Hagen. Fredi Rissmann (66) spricht über 45 Jahre Vorstandsarbeit bei BG Hagen und die aktuellen Probleme. Bei Phoenix Hagen vermisst er Kreativität.
In seinem Job als Stahlhändler ist es gerade ruhig geworden, dafür hat Fredi Rissmann (66) als erster Vorsitzender der BG Hagen viel zu tun. Die Coronakrise macht der Basketballgemeinschaft – wie eigentlich jedem Verein – schwer zu schaffen. Aber nach 45 Jahren Vorstandsarbeit bei BG – davon 35 als Vorsitzender – schockt Rissmann nicht mehr viel. Im Interview verrät er, warum er nicht in Kurzarbeit gehen kann und ob früher wirklich alles besser war.
Herr Rissmann, Sie hatten schon vor zwölf Jahren in der Zeitung angekündigt, Ihr Amt abgeben zu wollen. Jetzt gehen Sie in Ihr 36. Jahr als erster BG-Vorsitzender. Wie kommt’s?
Fredi Rissmann: An mir ist es nicht gescheitert. Angedacht war vor einigen Jahren ja mal, dass Niklas Wetzel (ehemals 2. BG-Vorsitzender; d. Red.) den Vorsitz übernimmt, aber das ist nicht zustande gekommen. Wir haben eine andere Lösung gefunden: Ich delegiere viele Aufgaben. Die Geschäftsführertätigkeit liegt bei Annett Sand, Sponsorengespräche führt Kosta Filippou. Jetzt haben wir Carsten Köster und Oliver Strauß in den Vorstand geholt. Ich will die Fäden noch in der Hand haben, aber ich bin nicht mehr ständig in der Halle und kümmere mich um alles. Das hatte auch mal gesundheitliche Gründe, aber aktuell geht es mir gut.
Klubchef sind Sie ja nur ehrenamtlich. Wie sieht denn Ihr Tagesablauf aus?
Ich wollte eigentlich Kurzarbeit für mich anzeigen, denn in meinem Stahlhandel ist es wegen Corona gerade ruhiger. Aber dann hieß es: Herr Rissmann, Sie hätten letztes Jahr schon in Rente gehen können. Also geht das nicht. Mit BG habe ich jetzt wieder mehr zu tun: Einnahmenverluste, Absage des Freiluftturniers, Verhandlungen mit dem einen oder anderen Sponsor – diese Dinge beschäftigen mich. Aber wir stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern gehen diese ganze Krise offensiv an.
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Was macht Ihnen denn noch so viel Spaß an der Vorstandsarbeit?
Ich habe mich schon zwischendurch gefragt, warum ich mir das alles noch antun will (lacht). Der Schritt damals, dass BG ein eigener Verein wird, war der richtige, weil TSV Fichte eher Breitensport- und Fußballverein ist. Solange ich am Ruder bin, lässt man mich auch walten. Das Vertrauen ist da, das habe ich mir erarbeitet. Mir macht meine Tätigkeit Spaß, weil wir als Verein viel bewegen. Und wenn ich jetzt sehe, dass uns bei der Crowdfunding-Aktion zur Unterstützung des Vereins so viele helfen, dann macht mich das stolz. Gestern kam etwa der Wunsch von BG 6, ob man beim Crowdfunding nicht auch das Paket „Einen mit dem Präsidenten trinken“ anbieten kann.
Und, machen Sie das?
Schauen wir mal, wir sind da wirklich sehr kreativ. Aber Spaß beiseite: Besonders lag mir am Herzen – und ich war ja damals Kreisjugendwart – dass wir im Jugendbereich seit 2013 sehr umtriebig sind und in jeder Altersklasse in den höchsten NRW-Ligen spielen. Dafür zeichnet sich vor allem Vid Zarkovic aus. Ich hoffe, wir können ihn halten. Und auch Tome Zdravevski, aber der hat bei uns ja einen Lebensvertrag.
Und Kosta Filippou, der seit zwölf Jahren Trainer der ersten Mannschaft ist, auch?
Kontinuität ist mir ganz wichtig. Früher hieß es noch: Der Rissmann macht, was er will. Als Kosta in sein achtes Jahr ging, zitierte die WP mich mit den Worten: ‘Komisch, sonst habe ich in der Kneipe Feuervogel die Trainer schon nach acht Wochen entlassen’ (lacht). Aber da bin ich ruhiger geworden.
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Seit 45 Jahren sind Sie im Vereinsvorstand. War früher alles besser?
Es hat sich viel verändert. Ob es heute oder früher besser war, will ich gar nicht beurteilen. Damals ging es ohne Whatsapp, Facebook und Mails. Man konnte sich auch so treffen und war informiert. Früher hat man mehr Wert darauf gelegt, nach Spiel und Training bei einem Bierchen zusammenzusitzen und zu knobeln. Und gute Helfer zu finden, ist nicht mehr so leicht, aber wir haben ein Händchen dafür.
Wie lange ist Fredi Rissmann noch erster BG-Vorsitzender?
Ich werde kein Datum mehr für einen Rücktritt nennen. Solange es mir Spaß macht, es gesundheitlich geht und ich mit den richtigen Leuten zusammenarbeite, werde ich an Bord sein.
Wie bewerten Sie die momentane Situation von Zweitligist Phoenix Hagen?
Für die ist es aktuell noch schwerer als für uns, aber das liegt nicht an Phoenix. Das ist ein generelles Problem der Bundesligen, nicht nur im Basketball. Aber bei Phoenix vermisse ich Kreativität und Zukunftsvision.
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In der jetzigen Zeit hilft kein Jammern, man muss optimistisch sein. Ich sehe bei Phoenix nicht genug kreative und optimistische Köpfe und glaube, dass Patrick Seidel zu sehr auf sich allein gestellt ist. Aber wir brauchen den Verein mit seiner Funktion als Aushängeschild und Vorbild. Das sehe ich auch nicht mit Neid, im Gegenteil. Ich habe die Phoenix-Gründung ja mit in die Wege geleitet.
Wie gut läuft aktuell der Kooperationsvertrag, in dessen Rahmen Doppellizenzspieler wie Daniel Zdravevski für BG und Phoenix spielen?
Mittlerweile läuft das wieder besser, weil die Zusammenarbeit zwischen den Trainern ordentlich ist und wir da auch nicht reinreden wollen und dürfen. Mit Patrick Seidel und Chris Harris stehen wir in gutem Kontakt. Was Trainer angeht, sind wir natürlich mit Vid Zarkovic, Kosta Filippou und Tome Zdravevski bestens aufgestellt und das kommt ihnen zugute (Zarkovic und Zdravevski trainieren seit letzter Saison die Phoenix Youngsters; d. Red). Auf der anderen Seite profitieren unsere Talente davon, gegen Profis spielen zu können. Alles in allem ist die Kooperation gut und so kann es weitergehen.
Macher des Freiluftturniers
Fredi Rissmann war im Jahr 1975 als Mitglied von DE Kückelhausen an der Bildung der Basketball- Spielgemeinschaft „BG DEK/Fichte Hagen“ beteiligt. Vor 45 Jahren erfand der Stahlhändler zudem das BG-Freiluftturnier mit. Den Vereinsvorsitz übt er seit 1985 aus.
Mehr als 30 Jahre war Rissmann als Schiedsrichter und Trainer tätig. Jahrelang wirkte er als Jugendwart des Kreises Hagen sowie Staffelleiter von Kreis- und Jugendligen.
Für sein ehrenamtliches Wirken bekam der BG-Chef unter anderem im Jahr 2001 von der Stadt Hagen den „Sport-Oscar“. 2013 wurde ihm die Ehrenplakette des Oberbürgermeisters der Stadt Hagen verliehen.