Ottobiano/Breckerfeld. Hinter Dennis Höller liegen unvergessliche Tage. An einem perfekten Wochenende sichert er sich ein Ticket für ein ganz besonders Rennen.

Es fällt Dennis Höller auch zwei Tage später noch schwer, die richtigen Worte zu finden, seine Emotionen auszudrücken. Trotz seiner vielen Erfolge in jüngerer Vergangenheit hat der Kartfahrer aus Breckerfeld, der seine Heimstrecke auf der Kartbahn „Cool Runners“ in Gevelsberg hat, nun etwas Außergewöhnliches erreicht. Im italienischen Ottobiano konnte sich Höller bei einem Einladungsrennen für das Weltfinale der Super Kart USA (SKUSA) in Las Vegas qualifizieren – was Höller selbst als den größten Erfolg seiner Karriere als Kartfahrer bezeichnet.

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Dass es überhaupt dazu gekommen ist, kam für den Breckerfelder überraschend, denn eigentlich startet Dennis Höller eher in kleineren Karts mit weniger Leistung. Weil aber der italienische Hersteller „TB Kart“ sein Geschäft im Bereich der sogenannten Leihkarts ausbauen möchte, suchte der Fabrikant nach internationalen Fahrern für das erstmalig ausgetragene Event. Dabei wurden sie auch auf Höller aufmerksam und luden ihn ein. „Ich wusste am Anfang nicht, ob ich das annehmen sollte, da das doch sehr spontan war“, sagt Höller. Er entschloss sich, die Reise in den Norden Italiens anzutreten, um sich auf ungewohntem Terrain zu beweisen. Gereizt hat ihn dabei auch der Preis für den Sieger des Rennwochenendes – denn dort lockte die Teilnahme am Weltfinale in Las Vegas.

Kaum Gemeinsamkeiten

Trotz des lukrativen Preises machte sich Dennis Höller aber keine großen Hoffnungen, das Ticket für Las Vegas lösen zu können. Für gewöhnlich fährt er nämlich in Karts mit Viertaktmotoren, das Rennen in Italien und auch das Finale in den USA wird in Karts mit Zweitaktmotoren gefahren. „Das ist ein anderer Sport. Außer, dass das Kart vier Reifen und ein Lenkrad hat, gibt es da keine Gemeinsamkeiten“, so der leidenschaftliche Motorsportler.

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Was dann aber in Italien passierte, lässt Höller immer noch sprachlos zurück. Der Breckerfelder gewann jedes Rennen, setzte sich in den freien Trainings und den Vorläufen durch. Im Halbfinale aber wurde Höller in Führung liegend von einem Konkurrenten abgedrängt und lief so nur als Achter ein. „Das ist nicht wie in der Formel 1, wo ein Favorit für gewöhnlich aus einer schlechten Startposition in einem besseren Fahrzeug so viele Plätze aufholen kann“, sagt er. Für gewöhnlich, denn Höller schluckte im 18 Runden dauernden Finale Konkurrent um Konkurrent, bis er zwei Runden vor Schluss sogar die Führung übernehmen konnte.

Auf einmal setzt das Gehirn aus

„Dann hat mein Gehirn kurz ausgesetzt und ich habe einen Fehler gemacht“, sagt Höller und lacht. Durch diesen Fehler fiel er auf den zweiten Platz zurück, das Rennen schien für ihn gelaufen. Doch in der letzten Runde überholte Höller noch einmal den Führenden, setzte sich selbst an die Spitze und brachte den Sieg schlussendlich auch über die Ziellinie. Was folgte war ein Moment, in dem sich der Kartfahrer selbst nicht wiedererkannte.

Denn unmittelbar nach Überqueren der Ziellinie schrie Dennis Höller seine Freude heraus. „Das kenne ich von mir selbst gar nicht, aber ich konnte es einfach nicht glauben. Dass ich gewinne, beflügelt mich noch heute, einfach irre“, sagt er. Gegen 80 Fahrer aus ganz Europa hatte er sich durchgesetzt und sich tatsächlich das Ticket für das Weltfinale in Las Vegas gesichert.

Ungewohnte Emotionen: Dennis Höller jubelt bei der Zieldurchfahrt und schreit seine Freude heraus.
Ungewohnte Emotionen: Dennis Höller jubelt bei der Zieldurchfahrt und schreit seine Freude heraus. © Privat

Dort wird er gegen Konkurrenten aus der US-amerikanischen Rennserie SKUSA in besonderer Kulisse starten. Denn unmittelbar vor dem berühmt-berüchtigten Hotel „Caesars Palace“ wird eine Kartstrecke aufgebaut. Höller kann es nicht fassen. „Da soll ich racen?“, so seine ungläubige Frage. Wie prestigeträchtig dieses Rennen ist, zeigt der Blick auf die Sieger der Vergangenheit. Formel 1-Weltmeister Max Verstappen gewann das Event beispielsweise vor einigen Jahren. „Das ist die absolute Oberklasse des Kartsports“, so Dennis Höller.

Höllers Vorbereitung auf Las Vegas läuft schon

Bevor es im November in diese großen Fußstapfen gehen könnte, steht ihm noch eine Menge Arbeit bevor. „Ich will da das Bestmögliche erreichen und habe die volle Unterstützung des Teams“, sagt der Breckerfelder. Heißt: Höller wird in den USA nicht wie sonst als Privatperson, sondern als Teil des Werkteams des Herstellers an den Start gehen. Dafür wird er sich in den kommenden Monaten mehrmals nach Italien begeben, um vor Ort in den entsprechenden Karts zu testen, Daten zu seiner Fahrweise zu sammeln und analysieren und sich dann entsprechend gut vorbereitet auf den Weg nach Las Vegas zu machen.

Bis dahin muss Höller auch körperlich noch zulegen – oder viel mehr ablegen. „Sieben bis acht Kilo muss ich bis dann noch verlieren“, sagt er. Dabei ist Höller in einer hervorragenden körperlichen Verfassung, will sich aber in eine noch bessere Ausgangsposition für das größte Highlight seiner Karriere bringen. „Ich werde alles dafür tun, um auch dort mein bestes Rennen zeigen zu können“, so Höller. Dann hat er sicherlich auch wieder die richtigen Worte gefunden.