Hagen. Der Nachwuchs hat viel verändert, aber Fußball geht immer: Marius Jakobs berichtet aus seinem neuen Alltag als junger Vater.
Im Leben von Marius Jakobs dreht sich seit jeher fast alles um Fußball. Er spielt seit Jahren für seinen Heimatverein TSV Fichte Hagen, dessen Vereinsdomizil an der Wörthstraße in Hagen seine zweite Heimat ist. Nur wenige Autominuten wohnt Jakobs vom Sportplatz entfernt und einige seiner engen Freunde wohnen sogar in derselben Eilperfelder Wohnsiedlung. Sein Leben hat sich Jakobs möglichst bequem gemacht und vor allem auf den Fußball ausgerichtet.
Doch inzwischen hat er einen neuen Lebensmittelpunkt. Gemeinsam mit seiner Frau hat er sich durch die Geburt des inzwischen fünf Monate alten Sohnes seinen Kinderwunsch erfüllt. Ein Lebenstraum, der ihm aber auch viel abverlangt. Wie bewältigt der begabte Kreisliga-Torjäger seinen neuen Alltag? Wie erlebt er die Elternzeit und welchen Einfluss hatte die Geburt des Sprösslings auf den Sportleralltag? Fragen, die Marius Jakobs im Interview beantwortet.
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Seit September sind Sie Vater, inwieweit hat die Geburt Ihres Sohnes das Fußballer-Dasein verändert?
Durch den Kleinen hat sich schon viel verändert. Es ist aber nicht so, dass ich weniger zum Training gehe, denn ich finde den Ausgleich durch Sport sehr wichtig. Diesen Freiraum soll sich aber auch meine Frau nehmen, die selbst gerne Sport macht. Was sich geändert hat, ist, dass meine Frau jetzt mit Kind zum Sportplatz kommt. Und ich bin früher samstags gerne ausgegangen und habe auch mal was getrunken (lacht). Aber das ist jetzt nicht mehr so häufig möglich. Ich bin sonntags, wenn wir spielen, inzwischen aber ausgeruhter als vorher.
Das klingt nach einer steilen These: Heißt das, dass so manche Party-Abende mehr Spuren hinterlassen haben als der Schlafentzug, den ein Baby bedeutet?
Ja, denn der Samstag ist jetzt unser Familienabend. An so manchem Sonntag war der Schlafentzug früher größer, wenn ich am Tag vorher unterwegs war. Ich bin definitiv ausgeruhter, seitdem der Kleine da ist.
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Und was ist mit Stadionbesuchen, geht das noch?
Ich bin Bayern-Fan und war früher gerne mal zum Heimspiel in München. Zuletzt war ich vergangenes Jahr zweimal unter der Woche zur Champions League vor Ort. Das gehört zu den Dingen, die jetzt erstmal nicht mehr gehen, weil man ein ganzes Wochenende raus wäre. Das geht mit Kind natürlich nicht mehr so gut. Es ist schade, aber ich weiß, wofür ich das mache und es ist eine Priorität, die ich bewusst so setze. Ich hoffe natürlich, dass ich in ein paar Jahren mit ihm zusammen nach München fahren kann. Im Idealfall wird er sich für den richtigen Verein entscheiden und auch Bayern-Fan werden.
Gibt es in der Familie etwa Konkurrenz, die ihm andere Farben näherbringen will?
Ja, meine Frau ist Dortmund-Fan. Da muss ich mich gegen durchsetzen. Mein Vater ist Bayern-Fan und er hat sich erfolgreich von meinem Opa abgegrenzt, der wiederum Dortmund-Fan war. Ich will dafür sorgen, dass sich die schwarz-gelbe Plage nicht durchsetzt (lacht). Spaß beiseite: Jeder muss diese Entscheidung für sich selbst treffen. Ich gebe ihm jedenfalls bewusst den Schnuller mit FCB-Emblem. Aktuell bin ich in Elternzeit und meine Frau ist arbeiten. Da habe ich in dieser Sache eine Zeit lang einen Vorteil.
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Wie erleben Sie den Alltag als junge Familie und wie finden Sie als Paar trotz Sport und Kind Zeit für Zweisamkeit?
Wir nehmen uns die Zeit, auch wenn wir mit unseren Freunden weiterhin gerne etwas machen. Wenn einer mal weggehen möchte, dann muss der andere einem den Rücken freihalten. Wir erfahren aber auch viel Unterstützung von unseren Eltern, wenn wir mal zu zweit Essen gehen möchten. Und grundsätzlich nutzen wir auch gerne die Zeit zu zweit, wenn der Kleine schläft.
Empfinden Sie das Elternsein als Einschränkung?
Nein, eigentlich gar nicht so sehr. Wir versuchen, uns gar nicht so stark einzuschränken. Vieles von dem, was man vorher gemacht hat, kann man auch weiterhin machen oder ausprobieren. Die ersten Monate waren sehr anstrengend, aber er ist ein sehr entspanntes Kind, das jetzt auch langsam auf der Welt angekommen ist. Er schreit, wenn er Hunger hat, wenn er müde ist - oder ihm langweilig wird. Wenn du ihn zufrieden hältst, kannst du mit ihm super viel machen.
Hat sich Ihre Rolle beim TSV Fichte Hagen verändert, sind Sie jetzt auch gleichzeitig der Papa der Mannschaft?
Ich bin - wenn im Training Alt gegen Jung gespielt wird - seit geraumer Zeit schon bei den Älteren. Das fühlt sich auch mit 30 Jahren noch komisch an. Fühlt sich noch gar nicht so lange her an, dass ich mit 18 Jahren auf den Platz kam und die Bälle aufpumpen musste. Auf einmal ist man dann ein altes Eisen. Aber wir hatten im Sommer auch einen Umbruch und das Team bei Fichte hat sich verjüngt. Ich spiele mit Spielern zusammen, die 12 Jahre jünger sind als ich. Das ist irgendwie merkwürdig, aber auch cool. Man hat eine andere Rolle und muss jüngere Spieler mehr führen.
Haben Sie noch Ziele, die Sie als Fußballer erreichen möchten?
Ja, der Aufstieg in die Bezirksliga ist mein Ziel. Leider hat es letzte Saison nicht geklappt. Aber wir sind auf einem guten Weg und ich glaube, dass wir auch dieses Jahr trotz des großen Umbruchs im Sommer noch etwas reißen können. Spätestens nächste Saison wird es in der eingleisigen Kreisliga A sicher noch schwieriger. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
„Ich gebe ihm bewusst den Schnuller mit FCB-Emblem. Aktuell bin ich in Elternzeit und meine Frau ist arbeiten. Da habe ich in dieser Sache eine Zeit lang einen Vorteil. “