Schwäbisch Hall/Volmarstein. Nach Saison in den USA und Nationalteam-Debüt, jetzt deutsche Meisterin: Für Football-Spielerin Lena Müller werden Träume wahr.
Von den Ereignissen dieses Wochenendes wirkte sie nach ihrer Heimkehr noch ganz beseelt. Im American Football hat Lena Müller schon viel erlebt - nach ihrem Start bei den Sauerland Mustangs in Hagen der Trip für eine Saison in die USA, der Bundesliga-Aufstieg, das erste Länderspiel. Doch der Auftritt beim „Ladies Bowl“ im Heimatstadion vor großer Kulisse, zu dem die Volmarsteinerin als Team-Captain für den Offensivbereich „ihre“ Schwäbisch Hall Unicorns gegen die Stuttgart Scorpions Sisters mit aufs Feld geführt hatte, toppte alles. Und die Meisterfeier nach dem Triumph, inklusive Visite auf dem Rathaus-Balkon und Eintrag ins Goldene Buch der Stadt tags darauf. „In diesem Jahr sind viele meiner Träume in Erfüllung gegangen“, sagt sie.
Als Gastgeber des „Ladies Bowl“, des Finales um die deutsche Meisterschaft waren die Schwäbisch Hall Unicorns erstmals mit dem Damenteam in den heimischen Optima-Sportpark, der sonst den Männern in der German Football League vorbehalten ist, gegangen. Und lockten so die für Damen-Football enorme Kulisse von 1400 Zuschauern zum Derby des Tabellenersten gegen den Zweiten Stuttgart Scorpions Sisters ins weite Rund.
„Den Mädels die Möglichkeit zu geben, hier zu spielen, ist ein großer Meilenstein für den Ladies Football in Europa. Eine tolle Atmosphäre ist garantiert“, zeigte sich Unicorns-Headcoach Mike Gentili, dem die Spielstätte als GFL-Runningback von Schwäbisch Hall gut vertraut ist, schon vor dem Finale überzeugt. Ein Eindruck, der sich im Endspiel, das die Gastgeberinnen mit 14:7 gewannen, bestätigte. „Ich habe noch nie so eine Stimmung erlebt, noch nicht einmal in den USA“, sagte Lena Müller, „das war elektrisierend.“
Mit ihren Unicorns, die zum ersten Mal in ihrer jungen Vereinsgeschichte Deutscher Meister im American Football wurden. schrieb die 32-jährige Volmarsteinerin Geschichte. Erst im Dezember 2022 wurde das Frauen-Team in Schwäbisch Hall gegründet, legte einen Durchmarsch durch die 2. Bundesliga hin und konnte auch in der 1. Bundesliga seitdem ausschlielich Siege feiern. Und von Beginn an ist Lena Müller, die als eine der besten Offensive-Line-Spielerinnen Deutschlands gilt, nach ihrer Rückkehr von einer Saison bei den Seattle Majestics in der Women’s National Football Conference (WNFC) eine von vier Team-Captains der Unicorns.
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In Schwäbisch Hall Eintracg ins Goldene Buch
Gegen Stuttgart hatte man nach dem knappem 14:13-Erfolg der Unicorns im letzten Hauptrunden-Spiel beider Mannschaften ein enges Duell erwartet. Doch Schwäbisch Hall ist von Beginn an überlegen, spielt die Laufspielzüge sauber aus. Die französische Quarterback Marine Paris läuft zur 7:0-Führung in die Endzone, Nova Sernler sorgt für das 14:0. Erst kurz vor Schluss verkürzen die Stuttgarterinnen, die von der enormen Lautstärke im Stadion beeindruckt schienen. Die Gastgeberinnen hatten sich darauf im Training vorbereitet, indem die Mitspielerinnen von draußen reingegrölten.
Lautstark und stimmungsvoll wurde es auch bei der Meisterfeier, dem tags darauf ein Empfang im Rathaus bei Oberbürgermeister Daniel Bullinger folgte. Mit Eintrag ins Goldene Buch und Jubelfoto auf dem Rathaus-Balkon. „Es ist einmalig, wie in Schwäbisch Hall Football gefördert wird“, staunte Lena Müller, die regelmäßig die viereinhalbstündige Fahrt zu Spielen und Training nach Baden-Württemberg auf sich nimmt. Und nun beim „Ladies Bowl“ von eigens ins Ländle gereisten Familie und Freunden aus Volmarstein unterstützt wurde.
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Ohne Trainer der Sauerland Mustangs nicht möglich
Im Augenblick des größten sportlichen Erfolgs dachte Lena Müller an ihre Football-Anfänge 2017 bei der Sauerland Mustangs. „Ich habe direkt mit meinem ersten Coach in Hagen, Eric Möller, geschrieben“, erzählt sie, ohne ihn wäre sie nicht da, wo sie jetzt ist. „Ich war immer wissbegierig, habe mir große Ziele gesetzt“, sagt sie, die nationale Spitze hat sie erreicht.
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Weltmeisterschaft 2026 könnte Ziel sein
International könnte die Weltmeisterschaft 2026 ein Ziel sein, ob es noch eine Qualifikationschance für das deutsche Nationalteam gibt, ist offen. „Die International Federation of American Football will die WM größer machen“, weiß die Volmarsteinerin. Ende Oktober hat sie ein Nationalteam-Camp im Kalender, einen Monat später den Football-Cup im schwäbischen Malmö mit den Unicorns.
Ob sie auch in der nächsten Saison für den Deutschen Meister spielt, weiß die Volmarsteinerin noch nicht. „Ich war jetzt seit Januar ständig unterwegs, habe mich sehr auf die Off-Season und ein paar Wochen Ruhe gefreut“, sagt Lena Müller, die im heimischen Familienbetrieb arbeitet, und räumt ein: „Ich überlege, schaffe ich das körperlich, mental und finanziell noch.“ Zumal es eine weit nähere Alternative gibt: Ab 2025 stellen die Cologne Ronin Ladies das erste NRW-Team in der 1. Damen-Bundesliga.