Bochum. Der Hagener Torwart gibt im Interview Einblicke in seinen abrupten Abschied vom ASC Dortmund und erklärt, was ihn an der SG Wattenscheid reizt.

Wuppertaler SV, Chemnitzer FC, Alemannia Aachen – all diese Vereine eint trotz ihrer geografischen Distanz eine Eigenschaft: Es sind Vereine mit großer Tradition, die den meisten Fußballfans bekannt sind. Auch die SG Wattenscheid 09 lässt sich in diese Reihe eingliedern. Der Hagener Torhüter Joshua Mroß hat für all diese Vereine in der Regionalliga und der dritten Liga gespielt. Nun geht es im Winter vom ASC Dortmund nach Wattenscheid. Damit wechselt der 28-Jährige innerhalb der Oberliga Westfalen.

Joshua Mroß, Sie haben in Ihrer Karriere schon für den ein oder anderen bekannteren Verein gespielt. Wattenscheid ist gerade im Ruhrgebiet einer der großen Traditionsvereine. Was bedeutet der Wechsel für Sie?

Das stimmt. Ich habe mich in meiner Laufbahn auch bewusst für diese Vereine entschieden, die eine große Strahlkraft haben. Ich bin ein Fußballromantiker und liebe es, vor Fans zu spielen. Das macht den Fußball im Endeffekt aus. Im Ruhrgebiet ist Wattenscheid natürlich eine große Nummer, weswegen mir dieser Wechsel auch viel bedeutet. Da ich in Bochum wohne, passt das perfekt, und ich freue mich darauf, dort in der nächsten Zeit etwas aufzubauen und ein Teil davon zu sein.

Nach der Vertragsauflösung in Aplerbeck ging es jetzt relativ schnell. Hatte Wattenscheid Sie vorher schon mal kontaktiert oder kam der Kontakt jetzt erst zustande? Wie ist das genau gelaufen?

Ja, das ging recht schnell. Wattenscheid hat mich kurz vor Weihnachten kontaktiert. Daraufhin habe ich mich ein wenig umgehört, und es haben sich Vereine aus der Oberliga und der Regionalliga gemeldet. Aber Wattenscheid hat für mich am meisten Sinn ergeben. Ich habe dann mit den Verantwortlichen gesprochen, welche Ziele sie genau mit mir haben. Das hat alles super gepasst, und wir haben uns schnell geeinigt.

SG Wattenscheid 09 - ASC 09 Dortmund
Joshua Mroß, hier noch im Dress des ASC 09 Dortmund. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Die Vertragsauflösung in Aplerbeck kam für viele ja schon überraschend, ihr standet auf einem direkten Aufstiegsplatz für die Regionalliga. Wären Sie grundsätzlich gerne dort geblieben?

Grundsätzlich wäre ich gerne da geblieben. Ich habe einen Vertrag für ein Jahr unterschrieben, und das halte ich normalerweise auch gerne ein, da ich ja auch damit plane. Der Verein kam dann auf mich zu und hatte andere Pläne. Es hat sich einiges geändert, die Ansichten haben nicht mehr mit meinen übereingestimmt. Zumindest sind wir dann nicht mehr so übereingekommen, wie der Verein es mir angeboten hatte. Daher habe ich mich entschieden, den Verein zu verlassen. Im Fußball kann es immer schnell gehen, und es können viele Chancen entstehen. Jetzt habe ich einen kurzen Weg nach Wattenscheid und freue mich auf das Projekt.

Nun gehen Sie rein tabellarisch betrachtet vom Tabellenzweiten zum 14. Würden Sie den Wechsel als kleinen Rückschritt bezeichnen? Oder sehen Sie in Wattenscheid nach den durchwachsenen Saisons der letzten Jahre wieder mehr Potenzial?

Das stimmt, tabellarisch gesehen könnte es natürlich ein Rückschritt sein. Aber ich glaube, allein für die Zukunft und für mich persönlich ist es überhaupt kein Rückschritt. Ich habe Lust, Fußball zu spielen, vor vielen Leuten, für einen ambitionierten Verein, der Lust hat zu wachsen. Da könnte etwas Schönes entstehen.

Sie wechseln mitten in der Saison. Ist es trotzdem klar, dass Sie sofort die Nummer 1 sind?

Man ist nie automatisch die Nummer 1. Am Ende geht es immer um Leistung und wie die Saison verläuft. Daher bin ich da recht entspannt.

Klassenerhalt ist das Ziel

Wattenscheid verpflichtete Mroß, nachdem der bisherige Stammtorhüter der SGW, Phil Lenuweit, aufgrund einer Viruserkrankung und Krankenhausaufenthalts ausfiel. Lenuweit wird den Rückrundenauftakt voraussichtlich verpassen. Die SG will durch die Mroß-Verstärkung im Tor den Klassenerhalt sichern.

Gianluca Rexhäuser, der im Sommer von SV Herbede kam, ist nun die Nummer 2 hinter Mroß. Der 20-jährige Torwart zeigte in den vergangenen Monaten gute Leistungen, wird jedoch als noch nicht bereit für die Oberliga angesehen.

Joshua Mroß blickt auf eine langjährige Erfahrung in der Regionalliga und Oberliga zurück. Er war zwei Spielzeiten lang die Nummer 1 bei Alemannia Aachen und spielte in den letzten zweieinhalb Jahren rund 80 Oberliga-Spiele für den TuS Bövinghausen und den ASC Dortmund.

Sie sind jetzt 28 und damit im besten Fußballeralter. Welche Ziele haben Sie sich persönlich noch gesetzt?

Das sagt man immer so gerne mit dem besten Fußballeralter (lacht). Ich studiere jetzt in Bochum, und das ist meine Priorität. Früher war es nur der Fußball. Ich habe also immer noch richtig Lust auf Fußball, aber muss auch das Leben drumherum betrachten. Mit den kurzen Wegen passt das jetzt perfekt, und ich spiele trotzdem bei einem Traditionsverein.

Könnten Sie sich auch vorstellen, nochmal in der Heimat zu spielen?

Dadurch, dass ich jetzt in Bochum lebe und auch erstmal nicht mehr nach Hagen ziehen werde, werde ich da denke ich fußballerisch keinen Fuß mehr fassen.

Joel Nickel steht dann jetzt beim ASC Dortmund zukünftig im Tor. Es folgt sozusagen Hagener auf Hagener. Er ist noch sehr jung, trauen Sie ihm die Rolle zu?

Die Geschichte ist eigentlich ganz witzig. Joel ist vor ein paar Jahren noch zwei Häuser weiter neben mein Elternhaus gezogen, von daher ist der Ort, wo wir aufgewachsen sind, echt nur wenige Meter voneinander entfernt. Joel ist ein guter Torwart, ich traue ihm das absolut zu. Er ist sehr professionell und will sich weiterentwickeln. Ich wünsche ihm alles Gute und freue mich, dass er mein Nachfolger sein könnte. Er hat mich immer unterstützt und war nie missgünstig.

„Er hat mich immer unterstützt und war nie missgünstig.“

Joshua Mroß über Joel Nickel

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