Hagen. Die Kleinen sollen von den Großen lernen. Beim SC Berchum/Garenfeld wird dieses Konzept vorgelebt. Langjährige Spieler begleiten den Nachwuchs.

„Wenn die Kleinen von den Großen lernen.“ Ganz nach diesem Motto hat der Hagener Fußballverein SC Berchum/Garenfeld ein neues Konzept eingeführt, bei dem jüngere Spieler aus Seniorenmannschaften als „Mannschaftspaten“ für Jugendmannschaften fungieren. Meist noch vor dem eigenen Training begleiten die Seniorenspieler die Trainingseinheit der jungen SCler und stehen den Trainern zur Seite.

So auch der 19-jährige Luca Becker, der selbst seit seiner Kindheit bei den Garenfeldern kickt und nach zwei Jahren beim Kirchhörder SC vor einem Jahr den Sprung in die erste Herrenmannschaft der Hagener schaffte. Nebenbei betreut er auf Vorschlag seines Trainers Fabian Kampmann nun die B2-Jugend. Eine Aufgabe, die ihn mit Stolz erfüllt: „Man fühlt sich schon ein bisschen geehrt, wenn man indirekt vermittelt bekommt, dass man trotz des jungen Alters schon als Identifikationsfigur gilt.“

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Neue Blickwinkel entstehen

Von den jeweiligen Trainern wird das Konzept gut aufgenommen, neue Blickwinkel können für das Trainerteam entstehen. Die Möglichkeit für Becker, Übungen in der B2 zu leiten, betrachtet er positiv: „Die Jugendlichen haben Respekt und hören auf einen. Ich habe das Gefühl, dass es bei einigen Jungs Eindruck erweckt und sie gewillt sind, etwas von einem zu lernen.“

Verpflichtungen und Trainingszeiten mit der ersten Mannschaft werden dabei keinesfalls vernachlässigt, die Paten können flexibel je nach Möglichkeit entscheiden, wann sie das Training begleiten.„Es ist ein Mosaiksteinchen, um die Qualität im Jugendbereich weiter zu erhöhen.“

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Luca Becker und der SC Berchum/Garenfeld wollen in der kommenden Saison in der Landesliga angreifen.
Von Fabian Sommer und Linda Sonnenberg

Überkreisliche Mannschaften

Das müssen wir auch, weil wir demnächst mit zwei Jugendmannschaften überkreislich spielen werden“, gibt SC-Jugendleiter Patric Poggenpohl ein klares Ziel des neuen Konzepts vor: „Wir wollen mit allen Mannschaften mindestens in die Bezirksliga.“ Der D- und C-Jugend des Fusionsvereins ist der Aufstieg dorthin durch die gesonderten Aufstiegsregelungen aufgrund des Corona bedingten Saisonabbruchs bereits gelungen, folgen sollen in den nächsten Jahren die B- und A-Jugend. Dass dies kein kurzer einfacher, sondern ein langfristig geplanter Weg ist, wissen die Verantwortlichen. „Um diesen Weg intern zu unterstützen, sind die Patenschaften perfekt. Wir möchten den Jugendlichen mehr Möglichkeiten geben“, so Poggenpohl.

Neben der Absicht, die jungen Fußballer weiterzuentwickeln, soll ihnen zudem eine Perspektive gegeben werden, irgendwann selbst einmal in einer Seniorenmannschaft beim SC zu spielen. „Wir sind ein Ausbildungsverein, wollen Talente irgendwann aber nicht mehr verlieren. Durch die Patenschaft soll eine Brücke von der Jugend zur ersten Mannschaft geschaffen werden“, hebt Poggenpohl hervor. Durch die Seniorenspieler als Vorbilder bekommen die Jugendlichen aufgezeigt, dass es durchaus möglich ist, den Sprung bis in die Landesliga zu schaffen.

Wir-Gefühl im Verein

„Die Jungs merken: Der ist nicht viel älter als ich, das kann bei mir auch klappen“, sieht Becker den Ehrgeiz der Spieler gestärkt. Für Jugendkoordinator Christoph Schmidt zählt auch das Wir-Gefühl im gesamten Verein zu einem der erwünschten Effekte: „Die Kinder bekommen eine Bindung an die Spieler, da ein persönliches Kennenlernen entsteht.

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Der Zulauf der Kinder ist positiv und ich denke, wir sind auf einem guten Weg, ein schönes Miteinander zu schaffen.“ Weniger Spieler aus externen Vereinen verpflichten und mehr auf Eigengewächse setzen – so lautet das Vorhaben der SC-Verantwortlichen, um das Gemeinschaftsgefühl beim SC zu stärken. „Das macht einen familiären Verein aus, dass wir viel aus den eigenen Reihen bestücken“, beschreibt Poggenpohl die ausgerufene Devise des verstärkten Miteinanders.

In das Trainerleben hineinrutschen

Auch aus einer anderen Perspektive betrachtet, dass neue qualifizierte Trainer heranwachsen, soll das Konzept einen Einfluss haben. „Die jüngeren Seniorenspieler sollen­ langsam in das Trainerleben hineinrutschen, um irgendwann als Trainer in den Jugendbereich mit eingebaut zu werden. Das sind unsere zukünftigen Übungsleiter, die man in der Bezirksliga mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten benötigt“, hofft Schmidt auf künftigen Zuwachs auf den Trainerposten.

Insgesamt möchte man durch Maßnahmen wie die Patenschaft neue Jugendliche und Kinder für den Fußball beim SC sensibilisieren und diesen so attraktiv wie möglich gestalten.

Neueinsteiger sind in allen Altersklassen willkommen. Möglicherweise sieht ihr Weg sogar ähnlich aus wie der von Luca Becker, so dass man in ein paar Jahren neue Jugendtalente in der ersten Mannschaft beim Fusionsverein bewundern kann.