Hagen. Trotz Verletzungen und anderen Widrigkeiten arbeitet Tobias Müller hart an seinem Traum vom Profi-Radsport - und erzielt beeindruckende Erfolge.

Es war ein harter Rückschlag für den Hagener Tobias Müller: Im August vergangenen Jahres verpasst der junge Radsportler aufgrund eines Schlüsselbeinbruchs die Teilnahme an der Deutschland Tour. Ausgerechnet die Tour, die auf der dritten Etappe von Arnsberg-Neheim nach Essen über Berchum und Bathey nahezu unmittelbar vor seiner Haustür vorbeiführte. „Das war schon eine große Enttäuschung“, sagt der 20-Jährige.

Tobias Müller: Rückschläge als Herausforderungen

Der Umgang mit Rückschlägen sei eine der größten Herausforderungen. Dass er diese Herausforderungen meistern kann, hat Müller in den vergangenen Monaten mehr als bewiesen: Nach nur zwei Wochen nach seiner ersten Verletzung sitzt er bereits wieder im Sattel und bereitet sich auf die Radklassiker Münsterland-Giro und Paris-Tours vor. „Mir war es unheimlich wichtig, die Saison mit einem Rennen zu beenden und nicht mit einer Verletzung.“

Doch im Frühjahr dieses Jahres dann der nächste Rückschlag: Tobias Müller bricht sich nach einem Sturz bei einem Rennen auf Mallorca erneut das Schlüsselbein, hinzu kommen Schmerzen im Knie und im Rücken: „Anfangs wusste ich nicht, woher die Schmerzen kommen. Nicht zu wissen, was man genau dagegen tun kann, ist besonders belastend und nagt mental sehr an einem.“ Doch der junge Athlet, der seit zwei Jahren im Fördersystem der Bundeswehr ist, lässt sich davon nicht abschrecken, er kämpft mit viel Ehrgeiz für seinen Traum von einer Karriere als Radprofi.

Müller belegt bei der Deutschen U23-Meisterschaft den siebten Platz.
Müller belegt bei der Deutschen U23-Meisterschaft den siebten Platz. © Mareike Engelbrecht | Mareike Engelbrecht

Dieser Kampfgeist zahlt sich aus. Denn bereits kurz nach seiner zweiten Verletzung belegt der 20-Jährige den zweiten Platz beim ersten Rennen der Rad-Bundesliga und übernimmt auch das Sprinttrikot. Mittlerweile ist er nach vier Wertungsrennen sogar Gesamtführender der wichtigsten nationalen Rennserie. Außerdem erreicht er unter anderem Platz drei beim Internationalen Profi-Straßenrennen Paris-Troyes, wird Siebter bei der Deutschen Meisterschaft der U23, belegt als Jüngster in den Top-20 den 19. Rang bei der Elite-Meisterschaft und wird gegen Profikonkurrenz aus der WorldTour Auftaktdritter der Tour de l`Ain in Frankreich.

Ganzkörpertraining wichtig

20 bis 25 Stunden pro Woche trainiert Tobias Müller dafür: „Das ist allerdings nicht nur das Training mit dem Rad, dazu zählt auch Krafttraining an den Geräten und Stabilisationstraining. Radfahren ist eine sehr einseitige Sportart, und deshalb ist es wichtig, den gesamten Körper zu trainieren.“ Seine Begeisterung für den Radsport kommt nicht von ungefähr. Schon seine Eltern, Ulrich und Viola Müller, waren zu ihren aktiven Zeiten erfolgreiche Radsportler und unterstützen heute Sohn Tobias. „Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern so dahinterstehen. Ich weiß, dass das ohne diese Unterstützung oftmals schwieriger wäre.“ Die Begeisterung für diesen Sport bei Tobias Müller ist spürbar: „Bei keinem anderen Sport ist man so nah dran an den Sportlern, seinen Idolen. Der Radsport ist wie eine große Familie“, sagt Tobias Müller.

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Routinen vor einem Wettkampf, helfen ihm dabei, sich auf das Rennen zu konzentrieren und vorzubereiten: „Ich ziehe vor jedem Rennen immer zuerst die Socken an und arbeite mich dann von unten nach oben. Sobald ich meine Brille aufsetze, weiß ich, dass es gleich losgeht“, berichtet er. Neben dem Radsport hat Tobias Müller noch eine zweite Leidenschaft: Kaffee. „Ich glaube, das ist so ein Radfahrer-Ding. Ich trinke gerne Kaffee und bereite ihn gerne zu. Dafür beschäftige ich mich auch schon mal länger mit diesem Thema“, gibt er zu und lacht.

Besondere Höhepunkte

Mitte Oktober endet die Saison, doch bis dahin stehen noch einige Höhepunkte auf dem Plan für Tobias Müller: „Ich freue mich vor allem auf die Deutsche Meisterschaft auf der Bahn, aber auch die Straßen-EM und WM würde ich gerne fahren. Vielleicht fahre ich auch die Deutschland-Tour mit der Nationalmannschaft.“ Im Oktober gebe es dann eine vierwöchige Pause bis zur Vorbereitung auf die kommende Saison. Eine Zeit, die Tobias Müller gerne mit seinen Teamkollegen an Orten verbringt, an denen nicht unbedingt Radrennen stattfinden: „Die ersten Tage fällt es allen schwer, Abstand vom Sport zu bekommen. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem wir alle, auch mental, mal abschalten können.“

Als sein Vorbild nennt Müller unter anderem Jan Ullrich: „Ullrich ist vor allem menschlich ein Idol für mich. Ich finde es beeindruckend, wie er mit seinen Rückschlägen umgegangen ist und heute darüber berichtet.“ Doch auch der 20-Jährige beweist schon jetzt, dass er mit seinem Kampfgeist und viel Ehrgeiz, zu den Sportlern gehört, die sich durch Rückschläge und Verletzungen nicht entmutigen lassen.

„Ich ziehe vor jedem Rennen immer zuerst die Socken an und arbeite mich dann von unten nach oben.“

Tobias Müller, Radsportler aus Hagen