Hagen. . Der Neuaufbau bei Phoenix erfolgt mit zwei Identifikationsfiguren: Matthias Grothe wird Chefcoach, Bernd Kruel steigt im Sponsoring ein.

Ihre Trikots hängen einträchtig unter dem Dach der Arena am Ischeland, ihre Nummern 9 und 15 werden nicht mehr vergeben. Den Legenden-Status als Spieler haben sich Matthias Grothe und Bernd Kruel im Hagener Profi-Basketball in langen Jahren erarbeitet, jetzt sollen sie - gemeinsam mit dem designierten Vereinsvorsitzenden Wolfgang Röspel - maßgeblich den Neuanfang bei Phoenix Hagen begleiten. Grothe wurde gestern Abend als künftiger Chefcoach und Sportlicher Leiter vorgestellt, Kruel steigt als Mitarbeiter bei Sponsoring und Betrieb ein. „Damit haben wir zwei große Identifikationsfiguren an Bord“, freute sich Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel, der beim gut besuchten Sponsorentreffen bei Hummer-Catering in Haspe erste Personalien, künftige Struktur und Ziele vorstellte.

Personalien

Dass der bisherige Jugendkoordinator und Youngsters-Trainer Matthias Grothe Kandidat Nummer eins als Nachfolger des scheidenden Ingo Freyer war, galt als offenes Geheimnis. „Matthias hat ein Konzept ins Büro getragen, dass ich eins zu eins unterschreiben konnte“, sagte Seidel, „er hat in Iserlohn nachgewiesen, dass er ein Entwicklungstrainer ist, der 18- bis 20-Jährige besser macht. Davon gibt es in Deutschland nicht viele.“ Dabei verwies der Phoenix-Geschäftsführer auf Beispiele wie Jonas Grof, Marcel Keßen, Niklas Geske oder Fabian Bleck. Das vorgesehene Konzept mit regionalen Talenten, so Seidel, sei zudem in der 2. Bundesliga ProA besser umzusetzen als in der Bundesliga. Er machte deutlich, dass bei der Suche nach infrage kommenden Spieler für das neue Team der neue Chefcoach „als Taktgeber unseres sportlichen Konzepts“ ein großer Vorteil sei. „Ich will möglichst viele Leistungsträger aus BBL oder ProA mit Hagener Vergangenheit für uns begeistern“, sagte Grothe, der zunächst eine „Politik der kleinen Schritte“ in der ProA ankündigte: „Irgendwann in ein paar Jahren will ich aber den Aufstieg in die Bundesliga feiern.“ Bei seinem Einstieg als Spieler bei Phoenix vor 13 Jahren habe er das auch versprochen - und 2009 geschafft.

Der 38-jährige Grothe unterschrieb einen Zweijahres-Vertrag mit Option auf eine weitere Spielzeit, das Engagement von Bernd Kruel ab dem 1. April ist zunächst auf drei Monate begrenzt. Ein Gesellschafter finanziert zunächst die Mitarbeit des Bundesliga-Rekordspielers bei Sponsoren-Akquise und Vertrieb, dort soll er sein Netzwerk gewinnbringend einsetzen. Seidel: „Bei Erfolg wird er ab 1. Juli von der KGaA übernommen.“

Phoenix-Aufnahme Thema bei Sondersitzung der ProA

Ein Fragezeichen für den Hagener Start in der ProA bleibt die Entwicklung in der 2. Bundesliga. Deren Geschäftsführer Daniel Müller lässt nach einem Antrag der Crailsheim Merlins im Auftrag der Vereine juristisch prüfen, ob innerhalb der Statuten ein Weg zu finden ist, Phoenix Hagen nicht am Lizensierungsverfahren für die nächste Saison teilnehmen zu lassen. In einer Sondersitzung Ende März wird dies Thema sein.

Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel geht davon aus, dass entsprechende Regelungen, Erstliga-Klubs im Insolvenzverfahren nicht in der ProA aufzunehmen, erst ab der Saison 2018/19 Gültigkeit haben können. „Unser Weg wurde uns innerhalb der aktuellen Statuten aufgezeigt, deshalb haben wir 231 000 Euro für den Erhalt der KGaA gesammelt“, sagt er, „die Fakten sprechen für uns, wir sind auf der sicheren Seite.“

Vereinsstruktur

Um die Entscheidungswege zu verschlanken und eine klare wirtschaftliche Trennung zwischen Profis und Nachwuchs zu erreichen, wird ein Verein gegründet. „Damit sind wir schneller und handlungsfähiger als in einer Struktur mit zwölf Gesellschaftern und sieben Aufsichtsräten“, erklärte Seidel. Von den Gründungsmitgliedern - dazu gehören die Gesellschafter und einige Ehrenamtliche - wird ein dreiköpfiger Vorstand gewählt, an deren Spitze Wolfgang Röspel - CDU-Fraktionschef im Rat und langjähriger Caritas-Geschäftsführer - stehen soll, dazu ein Finanz-Fachmann - Wunschkandidat ist der bisherige Aufsichtsrat Ahmet Yilmaz und ein Vertreter aus dem Bereich Sponsoring/Marketing/Sport. Dieser Vorstand ist gleichzeitig Aufsichtsrat der Basketball Hagen GmbH&Co. KGaA. In einer zweiten Wahlperiode, dies hob Seidel hervor, können dann auch Fans, die Mitglieder geworden sind, diesen Vorstand wählen. Die Phoenix-Kooperationen mit anderen Klubs - von der BG Hagen über Iserlohn bis Schwelm - sollen beibehalten werden, man wolle ihnen mit dem neuen Verein keine Konkurrenz machen. BG-Chef Fredi Rissmann, der kürzlich noch ein Ende der Zusammenarbeit in Aussicht gestellt hatte, bestätigte entsprechende Gespräche.

Die KGaA bleibt für den Profi-Spielbetrieb zuständig und soll bis zum Stichtag 15. April die Lizenz für die ProA beantragen. Dazu muss sie aus dem laufenden Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung herausgeführt werden. „Ziel bleibt es, dass wir bis zum 30. März eine positive Fortführungsprognose aufzeigen können“, sagt Seidel, „die erste Gläubigerversammlung ist für den Phoenix-Weg positiv verlaufen, der Sachwalter sieht ihn als gangbar.“

Etat und Sponsoren

Primäres Ziel ist es, einen Zweitliga-Etat von einer Million Euro zu erreichen. „1,5 Millionen wäre der Best-Case“, sagt Seidel, „damit wäre man unter den Top-5-Teams.“ Von den aktuellen Gesellschaftern liegen Zusagen in Höhe von 185 000 Euro vor, eine andere Sponsoren-Runde will in ähnlicher Größenordnung unterstützen. „Es würde für das größtmögliche Vertrauen sorgen, wenn wir bis zum 15. April schon 500 000 zusammen hätten“, hofft Seidel, „denn wir werden beim Lizenzantrag natürlich ganz besonders genau beobachtet.“ Mit insgesamt 360 000 Euro kalkuliert man bei Zuschauer und Vip-Einnahmen.

Ticketkonzept

Die Preise senkt man von Erstliga- auf durchschnittliches Zweitliga-Niveau, ab zehn Euro (Stehplatz) bzw. 16 Euro (günstigster Sitzplatz) können Erwachsene Tageskarten erwerben. Auch die Saisontickets sind entsprechend reduziert. Besonders gilt dies für bisherige Dauerkarten-Inhaber, die sich, so Seidel, „zurecht betrogen fühlen“. Eine Karte der Kategorie 1 - bisher 490 Euro teuer für 17 BBL-Partien - gibt es künftig für 260 Euro für 15 Zweitliga-Heimspiele, zudem sind Verlosungs-Aktionen für Dauerkarten-Bestandskunden geplant. Insgesamt kalkuliert Phoenix im Schnitt für die ProA vorsichtig mit 1300 Zuschauern, geht von 800 Dauerkarten-, 400 Tagesticket- und 100 Vip-Kunden aus. Wobei Seidel angesichts des massiven Vertrauensverlusts nach dem plötzlichen Bundesliga-Aus betont, kein Geld vor dem 1. Juli einzunehmen. „Wir müssen das fehlerhafte bisherige Konstrukt durchbrechen, Kosten immer wieder zu verschieben und Einnahmen vorzuziehen.“ Mit dem neuen Chefcoach Grothe sei er sich einig: „Wir werden für den Kader nur das Geld ausgeben, was wir haben - und nur dann später nachverpflichten, wenn es geht.“