Breckerfeld/Las Vegas. Dennis Höller setzt immer wieder einen drauf: Beim größten Kart-Event der Welt wird er Elfter und tritt in prominente Fußstapfen.

Es war die wichtigste Erfahrung in der Motorsport-Karriere von Dennis Höller. In Deutschland zählt der Breckerfelder Kartfahrer ohnehin zu den Besten, auch auf internationaler Ebene hat er sich einen Namen gemacht. In Las Vegas ging es für ihn nun erstmals vom Leih- in ein Renn-Kart und damit vom Amateur- in den Profisport. Die 26. Ausgabe der „Superkarts! USA Supernationals“ war sein größtes Rennen – ein Rennen, bei dem Fahrer wie Max Verstappen, George Russell und auch Michael Schumacher schon an den Start gingen. Höllers elfter Platz in diesem Rennen ist deshalb nicht weniger als eine Sensation.

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Als Höller im Mai dieses Jahres zu einem Rennen im italienischen Ottobiano reiste, malte er sich keine großen Chancen auf einen Sieg aus. Noch nie war er da gewesen, kannte die Strecke und das Rennmaterial nicht. Auf einmal stand er jedoch ganz oben auf dem Treppchen und realisierte, was er damit neben der Trophäe für einen Preis bekommen würde: ein Ticket nach Las Vegas. Er würde sich Anfang November bei den „USA Supernationals“ mit den besten Fahrern der Welt im Renn-Kart messen. „Ich habe dann festgestellt, das ist ja irgendwie eins der größten, wenn nicht das größte Kart-Rennen weltweit. Ich habe recherchiert und gesehen, dass Größen wie Max Verstappen dieses Rennen gewonnen haben. Mir war klar, die ganzen zukünftigen Profis fahren da mit“, erinnert sich Höller.

Auf einmal hat Höller Verantwortung für ein ganzes Team

Ihm wurde auch klar, dass er nicht einfach dorthin reisen könnte, wie zu jedem anderen Rennen. Obwohl er internationale Wettbewerbe wie in Dubai, Frankreich oder Italien schon kennt, war das Event in Las Vegas eine Stufe weiter oben: Es ging vom Leih- ins Rennkart, wo Höller noch nie zuvor drin gesessen hatte. Dieses musste er sich schließlich selbst kaufen, um dann aber von seinem Kart-Hersteller aus Italien mit Ingenieuren, Material und Datenanalysen unterstützt zu werden. „Denen gegenüber bin ich dann auf einmal in der Verantwortung, meine Bestleistung abzurufen. Ich habe gemerkt, dass ich das diesmal gar nicht für mich alleine machen werde“, so Höller. Als wenn das nicht schon genug Leistungsdruck wäre, wusste Höller auch, dass er sich mit den besten Fahrern der Welt messen werde.

Dennis Höller im Fahrercamp in Las Vegas.
Dennis Höller im Fahrercamp in Las Vegas. © Privat | Privat

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Ab August setze er sich so oft wie möglich ins Renn-Kart, um ein Gefühl für die schnelleren Geschwindigkeiten von bis zu 170 km/h, den Grip und die Einstellungen am Kart zu bekommen. Am 5. November saß er dann auch schon im Flieger Richtung USA. Seine Unterkunft: direkt auf dem Las Vegas Strip mit dessen Neonlichtern und zahlreichen Casino-Hotels. Die Rennstrecke: ein Stadtkurs. Aufgrund des am folgenden Sonntag stattfindenden Formel-1-Rennens wurde die Kart-Strecke diesmal anders als üblich etwas außerhalb gelegt. „Trotzdem weiß kein Mensch vorher, wie der aussieht“, betont Höller. Drei Tage nach Ankunft ging es für den 35-Jährigen ins erste freie Training. Alles, was er auf und neben der Strecke erlebte, hielt er in einem Video-Tagebuch fest. Auf seinem YouTube-Kanal lässt er seine Fans regelmäßig an seinen Rennen teilhaben und produzierte eine sechsteilige Serie zu seinem Vegas-Trip.

Das war das Highlight der Woche. Es war eine unfassbare Euphorie bei mir und im Team und ich hätte damit überhaupt nicht gerechnet.
Dennis Höller, Kartfahrer aus Breckerfeld

Im ersten Lauf ist Höller ganz vorne mit dabei

Im Anschluss an das Qualifying folgten drei Heat-Rennen, aus denen sich die Startpositionen im Finalrennen ergaben. Nach einigen Ausrufezeichen im freien Training setzte er im 45-Mann-Teilnehmerfeld seiner Klasse gegen zahlreiche Ex-Weltmeister und Motorsport-Profis einige Ausrufezeichen. Nach dem ersten Heat verfestigten sich Höllers Gedanken: Hier könnte tatsächlich etwas gehen, denn er fuhr auf den dritten Platz vor. „Das war das Highlight der Woche. Es war eine unfassbare Euphorie bei mir und im Team und ich hätte damit überhaupt nicht gerechnet“, meint Höller. Am Ende überhaupt nur in die Nähe der Top Ten zu kommen, wäre eine Sensation. Vielleicht etwas übermotiviert, baute er dann im zweiten Heat einen Unfall und könnte das Rennen nicht beenden. „Ich kam ins Grübeln und fragte mich, wie das passieren konnte. Auf einmal war ich wieder unsicher“, so Höller. Im finalen Heat fiel er schließlich von Platz zehn auf 14 zurück.

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Die sich stetig verändernden Streckenbedingungen machten ihm das Leben nicht gerade einfach. Auch an den Jetlag und die neun Stunden Zeitverschiebung gewöhnte sich sein Körper nie wirklich. Für das Event stellte er seine Ernährung komplett um, veränderte sein Training. Er würde nicht einfach so mithalten können. Auch mental war bei aller Vorfreude die Anspannung hart zu bewältigen. 500 Fahrer, jeder mit einem Team, das macht an die 3000 Menschen inmitten von Wolkenkratzern, Luxus und Wüste – nur für den Kartsport. All das müsste er für das finale Rennen nochmal ablegen, versuchen auszublenden. Und dies sollte ihm gelingen: Von Platz 18 fuhr er bis auf Platz elf und verpasste nur knapp die Top Ten.

Platz elf ist für Höller ein großer Erfolg

Für den Breckerfelder ein riesiger Erfolg. Im ersten Rennen in einem neuen, ungewohnten Kart beim größten Kart-Event bewies Höller, dass er zur absoluten Welt-Elite in seinem Sport gehört. „Ich bin unfassbar glücklich. Ohne Erfahrung bei diesem Event überhaupt ein Rennen zu fahren ist schon irre. Dann noch Elfter zu werden ist einfach unglaublich“, freut sich Höller. Eine Woche lang stand er unter Spannung und erlebte immer wieder Situationen, die er vorher noch nicht erlebte.