Paris/Herdecke. Bei seinem Olympia-Debüt coachte er Alexander Zverev zur Goldmeaille. So sieht Michael Kohlmann die deutschen Chancen in Paris.
Ein Sportler aus dem Ruhrtal ist bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris nicht vertreten, ein Herdecker dagegen wird in der französischen Hauptstadt dennoch aktiv - in zentraler Position: Davis Cup-Teamchef Michael Kohlmann betreut in Paris gemeinsam mit Billie Jean King Cup-Kapitän Rainer Schüttler die deutschen Spielerinnen und Spieler. Für den 50-jährigen Herdecker ist es die zweite Olympia-Teilnahme, 2021 in Tokio coachte er Alexander Zverev in Tokio zur Goldmedaille.
„Für mich sind es die allerersten Olympischen Spiele. Es ist ein absolutes Highlight, als Teil des Team Deutschland dabei zu sein“, hatte er sich vor drei Jahren auf seine Premiere bei Olympia, die er als Tennis-Profi trotz zwei Jahrzehnten in der internationalen Spitze nicht feiern konnte, gefreut. Auch wenn angesichts der Corona-Pandemie bei den um ein Jahr verschobenen Spielen in der japanischen Hauptstadt Zuschauer nicht erlaubt waren und er häufig allein auf der Tribüne saß. Beim 6:3, 6:1-Finalsieg seines Schützlings Alexander Zverev gegen den Russen Karen Chatschanow im Ariake Tennis Park von Tokio konnte er dort mitfiebern. Und bekannte später: „Damit hat er mit Sicherheit Geschichte geschrieben.“
- Herdecker Trainer feiert Goldmedaille bei Olympia-Premiere
- 50. Geburtstag: Kohlmann hat mit Daviscup-Team große Ziele
- Olympia: Auf die Sportler aus der Region müssen Sie schauen
- Mit Fotos: Diese elf Herdecker trumpften bei Olympia auf
- Als auch der TuS Wengern einen Doppel-Olympiasieger hatte
An den Erfolg von Tokio würden Kohlmann und Zverev in Paris gern anknüpfen. Wobei Kohlmann darauf setzt, dass die Nichtberücksichtigung Zverevs als Fahnenträger - bei der Wahl durch Fans und das deutsche Olympia-Team musste er sich Basketball-Weltmeister Dennis Schröder klar geschlagen - geben, diesen nur noch mehr motiviert. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn das eher noch anspornt, als dass es ihn so beschäftigt, dass er dann schlechter spielt“, sagte Kohlmann der DPA in Paris.
Beim Olympia-Turnier im Stade Roland Garros rechnet der Herdecker, der seit Ende 2020 als Nachfolger von Boris Becker als „Head of Men’s Tennis“ im Deutschen Tennis-Bund fungiert, fest mit einem wieder fitten Zverev. „Es sieht jetzt so aus, dass er hier auf jeden Fall gut spielen kann», sagte Kohlmann nach den ersten Trainingseinheiten in Paris. Die Finalniederlage bei den French Open an selber Stelle gegen Carlos Alcaraz aus Spanien vor sechseinhalb Wochen könne Zverev zwar „nicht so locker abschütteln», räumte Kohlmann ein: „Er hat jetzt aber eine gute Chance, in einem anderen Event sich wieder gute Erinnerungen zu schaffen.“
Zumal Zverev bei der Auslosung ein Erstrunden-Duell gegen Spaniens Sandplatzkönig Rafael Nadal erspart blieb, er tritt gegen dessen ungesetzten Landsmann Jaume Munar an. „Sascha ist in der Partie der Favorit, aber Munar ist ein unangenehmer Spieler, der viele Bälle zurückbringt. Insgesamt ist es keine leichte Auslosung, die wir als Team hier in Paris erwischt haben“, bilanziert Michel Kohlmann, der in Paris auch Jan Lennard Struff, Dominik Koepfer, Maximilian Marterer und das Doppel Kevin Krawietz/Tim Pütz aus seinem erfolgreichen Daviscup-Team betreut. Für Jan-Lennard Struff gibt es in Paris ein Wiedersehen mit Alex de Minaur. Bei den French Open in diesem Jahr hatte Struff in der dritten Runde gegen den Australier knapp in vier Sätzen verloren. „Einen Top-Ten-Spieler in der ersten Runde zu kriegen, ist alles andere als eine einfache Auslosung. Hoffnung macht, dass Struff de Minaur in Monte-Carlo auch schon einmal auf Sand besiegen konnte“, sagt Kohlmann.