Hagen. Laufanfängerin Alana Wellershaus bereitet sich auf den Silvesterlauf vor. Ihr Umfeld ist darüber irritiert, wie sie unserer Serie verrät.

„Warum tue ich mir das eigentlich an?“ Ein Satz, den Alana Wellershaus in den vergangenen Monaten des Öfteren laut ausgesprochen und vermutlich noch viel häufiger gedacht hat?

Die 29-Jährige hat ihre Zusage gegeben, beim Silvesterlauf von Werl nach Soest an den Start zu gehen. 15 Kilometer müssen absolviert werden. In unserer Serie „Von 0 auf 15“ begleiten wir die Hagenerin auf ihrem Weg und erfahren, was auch ihr Umfeld zu dem Vorhaben sagt: „Die ersten Reaktionen schwankten zwischen Ungläubigkeit und Schmunzeln“, erinnert sich Alana Wellershaus, wie sie zum ersten Mal von ihrer Anmeldung berichtete.

Und sie kann gut verstehen, dass bei ihren Freunden und der Familie erst einmal Skepsis herrschte: „Ich hätte selbst nicht vermutet, dass ich mich mal zu einem Laufevent anmelde – und dann noch 15 Kilometer.“

Die Trainingskollegen

Doch unsportlich war die 29-Jährige vorher auch nicht. Neben regelmäßigen Fitnessstudiobesuchen ist sie seit einigen Jahren auch im Boxverein aktiv. Und die erste Reaktion von Trainingskolleginnen wie Christina Schröer war: „Ist die denn bescheuert“, wie diese lachend zugibt. Doch bei der anfänglichen Überraschung macht sich spätestens jetzt eine große Bewunderung breit, wie Schröer bestätigt: „Ich bin total beeindruckt von ihrer Disziplin. Ich selbst würde es mir nicht zutrauen und finde es aber toll, wie sie das macht.“

Inzwischen bleibt bei den Trainingsläufen auch nicht mehr die Luft weg –  und damit genügend Zeit für Gespräche.
Inzwischen bleibt bei den Trainingsläufen auch nicht mehr die Luft weg – und damit genügend Zeit für Gespräche. © WP | Michael Kleinrensing

Denn auch, wenn die Vorfreude auf den Lauf selbst sich noch in Grenzen hält, schnürt Alana Wellershaus mindestens zweimal in der Woche die Laufschuhe. Ob es die Angst ist, die sie antreibt? „Ich wünsche ihr auf jeden Fall, dass sie durchhält und ihre Bänder, Knochen und Sehnen bis Silvester fit bleiben“, wünscht Schröer alles gute.

Die Freunde

Die Reaktionen aus dem Freundeskreis der Hagener Laufanfängerin waren ähnlich zu jenen der Trainingsgruppe: „Als ich meinen besten Freundinnen von der Idee erzählte, hielten es alle noch für einen Scherz“, kann die 29-Jährige immer noch nicht glauben, dass sie wirklich mitlaufen wird.

Doch egal, ob die Verwunderung groß war oder nicht: Auf die Unterstützung ihrer Freunde kann sie sich verlassen: „Sie haben schon versprochen, dass sie mich anfeuern kommen und im Ziel auf mich warten“, freut sich die Läuferin auf einen herzlichen Empfang in der Altstadt von Soest.

Die Familie

Ihre Familie findet es gut, dass sich Alana Wellershaus an der Strecke probiert, auch wenn ihre Patentante erst einmal geschockt reagierte: „Sie meinte, dass sie nicht mal einen Kilometer am Stück schaffen würde“, muss die Hagenerin schmunzeln.

Bei ihr selbst hingegen macht sich das viele Training inzwischen bezahlt. Nicht nur, dass das Laufen immer leichter fällt und zwischendurch immer wieder Zeit für Gespräche ist. Auch die Strecken werden länger. Vor zwei Wochen war es dann das erste Mal soweit: Über zehn Kilometer lief die 29-Jährige. 11,3 Kilometer zeigte die Uhr am Ende an, als sie erschöpft, aber glücklich wieder am Hengsteysee ankam. Ein Wendepunkt innerhalb ihres Trainings: „Es tut extrem gut, den ersten Meilenstein jetzt erreicht zu haben. Und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass das schon das Ende war. Die fünf Kilometer mehr sollte ich bis Ende Dezember dann auch noch schaffen.“

Und auch eine Belohnung für viele Läufe, in denen sie zweifelte – und manchmal sogar verzweifelte: „Wenn sich gefühlt gar nichts an der Kondition tut, ist das frustrierend.“

Die Ziele

Eine Zeitvorgabe für den Zieleinlauf hat sie sich indes nicht gesetzt. Überhaupt anzukommen, sei schon mehr, als sie sich vor einem Jahr noch erträumt hätte. Und dafür wird fleißig weitertrainiert, auch wenn die Motivation manchmal nachlässt: „Aber inzwischen wissen es auch zu viele Leute. Da kann ich jetzt nicht mehr kneifen. Und der Ehrgeiz ist auch geweckt.“

Und dass sie am 31. Dezember in der Soester Altstadt über die Ziellinie laufen wird, daran haben ihre Freunde, Trainingspartner und die Familie keine Zweifel mehr. Denn mit ihrem Fleiß und Ehrgeiz hat sie jetzt schon alle überrascht. Oder wie ihre Sportkollegin Christina Schröer sagen würde: „Einfach wow!“