Hagen. Für die Saison 2020/21 der 2. Basketball-Bundesliga gibt es verschiedene Szenarien. So plant Phoenix Hagen jetzt in Sachen Kader und Sponsoren.
Wie plant man eigentlich eine Saison, die unplanbar ist? Diese Frage stellt sich Phoenix-Hagen-Geschäftsführer Patrick Seidel seit fast zwei Monaten täglich. Eine erhellende Antwort kann er, wie alle anderen Profisport-Manager derzeit auch, nicht geben. „Wir waren nach der Insolvenz immer sehr bemüht, so früh wie nur möglich zu planen. Aber das Geschäft, so wie ich es gelernt habe, ist gerade auf links gedreht“, sagt Seidel.
Nichtsdestotrotz: Phoenix muss seine Haushaltsplanung sowie seine Sponsorenliste am 1. Juni bei der 2. Basketball-Bundesliga einreichen, um in der nächsten Saison weiter ProA-Basketball spielen zu können. Die Unwägbarkeiten sind nach wie vor groß, aber eine Fristverlängerung ist nicht zu erwarten. Denn im September soll die Saison – Stand jetzt – starten. Einblicke in die aktuelle Phoenix-Planung.
Der Spielplan
Losgehen soll es für Phoenix Hagen am 19. September. So sieht es zumindest der aktuelle Rahmenterminkalender der 2. Bundesliga vor. Bis zum 31. August sind Großveranstaltungen noch verboten. Ob danach etwa Heimspiele von Phoenix am Ischeland, die im Schnitt 2300 Zuschauer besuchen, wieder erlaubt sein werden, ist offen. Falls ja, müssten die Zweitligisten unter Hochdruck arbeiten. „Das ist brutal eng, da darf es nicht mal mehr eine eintägige Verschiebung des Großveranstaltungsverbots geben“, meint Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel.
Er könne sich gut vorstellen, dass die Saison Mitte Oktober startet - dann natürlich mit Zuschauern. „Das würde sicher noch gehen. Aber Geisterspiele sind unterhalb der 2. Fußball-Bundesliga nicht machbar. Wir sind auf Zuschauereinnahmen angewiesen“, stellt Seidel klar. Eine Ausnahme könne es jedoch geben. „Ich halte es für denkbar, dass wir die Spielzeit mit zwei Geisterspielen starten, und dann wieder vor Zuschauern spielen. Aber ich werde bei der Liga sicher kein Saisonszenario einreichen, bei welchem hinter Zuschauereinnahmen eine Null steht.“
Dies sei für einen Verein wie Phoenix, der 40 Prozent seines Etats aus Ticketeinnahmen refinanziert, nicht machbar. Zumal Geisterspiele für Sponsoren alles andere als attraktiv seien. Seidel: „Wir sind ein lokales, maximal regionales Phänomen. Unsere Spieltage leben vom menschlichen Miteinander, den Emotionen, dem Eventcharakter.“ Einen Karten-Vorverkauf starte man erst, wenn bezüglich des Saisonstarts mehr Klarheit herrscht.
Die Task Force
Ein Team, bestehend aus fünf Zweitliga-Vereinschefs und Liga-Boss Christian Krings , erarbeitet aktuell verschiedene Szenarien hinsichtlich der kommenden Saison 2020/21. Durchgespielt werden Saisonstarts bis in den Dezember hinein. Momentan ist noch alles möglich, maßgeblich sind natürlich die Entscheidungen der Politik. „Ich halte es für denkbar, dass zum Beispiel aufgrund der Anforderungen die Zuschauerzahl im ersten Teil der neuen Runde halbiert wird, unsere Anhänger eben mit dem erforderlichen Abstand sitzen“, sagte Panthers-Schwenningen-Cheftrainer Alen Velcic jetzt dem „Schwarzwälder Boten“.
In der Task Force gebe es teilweise „verrückte Ideen“, wie Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel, der nicht Teil der Runde ist, erzählt: „Da wird unter anderem überlegt, ob wir in der Halle alle Türen offen halten und das Gebläse in Richtung Ausgang hängen. Das könnte spätestens im Winter sehr kalt werden“, kann sich Seidel ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Der Kader
Klar ist: Das Grundgerüst des Kaders sollen die deutschen Profis bilden, Importspieler sollen später verpflichtet werden. Dass man an der Weiterverpflichtung vom Hagener Basketball-Talent Daniel Zdravevski interessiert sei, könne man ja nicht verbergen, sagt Seidel. „Es ist auch kein Geheimnis, dass wir einen Joel Aminu , der in seinen drei Jahren hier eine starke Entwicklung genommen hat, halten wollen“, verrät Seidel. Nur die Verträge von Jannik Lodders, Dominik Spohr und Cheftrainer Chris Harris gelten für die nächste Saison. Mit allen anderen anderen Spielern sei man im Gespräch, auch mit Co-Trainer Alex Nolte. Im Gegensatz zu Nolte ist Stanley Witt nicht bei der Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA angestellt, sondern hat einen unbefristeten Vertrag bei Phoenix Hagen e.V., dem „seine“ Phoenix Juniors zugeordnet sind.
Sponsoren
Im April hatte Patrick Seidel bereits drei der fünf Hauptsponsoren von einem weiteren Engagement für Hagener Zweitliga-Basketball gewinnen können. „Mit dem vierten Großsponsor stehen wir vor einer Einigung. Mit dem letzten stocken die Verhandlungen etwas, aber wir hoffen, dass wir auch bald den fünften Trikotwerbepartner binden können.“ Nichtsdestotrotz seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Partner in der Wirtschaft deutlich zu spüren. Einige Geldgeber mussten Phoenix bereits Absagen erteilen, andere Sponsoren bitten um Geduld. „Seit ein paar Wochen ist in den Gesprächen mit Sponsoren weniger Dynamik. Ich glaube, dass viele das Ausmaß der Coronakrise auf ihren Betrieb noch nicht einschätzen konnten“, mutmaßt Seidel. Doch mittlerweile würden viele Firmen realisieren, dass der wirtschaftliche Schaden für sie erhebliche Ausmaße hat.
Die 2. Liga fordert bis zum 1. Juni eine Haushaltsplanung von den Vereinen. Patrick Seidel geht davon aus, dass die Ligaleitung „nicht zu streng sein wird. Es geht vorerst darum, sich von den Vereinen ein halbwegs realistisches Bild der aktuellen Lage einzuholen“, sagt der Phoenix-Geschäftsführer. Derzeit rechne man mit einem Budget von rund einer Million Euro für die Saison 2020/21.