Ennepetal. Der Fußballverein aus dem Höhendorf hat auf Modernisierungsmaßnahmen gehofft und ist nun bitter enttäuscht. Das waren die Optionen.

Wenn am 14. März der Sportausschuss der Stadt Ennepetal im Vereinsheim von BW Voerde am Tanneneck zusammenkommen wird, könnte es ziemlich emotional werden. Der Ausschuss wird dann nämlich vermutlich der Beschlussvorlage der Verwaltung folgen, die einer Neugestaltung oder gar einem Neubau einer Fußballanlage im Ortsteil Rüggeberg eine Absage erteilen wird. In Zeiten leerer Kassen sieht die Verwaltung keine Chance, dem florierenden Verein mit einer neuen Anlage bessere Rahmenbedingungen für seine Arbeit zu ermöglichen. „Das ist einfach lächerlich“, findet Christoph Mooren, erster Vorsitzender der Fußballer von Rot-Weiß, klare Worte. Die Enttäuschung über die vorliegende Beschlussvorlage ist groß bei ihm und den Beteiligten im Höhendorf.

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Christoph Mooren kennt seinen Verein genau. Mannschaft für Mannschaft rechnet er vor, wie viele Mitglieder es inzwischen bei RW Rüggeberg gibt. Am Ende kommen so 235 Mitglieder in acht Mannschaften und dem neu gegründeten Fußball-Kindergarten zusammen. Keine Frage, der kleine Verein im kleinen Ennepetaler Ortsteil hat sich gemausert und gehört inzwischen nach dem TuS Ennepetal gemeinsam mit BW Voerde zu den größten Fußballklubs der Stadt. Während sich in den vergangenen Jahren aber im Bereich der Mitgliederzahl viel entwickelt hat, ist die Infrastruktur rund um den kleinen Rasenplatz im Höhendorf stehen geblieben.

Probleme mit den Anwohnern kein Thema mehr

„Der Rasenmäher steht in einem undichten Schuppen immer im Wasser, wir haben zu wenige Kabinen und der Rasen ist nur die Hälfte des Jahres bespielbar“, weiß Mooren. Zudem gab es in der Vergangenheit immer mal wieder Ärger mit Anwohnern des Sportplatzes, die sich über die Lautstärke bei Spielen oder Feierlichkeiten beschwerten. Die seien aber laut Mooren in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Anwohnern, Verein und Vertretern der Stadt geklärt worden. Unter anderem habe der Verein Werbebanden umrüsten lassen, sodass diese nicht mehr laut scheppern, wenn Bälle dagegen fliegen. „Das haben wir aus eigener Tasche bezahlt“, sagt Mooren. Für vereinsinterne oder auch externe Feierlichkeiten seien zudem Rahmenbedingungen abgesteckt worden, mit denen sich alle Beteiligten arrangieren könnten.

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Der Verein tut viel, um Probleme rund um den eigenen Sportplatz zu beheben. Nur alles sei eben nicht stemmbar, weshalb RW Rüggeberg vor gut einem Jahr einen Antrag bei der Stadtverwaltung stellte, um einige Modernisierungsarbeiten durchführen zu können. Die wird es, Stand heute, in absehbarer Zeit aber nicht geben. Oder wie es in der Beschlussvorlage für die Sitzung des Sportausschusses am 14. März heißt. „Aufgrund der aktuellen Haushaltslage wird die Variante 4 beschlossen.“

Das wirkt für mich wie ein vorgeschobener Grund, damit man sich nicht mit der Thematik auseinandersetzen muss.
Christoph Mooren, erster Vorsitzender bei RW Rüggeberg

Im Frühjahr 2023 war der Verein mit einem ganzen Katalog an Wünschen an die Stadt herangetreten. Seither, so heißt es in der Begründung für die Beschlussvorlage, hätten sich die Rahmenbedingungen erheblich verändert. Neben der veränderten Haushaltssituation, die keinen Spielraum für weitere bauliche Maßnahmen zulässt, werden auch Beschwerden zur Lärmbelästigung als veränderte Rahmenbedingungen genannt. „Das entbehrt jeder Grundlage, wir haben Vereinbarungen mit den Anwohnern getroffen“, sagt Christoph Mooren nach Durchsicht der Beschlussvorlage. Die Stadt führt des Weiteren an, dass sie als Betreiber der Anlage auch den Nachbarschutz berücksichtigen müsse. „Das wirkt für mich wie ein vorgeschobener Grund, damit man sich nicht mit der Thematik auseinandersetzen muss“, schimpft Mooren.

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Variante eins schon vor drei Jahren unbezahlbar

Die Verwaltung führt in der Beschlussvorlage an, vier unterschiedliche Varianten geprüft zu haben. Variante eins umfasst den Neubau einer Anlage südlich des bestehenden Sportplatzes zwischen Friedhof und Hesterberger Straße. Diese Möglichkeit wurde bereits geprüft, als die Baseballer der Ennepetal Raccoons noch auf der Suche nach einem Platz für eine eigene, dem Profi-Baseball entsprechenden Anlage waren. Dieser Vorschlag wurde seinerzeit aufgrund des finanziell nicht darstellbaren Umfangs und der Fokussierung der Raccoons auf ein Grundstück in Voerde nicht weiter verfolgt. Laut dem der Beschlussvorlage angehängten Gutachten von 2021 würden sich die Kosten dafür auf rund sechs Millionen Euro belaufen. Angesichts der seitdem herrschenden Inflation und Teuerung der Preise bei Baumitteln eine Summe, die nicht mehr aktuell sein dürfte.

Wir sind aber nicht der TuS Ennepetal und haben leider keine Lobby bei der Stadt.
Christoph Mooren, erster Vorsitzender bei RW Rüggeberg

Die zweite und dritte Variante geht auf die von RW Rüggeberg gewünschten Modernisierungen an der vorhandenen Anlage ein. Während Variante zwei aufgrund des immissionsschutzrechtlichen Bestandsschutzes für die Verwaltung nicht infrage kommt, sieht die Verwaltung die fünf Punkte der dritten Variante unter Berücksichtigung der kritischen Haushaltssituation grundsätzlich für umsetzbar. Diese Punkte umfassen den Bau neuer Lagerraummöglichkeiten, die Reparatur der Zaunanlage, den Bau einer Photovoltaikanlage, die Modernisierung der Flutlichtanlage und im letzten Schritt den Austausch des Naturrasens gegen einen Kunstrasen. Allerdings, so schränkt es diese Variante ein, würden diese Arbeiten erst in mehreren Schritten innerhalb von vier Jahren durchgeführt werden können.

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Spitze in Richtung des TuS Ennepetal

Ohnehin aber präferiert die Verwaltung die vierte Variante. „Aus rein haushalterischer Sicht kann in der jetzigen Situation jedoch nur von einer Ausweitung der Ausgaben für Sportanlagen abgeraten werden“, steht dort. Dass diese Variante dem aktuellen finanziellen Budget der Stadt Ennepetal geschuldet ist, hilft den Fußballern von RW Rüggeberg nicht weiter. Christoph Mooren jedenfalls hofft, dass zumindest mehr Unterstützung durch die Stadt bei der Beantragung von Fördermitteln kommt. „Wir sind aber nicht der TuS Ennepetal und haben leider keine Lobby bei der Stadt“, sagt er vielsagend mit Blick auf die bereits umgesetzten Arbeiten rund um die Heimat des TuS Ennepetal im Bremenstadion.