Hohenlimburg. Im nächsten Jahr soll in Hagen ein neuer Kunstrasen-Platz gebaut werden. Der SV Hohenlimburg 10 will vermeintliche Halbwahrheiten korrigieren.

Beide wollen ihn, aber nur einer erhält kurzfristig den Zuschlag: Die Diskussion über den nächsten Kunstrasen-Umbau auf einem Fußballplatz in Hagen spitzt sich weiter zu. Eine Mehrheit in Politik und Verwaltung befürwortet nach wie vor den Stadtbezirk Haspe als Standort, doch in Hohenlimburg hat man eigene Gründe, warum der Schuh dort besonders heftig drückt.

Als Reaktion auf die bisherige Berichterstattung zu diesem polarisierenden Thema hat der SV Hohenlimburg 1910 die Stadtredaktion zum Zehner-Treff eingeladen, jenes Bistro, das sich auf dem idyllischen Gelände des Kirchenbergstadions befindet. Ein Meer von Bäumen umsäumt das üppige Gelände, auf dem sich ein Naturrasenplatz und angrenzend auch ein Kunstrasenplatz befindet. Kurzum: Wer als unbedarfter Besucher und ohne Vorkenntnisse diese Anlage betritt, der könnte auf den ersten Blick denken, dass sich jeder Westfalenligist die Finger danach lecken würde, um hier trainieren und spielen zu dürfen.

Hohenlimburg: Zehner-Funktionäre halten Zahlen für trügerisch

Wie die Zehner-Funktionäre Willy Strüwer und Hans-Werner Hartung erklären, sei der erste Blick aber trügerisch. Die Hohenlimburger liebten zwar ihr Erich-Berlet-Stadion, der SV habe aber mit Widrigkeiten zu kämpfen, die in der Kunstrasen-Debatte zu kurz kämen: „Bei den blanken Zahlen, die das Service-Zentrum Sport (SZS) anführt, wird die Situation vor Ort nicht so berücksichtigt, wie wir uns das wünschen würden“, sagt Strüwer.

Mehr zum Thema

Zum Hintergrund: Bereits im Juni hat das SZS ausführlich auf eine Anfrage aus der Politik geantwortet. In dem Schreiben, in dem das Sportamt auch begründete, warum der Stadtbezirk Haspe als nächstes an der Reihe sein müsse, ging es auch um den Standort Hohenlimburg. Allein die Zahl der Teams, die laut Vergaberichtlinie einen Anspruch auf die Nutzung eines Kunstrasenplatzes haben, sei bei der Wahl des nächstes Standortes entscheidend, sagt die Verwaltung. Ein Umstand, der aus Hohenlimburger Sicht zu kurz gedacht ist.

Mit einigen der Aussagen, die im Schreiben standen, sind die Hohenlimburger jedenfalls nicht einverstanden: „Zum Beispiel war die Rede davon, dass der Naturrasen nur einige Male im Jahr witterungsbedingt nicht bespielbar sein soll. Wenn man sich die Realität anschaut, stimmt das aber einfach nicht. Wenn wir die Wochen zusammenzählen, in denen der Platz für uns faktisch nicht nutzbar ist, dann ist der Naturrasen annähernd das halbe Jahr nicht bespielbar“, sagt Willy Strüwer.

Naturrasen fällt viele Wochen im Jahr weg

Die Trainingssituation sei wie in vielen anderen Fußball-Vereinen in der Stadt sehr angespannt. Der Naturrasenplatz gehört traditionell nur der ersten Herrenmannschaft und den Landesliga-Damen, auf dem Kunstrasen wird der Trainingsbetrieb für alle weiteren Senioren und die Jugendmannschaften sichergestellt. „Wenn der Naturrasen ausfällt, dann müssen logischerweise alle auf den Kunstrasen ausweichen“, erläutert Strüwer.

Kirchenbergstadion in Hohenlimburg.
Kirchenbergstadion in Hohenlimburg. © Stadt Hagen | Karsten-Thilo Raab

„Wir sind sehr stolz auf unsere Anlage. So mancher Neuzugang war sichtlich beeindruckt, als er hier das erste Mal stand. Wenn er in der Vorbereitung dann aber auf nur einer Hälfte des Kunstrasen trainieren muss, weil eine andere Mannschaft die andere Hälfte blockiert, dann ist das für einen Spieler in der Westfalenliga nicht mehr so schön“, findet Strüwer. Hinzu komme die Tatsache, dass das zusätzliche sogenannte Kleinfeld auf dem Kirchenberg-Areal praktisch nicht trainingstauglich sei: „Da kann eine Jugendmannschaft mal ein paar Übungen machen und der Platz wird auch hin und wieder eingebunden, aber als wirkliche Trainingsmöglichkeit kann man das nicht werten.“

Nackte Zahlen können nicht als Maßstab dienen

Dass bei der Standortbestimmung die blanken Zahlen der anspruchsberechtigten Teams betrachtet würden, sei nicht fair: „Eine Westfalenliga-Mannschaft der Senioren bedeutet viel mehr Aufwand als eine D-Jugend. Deshalb kann man die nackten Zahlen überhaupt nicht wirklich als Maßstab nehmen“, findet Strüwer. Der SV Hohenlimburg rechnet vor: „Wir haben also einen Naturrasen, der wegen seiner Anfälligkeit nur das halbe Jahr nutzbar ist, dazu haben wir einen voll ausgelasteten Kunstrasen und dieses Kleinfeld, das flächenmäßig einem Zehntel von einem normalen Fußballplatz entspricht. Das alles für mehr als 20 Mannschaften und trotz stetigen Zulaufs seit der Corona-Pandemie“, erläutert Hans-Werner Hartung.

In der Diskussion, so finden die Zehner, müsse man bei der Standortbestimmung mehr in die Tiefe gehen, um die jeweilige Situation vor Ort zu erfassen: „Das gilt im Übrigen auch für Haspe. Wir wollen nicht, dass Vereine oder ganze Stadtteile gegeneinander ausgespielt werden. Die Sportlerfamilie sollte zusammenhalten und der richtige Standort soll ermittelt werden. Wir möchten lediglich, dass die Situation vor Ort richtig dargestellt wird“, betont Strüwer. Egal, welcher Standort am Ende den Zuschlag verdient haben sollte.