpflicht herrscht im Stadion, alle Athleten müssen sich am Einlass ausweisen, einen Fragebogen ausfüllen und eine Temperaturmessung durchlaufen. „Höchstens zwei Stunden vor unserem Wettkampf dürfen wir auf die Anlage“, weiß Hansen, „spätestens 75 Minuten nach dem Einlauf müssen wir sie wieder verlassen.“ Den um 13.30 Uhr angesetzten Start von Patricia de Graat und Verena Meisl über 1500 m kann sie so gerade noch sehen, die anderen sieben Teamkollegen der LG Olympia Dortmund kann sie dagegen nicht anfeuern: „Da fahren wir ins Hotel und können uns die übrigen Wettkämpfe bei der Live-Übertragung im Fernsehen ansehen.“

Um, wenn alles gut läuft, tags darauf zum 800-m-Finale (Sonntag, 17.35 Uhr) ins Eintracht-Stadion zurückzukehren. „Das wird schon komisch, im großen Stadion ohne Zuschauer“, weiß Laura Hansen, dass am Wochenende mentale Stärke gefragt sein wird. Ihre aktuelle Masterarbeit im Wirtschaftswissenschafts-Studium könnte dafür eine gute Vorbereitung sein. Der Titel: „Mental Toughness in Business and Sports“.