Herdecke. Als „Bufdi“ bei den Handballern der HSG Herdecke-Ende hat Max Bruns aktuell nichts zu tun. So engagiert er sich bei der Nachbarschaftshilfe.
„Ich muss nach dem Termin direkt wieder los,“ sagt Max Bruns direkt zu Beginn des Treffens in der Geschäftsstelle des TuS Ende. Seine Dienste als Transportfahrer für die Nachbarschaftshilfe werden wieder benötigt. Heute muss Max Stoffreste von Bürgern aus Herdecke und Wetter abholen und diese zu einer Dame bringen, die daraus Mund- und Nasenmasken anfertigt. Das ist ein Teil der Hilfe, die der 19-jährige aktuell leistet.
Eigentlich absolviert Max gerade seinen Bundesfreiwilligendienst bei der HSG Herdecke-Ende. Normalerweise gehört zu seinen Aufgaben, dass er morgens in die Grundschulen und Kindergärten geht und dort den Kindern den Handballsport näherbringt. „In erster Linie geht es dort um motorische Übungen. Die Kinder werfen und fangen die Bälle. Mit den etwas größeren habe ich aber schon mal versucht, ein handballähnliches Spiel auf die Beine zu stellen,“ erklärt Max als er seinen vorherigen Tagesablauf als „Bufdi“ erläutert.
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Doch im Zuge der Coronakrise, in der auch alle Kindergärten und Schulen schon früh geschlossen wurden, änderte sich der Alltag auch für den jungen Herdecker deutlich.
Verein kam auf die Idee zu helfen
Durch die Schließung der Schulen und Kitas war plötzlich viel mehr Zeit da. Schnell kam der „Arbeitgeber“ von Max auf die Idee, wie diese freie Zeit sinnvoll genutzt werden könnte. Stephan Hellwig, der Trainer und sportliche Leiter der HSG Herdecke-Ende, hatte von der Nachbarschaftshilfe, die sich über Facebook organisiert, erfahren und stellte den Kontakt her: „Wir hatten schon vorher überlegt, wie wir helfen können. Als wir dann von der Nachbarschaftshilfe erfahren haben, hat es sich angeboten, direkt dort mitzuarbeiten. Max hat nicht gezögert, als wir ihn fragten, ob er das machen würde. Ich finde das spitze und freue mich total, dass er dort hilft,“ so Hellwig. Max Bruns war von der Idee begeistert.
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Sofort wurden die Handynummern ausgetauscht und eine Vertreterin der Nachbarschaftshilfe meldete sich bei dem Herdecker. „Ich habe dann gleich Adressen bekommen. Ein alleinstehender älterer Herr und ein älteres Ehepaar, die durch das hohe Alter zur Risikogruppe gehören, brauchten Hilfe beim Einkaufen. Das unterstütze ich gerne,“ erklärt Max Bruns.
Und auch für die HSG Herdecke-Ende ist die neue Aufgabe von Max absolute Ehrensache: „Es ist großartig, dass sich Max so einbringt. Im Verein leben wir alle vom sozialen Engagement. Gerade in diesen Zeiten können wir etwas zurückgeben. Das freut mich sehr,“ sagt Hellwig
TuS Ende stellt Bus zur Verfügung
Max’ Hilfe sprach sich rum, so dass er auch für weitere Aufgaben der Nachbarschaftshilfe angefragt wurde. Das Problem, dass Max selbst kein Auto besitzt, wurde schnell gelöst. Der Kooperationspartner der TSG Herdecke, der TuS Ende, verfügt für die vielen vereinsinternen Sport-Teams über zwei Mannschaftsbusse. In der Regel fahren damit die Sportler zu Turnieren oder Auswärtsspielen. Da aktuell aber der gesamte Spielbetrieb ruht, standen die beiden Busse unbenutzt in der Garage. Was lag da näher, als Max einen der Wagen zur Verfügung zu stellen. „Als die Anfrage seitens der Handballer kam, haben wir nicht lange überlegt und Max den Bus vollgetankt auf den Hof gestellt. Natürlich unterstützen wir diese engagierte Arbeit gerne,“ erklärt Heinz Göersmeier, zweiter Vorsitzender des TuS Ende.
Seit dem 1. April erledigt Max nun Einkaufs- oder Transportfahrten für die Nachbarschaftshilfe im Bus des Sportvereins. So besorgt er für ältere Mitbürger beispielsweise Lebensmittel oder Tiernahrung. Doch auch Transportfahrten für die ehrenamtlichen Helfer, die Mundschutze nähen, gehören zu seinem Job. „Wenn die Leute etwas brauchen, dann rufen sie mich an und ich versuche, mich so schnell wie möglich zu kümmern,“ erzählt Max. Durch den geliehenen Bus geht nun alles viel schneller und effektiver. „Wir sind froh, dass wir helfen können. Als Verein wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und so gut es geht helfen,“ erklärt der stellvertretende Vorsitzende des TuS Ende, Heinz Göersmeier.
Handschuhe und Mundschutz dabei
Seit dem 1. September des vergangenen Jahres leistet Max seinen Bundesfreiwilligendienst in Herdecke. Nach dem Abitur wollte er noch nicht sofort mit einem Studium starten. Ein Freiwilligendienst im sportlichen Bereich sollte es werden. „Eine Bekannte hatte mich damals auf die HSG Herdecke-Ende aufmerksam gemacht. Das war perfekt für mich. Ich wohne in Herdecke und wollte gerne etwas im Bereich der Ballsportarten machen,“ erklärt der Volleyballer, der selbst keinen Handball spielt. Dass er in seinem Job beim Handballverein jemals mit Atemschutzmaske und Handschuhen arbeiten müsste, hätte er sicher nicht gedacht. Doch in der schwierigen und vor allem für Risikopatienten gefährlichen Zeit, geht da kein Weg dran vorbei. „Angst in dem Sinne habe ich nicht, wenn ich zu den Leuten fahre. Aber ich schütze mich und die anderen immer durch einen Mund- und Nasenschutz und trage zusätzlich Handschuhe. Außerdem halte ich immer einen großen Abstand. Das ist wichtig,“ erklärt Max. Die Menschen, die er beliefert gingen sehr unterschiedlich mit der Gefahr um, sagt er. Die meisten seien aber sehr vorsichtig und halten genügend Abstand. „Häufig stelle ich die Einkäufe auch vor der Tür ab. Da geht vieles kontaktlos,“ so Max.
Die Menschen sind sehr dankbar
Gerade für die älteren Menschen, die aktuell so gut wie gar nicht aus dem Haus gehen, ist Max eine große Hilfe. Eine Gemeinsamkeit seiner „Kunden“ sei die Dankbarkeit: „Die Menschen bedanken sich teilweise mehrere Male hintereinander. Ab und an bekomme ich auch mal eine kleine Tafel Schokolade – sozusagen als Trinkgeld,“ erklärt Max. Ebenso sei sein Erscheinen für die Älteren eine schöne Abwechslung. Für viele der alten Menschen ist der Kontakt zu Freunden und Familie aktuell enorm eingeschränkt. Da ist es schon mal schön, wenn Max mit den Einkäufen vor der Tür steht. „Ich unterhalte mich dann auch mit den Leuten. Ich merke, dass sie das dann auch genießen, wenn wir ein wenig Smalltalk halten. Natürlich alles mit großem Abstand an der Tür,“ erklärt der Herdecker.
Noch Kapazitäten frei
Den Ausfall der Trainingseinheiten in den Schulen und Kindergärten kann Max mit seinem Engagement zeitlich allerdings noch nicht ganz ausgleichen. An zwei bis drei Tagen ist er inzwischen für die Nachbarschaftshilfe auf Tour. Zwar deutete die Nachbarschaftshilfe schon an, dass es in Zukunft noch mehr zu tun gäbe, aber für weitere Aufgaben habe er dennoch Zeit: „Ich hätte überhaupt kein Problem, da noch mehr zu machen,“ sagt er entschlossen. Vielleicht wird Max in einigen Jahren auf diese Zeit zurückblicken und feststellen, dass er eine sehr wertvolle Arbeit während seines Bundesfreiwilligendienstes übernommen hat. Neben der wichtigen Aufgabe, die Kinder für den Ballsport zu begeistern, hat er vor allem in einer sehr schwierigen Zeit große Hilfe für die Gesellschaft geleistet. Die Erfahrungen, die er aktuell macht und die Dankbarkeit der Menschen, denen er hilft, sind unbezahlbar. Deswegen sagt Max auch stolz: „Ich fühle mich gut, wenn ich diese Arbeit erledige.“