Herdecke. Eine Rückkehr zu den Wurzeln: Der neue HSG-Trainer „Kalla“ Paukstadt prägt den Herdecker Handball seit den Siebzigern als Spieler und Coach mit.
Zurück zu den Wurzeln: Karl-Heinz Paukstadt ist als Trainer bei Landesligist HSG Herdecke-Ende in der nächsten Saison wieder an seiner alten Wirkungsstätte. Als Spieler hat er seine erfolgreichsten Handball-Jahre in Herdecke verbracht, auch als Trainer hinterließ er hier Spuren.
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„Als Kalla nach Herdecke kam, spielte ich noch in der Jugend“, erinnert sich der 2. HSG-Vorsitzende der Werner Kreft. Anfang der Siebziger Jahre wechselte Karl-Heinz „Kalla“ Paukstadt von Westfalia Hagen zur damaligen TSG Herdecke, die in der Bezirksklasse auf Punktejagd ging. Paukstadt lernte hier seine Frau kernen und verlagerte daraufhin seinen Lebensmittelpunkt von Hagen nach Herdecke. Auch sportlich lief es für den Wahlherdecker gut: Gleich dreimal hintereinander stieg die legendäre Truppe um Paukstadt, Klaus Köhler und Klaus Menne in die nächsthöhere Spielklasse auf. Am Ende schaffte die Mannschaft 1976 den Sprung in die Oberliga. Zu der Zeit war dies die dritthöchste Spielklasse Deutschlands. „Die Truppe hat damals jeden Sonntag die Halle gefüllt. Da war eine Riesen-Stimmung“, weiß Kreft. Paukstadt sei vor allem wegen seiner Wurfhärte aufgefallen. „Kalla war ein überragender Handballer mit einer enormen Schussgewalt im linken Arm“, erinnert sich der damalige TSG-Teamkollege Klaus Köhler.
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Der Weg zum Profi-Handballer
Nach den erfolgreichen Jahren bei der TSG Herdecke wechselte Paukstadt mit Mitte 20 zu TuSEM Essen. Mit dem Traditionsverein aus der Ruhrstadt stieg er dann sogar in die erste Handball-Bundesliga auf. Nun stellte sich für den Herdecker die Frage, ob er sein Leben dem Profi-Handball widmen wollte: „Ich war dann Profi und hätte nach Essen ziehen müssen. Das ist schon ein anderes Brett“, sagt Paukstadt. Der anstehende Nachwuchs und die Verbundenheit zu seinem Heimatverein führten den heute 66-Jährigen dann aber - nach nur einem Jahr in Essen - zurück nach Herdecke. „Ich habe mich damals für meine Familie und gegen den Profisport entschieden und bin zurück nach Herdecke. Eine gute Entscheidung, wie ich heute weiß.“
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Wieder in der Bleichsteinhalle, ließen weitere Erfolge nicht lange auf sich warten: 1983 stieg die TSG Herdecke in die Regionalliga auf. Zwei Jahre später verletzte sich Paukstadt dann aber so schwer, dass er seine aktive Karriere beenden musste. Danach folgte das, was für den handballverrückten Herdecker folgen musste: Er machte diverse Trainerlizenzen und startete seine zweite Karriere als Übungsleiter.
Während Paukstadt als Spieler die meiste Zeit in Herdecke aktiv war, führte ihn sein Traineramt durch die gesamte Region. Gestartet in Hohenlimburg, trainierte er Mannschaften in Schwelm, Menden und Hagen. Und auch in Herdecke stand Paukstadt in der Vergangenheit schon öfter an der Seitenlinie. Als Co-Trainer unter Heiner Möller, feierte er in der Saison 1993/94 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. „In Herdecke hatte ich viele tolle Erlebnisse. Jeder Aufstieg war ein schönes Erlebnis“, erinnert sich Paukstadt. Als Trainer war der Aufstieg in die zweite Liga sicher der erfolgreichste, aber längst nicht der einzige. Nach dem Untergang der TSG Herdecke, der in der Kreisliga endete, führte Paukstadt die Mannschaft zwischenzeitlich noch mal in die Bezirksliga. Auch den damaligen TuS Ende, der heute zusammen mit der TSG die Spielgemeinschaft HSG Herdecke-Ende formt, führte Paukstadt in die Bezirksliga. „Egal ob TuS oder TSG – für mich ist das alles Herdecke. Und ich freue mich wieder hier zu sein“, sagt er. Mit seinem aktuellen Verein TG Voerde stieg er in die Landesliga auf, und spielt dort regelmäßig oben mit.
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Herdecke hat viel Potenzial
Schaut man auf das Handballer-Leben von „Kalla“ Paukstadt zurück, wird eines sehr deutlich: Herdecke ist eine Handballstadt. Das bestätigt auch der zukünftige Trainer: „Das Umfeld hier ist klasse - Herdecke hat großes Potenzial. Das sieht man schon an den Zuschauerzahlen. Eine so volle Halle habe ich in der Landesliga noch nie gesehen“, so Paukstadt. Stephan Hellwig übergibt seinem Nachfolger ein gut funktionierendes Team in einen sich positiv entwickelnden Verein. Und Paukstadt wird versuchen, den Erfolg der letzten Jahre fortzuführen. „Stephan hat einen super Job gemacht, Hut ab. Eine tolle Sache, was er da aufgebaut hat“, so Paukstadt. Und auch menschlich passt es zwischen dem scheidenden und dem neuen Trainer: „Wir sind gute Freunde. Umso mehr freue ich mich, dass er dem Verein als Sportlicher Leiter erhalten bleibt. Früher war er mein Spieler, heute arbeiten wir zusammen. Das ist toll“, erklärt Paukstadt. Zwar konnte der Hellwig-Nachfolger wegen der Corona-Krise seine neue Mannschaft noch nicht in Gänze kennenlernen, doch durch seine Besuche in der Bleichsteinhalle ist sie ihm nicht fremd. „Das ist eine temperamentvolle und junge Truppe mit viel Potenzial“, sagt er, „ich freue mich drauf.“