Wetter/Schwäbisch-Hall. Den Traum vom Debüt im Football-Nationalteam hat sich Lena Müller erfüllt. Wie die Volmarsteinerin nun nach dem deutschen Titel greift
Mit dem American Football begonnen hat Lena Müller erst 2017, damals bei den Sauerland Mustangs in Hagen. In diesen sieben Jahren hat die Volmarsteinerin Erstaunliches erreicht, spielte im Mutterland der Sportart für Seattle Majestics in der Women’s National Football Conference (WNFC), wurde vor Jahresfrist ungeschlagen Zweitliga-Meister mit Schwäbisch Hall Unicorns. 2024 indes hielt und hält für die 32-Jährige noch einmal Steigerungen bereit - sie debütierte im deutschen Frauen-Nationalteam. Damit nicht genug, mit dem Verein in Schwäbisch Hall - aktuell ungeschlagene Nummer eins in der Bundesliga - steht der Höhepunkt noch bevor. „Unser Ziel ist es, deutscher Meister zu werden“, macht Lena Müller deutlich.
„Den Adler auf der Brust zu tragen, ist schon toll.“ Über ihr Debüt im Football-Nationalteam gerät Lena Müller schnell ins Schwärmen. Über ein unglaubliches Wochenende in Finnland mit vielen tollen Menschen, über die Aufregung, über Erinnerungen, die ein Leben bleiben werden. Auch wenn das deutsche Team im Duell um die Vize-Europameisterschaft in Finnland mit 7:20 unterlag. „Es war traurig, dass wir den Sieg nicht mit nach Hause genommen haben“, erklärte sie nach ihrer internationalen Premiere im Myyrmäen Jalkapallo-Stadion im finnischen Vantaa. In der zweiten Halbzeit wurde sie vom deutschen Head Coach Sebastian Ayernschmalz eingewechselt. „Für mich war es schon ein kleiner Erfolg, dass ich auf dem Feld war, als der deutsche Touchdown gelang“, sagt sie.
Ladies Bowl am 5. oder 6. Oktober
Im Spitzenspiel der Damenbundesliga (DBL) besiegten die Schwäbisch Hall Unicorns Women die Stuttgart Scorpions Sisters mit 14:13. Sie stehen damit bereits vorzeitig als Teilnehmerinnen am Ladies Bowl, dem Endspiel um die deutsche Damenmeisterschaft fest, das am 5. oder 6. Oktober stattfindet. Der Endspielort steht noch nicht fest, für die Austragung haben sich auch die Unicorns beworben. Das etzte Spiel der Hauptrunde der Unicorns Women findet am 25. August im Hagenbachstadion gegen die Erlangen Rebels statt.
Weltmeisterschaft 2025 ist Ziel
Hinter dem ungeschlagenen Europameister Spanien geht es bei den über zwei Jahre ausgetragenen „IFAF Women’s European Championships 2023/24“ nun um die Platzierungen. Da Schweden das letzte Spiel in Deutschland abgesagt hat, ist die Saison für das deutsche Nationalteam vorbei. Nun hängt es vom Duell Großbritannien - Finnland ab, wer bei der EM wo landet. Und sich noch für die Weltmeisterschaft 2026 qualifizieren kann. Für Lena Müller, die seit frühester Kindheit mit Typ-1-Diabetes leben und gerade beim Sport stets den Blutzuckerspiegel kontrollieren muss, hat sich mit der Nationalteam-Nominierung aber schon ein Wunschtraum erfüllt. „Als ich bei einem Diabetiker-Kurs Jugendliche betreut habe, haben wir über Wünsche gesprochen. Und ein 13-Jähriger hat gesagt, sein Traum wäre die Nationalmannschaft“, erzählt sie, „da habe ich mir gedacht, es wäre doch cool, im Football-Nationalteam zu spielen.“
Im Vorjahr wurde die Offense-Linerin schon zum Auswahl-Camp des American Football Verband Deutschland (AFVD) eingeladen, schaffte es aber nicht in den finalen Kader. „Dieses Jahr hat es aber geklappt, es war eine intensive Zeit“, sagt sie. Die Volmarsteinerin wurde unter 200 talentierten Spielerinnen, die an den offenen Trainings mit dem Coaching-Staff der Frauen-Nationalmannschaft teilnahmen, für das 75-köpfige Aufgebot nominiert. Und schließlich beim Vorbereitungscamp in Göttingen in den endgültigen 45er-Kader berufen, der das Nationalteam in Finnland repräsentierte. Nicht von ungefähr gemeinsam mit fünf Teamkolleginnen aus Schwäbisch Hall. „Unsere Vereinscoaches fordern sehr viel von uns“, sagt sie, „wir arbeiten im Training seit Januar, das ist nicht normal.“
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Anfang Oktober beim Ladies Bowl
Es zahlt sich aber offensichtlich nach dem Aufstieg auch in der Damenbundesliga (DBL) für die Unicorns, bei denen Lena Müller als eine von mehreren Team-Captains fungiert, aus. Gegen Meister Hamburg Amazons (27:0) und die Berlin Kobras (18:12), die Teilnehmer des letztjährigen deutschen Finales, startete man furios, auch die Munich Cowboys (21:6) und die Saarland Lady Canes (39:0) wurden klar bezwungen. Und im Spitzenspiel gegen die bis dahin ebenfalls ungeschlagenen Stuttgart Scorpions Sisters sicherten die „Einhörner“ mit einem knappen 14:13-Sieg bereits die Teilnahme am Ladies Bowl, in den die beiden Erstplatzierten der Hauptrunde einziehen. „Eine längere Saison wäre schön“, hoffte Lena Müller schon zur Saisonmitte auf den Einzug ins deutsche Finale Anfang Oktober, „im letzten Jahr hatten wir wegen der vielen Absagen nur vier Spiele in der 2. Bundesliga, das war schon frustrierend.“
„Als ich bei einem Diabetiker-Kurs Jugendliche betreut habe, haben wir über Wünsche gesprochen. Und ein 13-Jähriger hat gesagt, sein Traum wäre die Nationalmannschaft. Da habe ich mir gedacht, es wäre doch cool, im Football-Nationalteam zu spielen.“
Training bei Solingen Assassins
Im viereinhalb Autostunden entfernten Schwäbisch Hall spielt die Volmarsteinerin, weil es in Nordrhein-Westfalen keine erstklassigen Frauenfootball-Teams gibt. Und trainiert regelmäßig in Baden-Württemberg, dann arbeitet die angehende Kauffrau für Büromanagement im Familienbetrieb im Home-Office. Ansonsten hält sie sich mit Krafttraining und im Training bei Zweitligist und Ex-Klub Solingen Assassins fit. Ein enormer Aufwand, doch Football ist seit sieben Jahren ihre große Leidenschaft. Mittlerweile auf höchstem Niveau in Deutschland.