Sundern. Die Hagenerin Alana Wellershaus schafft den 15 Kilometer langen Silvesterlauf um den Sorpesee. Sechs Monate Training haben sichb ausgezahlt.

Es zog sich auf den letzten Metern, doch das war zu erwarten. Immerhin: Zum Ende meinte die Strecke es gnädig mit uns, der Weg ins Ziel führte bergab. „Noch weniger als 1000 Meter!“ Was als Motivation gedacht war, verursachte bei Alana Wellershaus nur ein erschöpftes Lächeln. Doch kurze Zeit später ist es geschafft: 15 Kilometer hat die Hagener Laufanfängerin bewältigt. Für unsere Serie „Von 0 auf 15“ haben wir sie ein halbes Jahr lang begleitet.

Eigentlich war ein Start beim Silvesterlauf von Werl nach Soest geplant. 15 Kilometer auf der Traditionsstrecke mit tausenden anderen Läufern, angefeuert von vielen Zuschauern. Doch nach der coronabedingten Absage wurde es die Runde um den Sorpesee. Unbekanntes Terrain für die Hagener Läuferin, dessen Heimstrecke der Hengsteysee ist. Doch die Landschaft entschuldigte dafür: Durch Waldwege und ohne viele Spaziergänger führte die Strecke einmal um das Gewässer.

Stolze Finisher: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der WP-Serie „Von 0 auf 15“ nach ihrem Zieleinlauf.
Stolze Finisher: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der WP-Serie „Von 0 auf 15“ nach ihrem Zieleinlauf. © Unbekannt | Dietmar Reker

Die Staumauer kommt nicht näher

Die ersten Kilometer vergingen schnell, zu groß war die Aufregung. Aber so flach wie erhofft war das Streckenprofil nicht. Zwar gab es keine großen Berge, dafür leichte Steigungen, die sich immer länger zogen. Und auch die Staumauer – welche das Erreichen der Hälfte des Weges visualisierte – kam einfach nicht näher. „Und du bist dir wirklich sicher, dass es nur 15 Kilometer sind?“, fragte Alana Wellershaus mehr als einmal auf der Strecke. Aber niemand hatte sich vermessen: 15,14 Kilometer zeigte die Uhr am Ende, als die 29-Jährige wieder durch die Zielbanner der Westfalenpost lief, von denen aus sie vorher gestartet war.

Bis dahin war es nicht nur von den Kilometern her ein weiter Weg. Das Ziel schien einfach nicht näher zu kommen, während die Kräfte allmählich schwanden. Immer wieder schlängelte sich der Weg entlang der Landesstraße L687 Hügel hinauf. Während man links den Ausblick auf den See genießen konnte, war die Hagener Läuferin vor allem damit beschäftigt, voranzukommen. Und sie quälte sich tapfer jede Steigung hinauf, sammelte neue Kraft und lief immer weiter. Eine Gehpause war keine Option, der Stolz verbot es. „Ich möchte nicht hören, wie weit es noch ist. Das demotiviert mich nur“, lautete die Ansage, die natürlich auch befolgt wurde.

Motivation durch fremde Läufer

Genügend Motivation gab es auf der Strecke von wildfremden Sportsfreunde. „Ihr macht das super!“, „Weiter so!“, riefen Läuferinnen und Läufer beim Vorbeilaufen oder Überholen. Und auf der zweiten Hälfte der Strecke wurde es auf einmal voll. Dutzende Läuferinnen und Läufer, viele im Trikot des Marathon Clubs Menden, hatten sich versammelt, um ein letztes Mal vor dem Jahreswechsel gemeinsam aktiv zu werden.

Einige von ihnen absolvierten auch den virtuellen Silvesterlauf von Werl nach Soest, hier und da zeigte sich ein Finisher-Trikot des Traditionslaufs mit der Jahreszahl 2021. Und sie alle grüßten sich gegenseitig, machten sich Mut und motivierten sich. So auch die Teilnehmer der anderen WP-Redaktionen, die im Ziel warteten. Wettkampfgedanken? Neid? Keine Spur. Man freute sich füreinander, immerhin konnten sich am Ende alle als Gewinner fühlen.

Noch ein paar Meter, dann ist es geschafft! Alana Wellershaus (links) wenige Schritte vor dem Ziel.
Noch ein paar Meter, dann ist es geschafft! Alana Wellershaus (links) wenige Schritte vor dem Ziel. © Unbekannt | Dietmar Reker

Vor sechs Monaten reichte es bei Alana Wellershaus gerade einmal für eine knapp sieben Kilometer lange Runde um den Hengsteysee. Und das auch nur mit Gehpausen, die immer wieder eingestreut werden mussten. An eine zweistellige Kilometerzahl war gar nicht zu denken, die 15 Kilometer wirkten wie ein unerreichbares Ziel.

Dem Laufen will sie treu bleiben

Doch hartes Training, Selbstdisziplin und der unbedingte Wille, es schaffen zu wollen, haben dafür gesorgt, dass die 29-Jährige sich nun als Finisherin des Silvesterlaufs bezeichnen kann. Dem Laufen will sie treu bleiben, „denn inzwischen hat es wirklich angefangen Spaß zu machen.“ Und ein bestimmtes Ziel hat sie für das kommende Jahr schon: Einmal bei einer „richtigen“ Laufveranstaltung teilnehmen, um die Atmosphäre auch einmal mit Zuschauern aufzusaugen.

Auch wenn sie bei der Frage nach einer Fortsetzung 2022 beim „echten“ Silvesterlauf, aber noch ein bisschen abwiegelte: „Es muss ja nicht im Rahmen einer WP-Serie sein.“