Herdecke. Er ist Rekordschütze der HSG Herdecke/Ende. Auch beim 35:28-Sieg im Spitzenspiel in Aplerbeck trug Gero Neuhoff maßgeblich bei.
Mit elf Toren hat er das Jahr begonnen, grundsätzlich ja ein sehr starker Wert für einen Handballer. Gero Neuhoff erreicht ihn regelmäßig, der Rechtsaußen von Handball-Verbandsligist HSG Herdecke/Ende hat in den 13 Spielen der Hinrunde bereits fünfmal für den Tabellenführer zweistellig getroffen. 17 Tore etwa waren es beim überdeutlichen 41:22-Sieg von der Herdecker im Herbst beim Letmather TV, sogar rekordverdächtige 21 ein Jahr zuvor beim 40:24 beim TV Lössel. „Dass ich bei uns für die Siebenmeter zuständig bin, spielt mir da in die Karten“, wiegelt der 24-Jährige indes ab, „das zieht die Statistik nach oben. Der beste Feldtorschütze bin ich ja nur selten.“ Nur ab und zu würde er in das persönliche Zahlenwerk schauen. „Das ist mir relativ egal“, sagt er. Der mannschaftliche Erfolg stünde im Fokus, nach zwei verpassten Anläufen will er mit den Herdeckern aufsteigen: „Ziel ist ganz klar, Platz eins zu halten.“
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Herdeckes Gero Neuhoff ist zweimal in Folge Torschützenkönig
Dass die Herdecker nach dem 35:28-Sieg im Spitzenspiel bei Verfolger ASC Dortmund auf gutem Weg sind, nach 20 Jahren endlich in die Oberliga - dort spielte bis 2005 Ex-Zweitligist TSG Handball Herdecke - zurückzukehren, hängt maßgeblich auch an Neuhoff. Nach der Genesung von einem Kreuzbandriss, der ihn zur neunmonatigen Zwangspause verurteilte, führte er die HSG in der Saison 2022/2023 als Torschützenkönig zur Landesliga-Meisterschaft. Erst in der Relegation gegen die SG Ruhrtal verpasste man den Aufstieg, ein Jahr später war Neuhoff erneut Liga-Bester, seine Herdecker aber nur Zweiter und wieder Nicht-Aufsteiger. Und nun führt er eben die Torjägerliste in der Verbandsliga 3, in der die HSG nach der Ligenreform des Westfälischen Handball-Verbands spielt, an. Wichtiger ist ihm aber Tabellenplatz eins der Herdecker.
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Der Respekt der Konkurrenz ist dem schlaksigen Linkshänder dabei ebenso sicher wie seinem Team. Denn Neuhoff ist keineswegs nur sicherer Siebenmeterschütze, hier hat er seine Quote auf 90 Prozent verbessert, sondern wohl auch effektivster Tempogegenstoß-Spieler weit und breit. Die von ihm förmlich überrannten Letmather etwa staunten über sein „breit gefächertes Wurfbild“, Ex-Trainer Daniel Buff hatte ihm nach dem 21-Punkte-Rekordspiel gegen Lössel Drittliga-Format zugebilligt. Und Herdeckes Co-Trainer Quentin Münch, seit der Jugend des Jahrgangs 2000 mit Neuhoff in einem Team, hebt hervor: „Geros Riesenstärke ist, dass er immer hungrig darauf ist, Neues zu lernen. Sein Wurfrepertoire aus der Ecke ist schon sehr beeindruckend.“
Nicht der Schnellste, trotzdem als Erster vor dem Tor
Beim forcierten Tempospiel der Herdecker ist Neuhoff meist als Erster vor dem gegnerischen Tor - und so bevorzugter Adressat der HSG-Torhüter für deren lange Pässe nach Ballgewinnen. Was aber nicht etwa an seiner Geschwindigkeit liegt. „Der Schnellste bin ich nicht, die meisten im Team sind schneller als ich. Früh loslaufen ist wichtig“, sagt Neuhoff, Münch bestätigt das: „Er hat das Timing und läuft geschickt los, holt sich so den Vorsprung gegenüber schnelleren Spielern.“ Die frappierende Abschlusssicherheit, egal aus welchem Winkel, sorgt dann für die hohe Trefferquote des Rechtsaußen.
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Für Saison 25/26 hat Rechtsaußen Herdeckern schon zugesagt
Die auch höherklassigen Klubs in der Region natürlich nicht verborgen blieb, besonders starke Linkshänder sind stets begehrt. Deren Anfragen aber lehnte der Student bisher stets ab, auch für die Saison 2025/2026 hat er bereits in Herdecke zugesagt. „Ich fühle mich einfach sehr, sehr wohl in der Mannschaft. Wir sind alle etwa im selben Alter und alle haben immer Bock“, erklärt der Student für Management und Economics in Bochum. Bis auf Torhüter Lukas Mehlwitz und Oliver Niederquell entstammen alle Spieler - sehr ungewöhnlich auf diesem Niveau - der Herdecker Jugend, viele spielten gemeinsam in der A-Jugend-Bundesliga. „Ich glaube, dass es ein großer Vorteil ist, dass ich die meisten anderen seit zehn Jahren kenne“, sagt Gero Neuhoff, der aus einer Herdecker Handball-Familie stammt: Onkel Heinz Neuhoff ist lange im HSG Vorstand, auch der Vater spielte aktiv: „Da wird einem das in die Wiege gelegt.“
Neuhoff hat alle Herdecker Aufstiege mitgemacht
Auch der höhere Zeitaufwand spreche gegen den Wechsel in Regionalliga oder höher, erklärt der Rechtsaußen, als Werkstudent arbeitet der 24-Jährige neben den vier Trainings- und Spieltagen 17 Stunden wöchentlich. So setzt er ganz darauf, mit den Herdeckern höhere Spielklassen zu erreichen. „Mit 17, sobald ich das Doppelspielrecht beantragt hatte, habe ich in der letzten Kreisliga-Saison in der ersten Mannschaft angefangen“, sagt er, „ich habe alle Aufstiege in der jüngeren Vergangenheit mitgemacht.“ Der letzte liegt allerdings auch schon fünfeinhalb Jahre zurück, zuletzt fehlte zweimal nicht viel. „Da haben wir es aber nicht geschafft, in den entscheidenden Topspielen ans Maximum zu kommen“, bedauert Neuhoff.
Spitzenspiel in Aplerbeck stellt die Weichen
Das soll 2025 anders sein. „Wenn man zweimal so knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt ist, will man es unbedingt schaffen“, sagt er, „das ist kurzfristig das Wichtigste.“ Weg weisend war da schon der Rückrunden-Start in Dortmund-Aplerbeck sein, da konnte man einen der beiden Verfolger abschütteln. Und danach folgen im Februar mit TuS Volmetal, gegen den man die bisher einzige Niederlage kassierte, RE Schwelm und dem Tabellenzweiten Eintracht Hagen III direkt drei weitere schwere Brocken. Top-Torschütze Gero Neuhoff ist bereit: „Wir müssen unsere Leistung bringen, mit ein paar Prozent weniger wird es nicht reichen.“
„Geros Riesenstärke ist, dass er immer hungrig darauf ist, Neues zu lernen. Sein Wurfrepertoire aus der Ecke ist schon sehr beeindruckend.“