Wetter/Bremen. Bundesliga verpasst: Heimische Wassersportler verlieren bei der Deutschen Meisterschaft im Kanupolo in Bremen das Relegationsspiel gegen Wuppertal.

Ein sonniger Morgen auf dem Werder See in Bremen: Die Herrenmannschaft des KC Wetter steht im Viertelfinale den Gegnern des DRC Neuburg gegenüber. Die 53. Deutsche Meisterschaft ist der Höhepunkt der Kanupolo-Saison für den Kanu Club Wetter/Ruhr 1901.

Zwei Ligaspieltage mit Begegnungen gegen jeweils sechs Vereine liegen hinter den Mannschaften der zweiten Bundesliga. Zwei Spieltage, die den KC Wetter auf Rang zwei der Tabelle gebracht haben und somit auf einen Platz in den Play-offs. Die acht Mannschaften der zweiten Bundesliga, die sich qualifizieren konnten, spielen auf der Deutschen Meisterschaft um den Aufstieg in die erste Bundesliga. Konnten Niederlagen vorher noch ausgeglichen werden, sollte nun das Spielergebnis über das Ausscheiden oder den Aufstieg entscheiden. Für möglichst genaue Ergebnisse wird „Best of three“ gespielt. Gewonnen hat derjenige, der zuerst zwei Spiele für sich entscheiden kann.

Guter Start ins Turnier

Krankheits- und verletzungsbedingt traten die Wetteraner gegen Neuburg in geschwächter Formation an. Mark Terstegge, erfahrener Bundesligaspieler, konnte die Mannschaft nicht unterstützen, was sie sich im ersten Spiel aber nicht anmerken ließ. Mit einem 4:3-Sieg starten die Jungs von der Ruhr gut ins Turnier. Das zweite Spiel ging mit einem 8:3-Erfolg klar an die Mannschaft in Schwarz aus Wetter.

Feuer aufs Wasser zu bringen, darum geht es in den entscheidenden Spielen, denn oft gewinnt nicht die bessere Mannschaft, sondern die, die voller Emotion dabei ist. Und diese Emotionen sind bei der Deutschen Meisterschaft noch stärker zu spüren als bei den Bundesligaspieltagen oder Turnieren. Die ganze Saison wird auf dieses Event hingearbeitet. Die Emotionen schlagen sich in verschiedenen Momenten nieder: Das Aufwärmen wird intensiver, die Spieler pushen sich gegenseitig, wenn sie auf das Wasser gehen, und im Spiel spielt die Auswechselzone mit. Das bedeutet, dass die Auswechselspieler ihre Teamkameraden in der Abwehr anfeuern, insbesondere die „Pfosten“, die äußeren Abwehrspieler der Dreierreihe vor dem Torwart, die versuchen, die gegnerischen Blocker daran zu hindern, die Abwehr auseinanderzuschieben.

Das Halbfinale gegen die Sportfreunde aus Wuppertal gestaltete sich deutlich schwieriger als das Spiel gegen Neuburg. Nach einer 2:4-Niederlage im ersten Spiel legten die Wetteraner in der zweiten Partie einen Zahn zu. Sie kämpften sich nach einem 2:4-Rückstand wieder heran und erzielten in der letzten Minute den Ausgleichstreffer, woraufhin das Spiel ins „Golden Goal“ – die Verlängerung im Kanupolo – ging. „Letztes Tor gewinnt“ ist die Regel, der nächste Treffer ist spielentscheidend. Trotz anderthalb Minuten foulbedingter Unterzahl traf Till Blanke ins Tor der Gegner und entschied das Spiel zugunsten der Wetteraner.

„„90 Prozent unserer Spieler sind noch keine 21 Jahre alt, da fehlt einfach die Spielerfahrung. Die gewinnt man nur auf Turnieren, und davon haben wir dieses Jahr schlichtweg zu wenige gespielt.““

Sven Spenner
1. Vorsitzender des KC Wetter

Im entscheidenden dritten Spiel traten die beiden Teams erneut auf Augenhöhe gegeneinander an. 0:0 zur Halbzeit, 1:1 zum regulären Spielende, geschenkt wurde sich nichts. Wieder ging das Spiel in die Verlängerung. Trotz einer Unterzahl gelang den Wuppertalern der Siegtreffer. Der Einzug in das Finale und somit die Chance auf einen direkten Aufstieg als Tabellenerster blieb den Wetteranern verwehrt. Aber durch zwei nachfolgende Siege gegen den ACC Hamburg sicherten sich die heimischen Kanuten den dritten Platz in der Tabelle und somit das Relegationsspiel gegen den Zehnten aus der ersten Bundesliga, den TuS Warfleth.

Am Sonntagmorgen zeichnete sich nach dem ersten Spiel gegen Warfleth schon ab, was sich bisher niemand getraut hatte auszusprechen. Der TuS ging mit einem klaren 6:2-Sieg aus der Begegnung. Die Wetteraner wurden durch Ausfälle von Sören Kraemer und Sven Spenner weiter geschwächt. Im letzten Spiel standen die Erstligisten aus Niedersachsen damit quasi der U 21-Mannschaft aus Wetter gegenüber. Mit Yves Terstegge konnte lediglich noch einer der ursprünglich vier erfahrenen Bundesligaspieler die Mannschaft unterstützen. Das Ergebnis war desaströs, das 2:16 deutlich. „Wir gehören einfach noch nicht in die erste Liga“, sprach Sören Kraemer das Unvermeidliche dann doch aus.

Trotz des verpassten Aufstiegs gab es eine Ehrung für (von rechts) Claus Berger, Finn Crone, Tim Siemon, Carl Berger, Nils Blanke, Till Blanke und Sven Spenner.
Trotz des verpassten Aufstiegs gab es eine Ehrung für (von rechts) Claus Berger, Finn Crone, Tim Siemon, Carl Berger, Nils Blanke, Till Blanke und Sven Spenner. © WP | KC Wetter

Die Ursachen für die Niederlage waren vielseitig. Eine genaue Analyse der Saison soll nach dem Saisonabschluss mit dem eigenen Harkortcup am 14. und 15. September erfolgen. Sven Spenner, 1. Vorsitzender und Bundesligaspieler des KC Wetter, fand schon vorab klare Worte: „Es wäre zu einfach zu sagen, dass die Erfahrenen nicht fit genug und die Fitten nicht erfahren genug gewesen seien.“ Es sei deutlich geworden, dass der Weg in die erste Liga noch ein weiter sei. „90 Prozent unserer Spieler sind noch keine 21 Jahre alt, da fehlt einfach die Spielerfahrung. Die gewinnt man nur auf Turnieren, und davon haben wir dieses Jahr schlichtweg zu wenige gespielt“, resümierte der Vorsitzende.

Natürlich gilt es zu berücksichtigen, dass die Wetteraner in ihrer Startaufstellung beeinträchtigt wurden durch den Ausfall der älteren Spieler, die vor allem in Drucksituationen ihre Erfahrung als entscheidenden Faktor hätten einsetzen können. Und manchmal fehlte auch die Prise Glück, die für ein Golden Goal entscheidend ist. „Die Fehler, die wir machen, die machen wir nicht, weil wir schlecht sind“, führt Spenner weiter aus. „Die erste Liga ist einfach eine andere Liga, die spielen da ein ganz anderes Polo. Das Spiel ist schneller, härter, die Spieler fitter und erfahrener. Wir sind eine starke Mannschaft in der zweiten Bundesliga, und deswegen stehen wir heute auf dem dritten Platz“, erläutert Spenner.