Gevelsberg/Ennepetal. Wenn der FSV Gevelsberg auf BW Voerde trifft, jubeln oft nur die Blau-Weißen. Aber nicht nur deswegen hat der FSV noch eine Rechnung offen.
Die Bilanz ist für den FSV Gevelsberg ernüchternd: In neun Derbys gegen den Nachbarn Blau-Weiß Voerde haben die Bachtaler noch nie „Derbysieg, Derbysieg“ skandieren können – egal, ob der Trainer Uwe Jöns, Wolfgang Hamann oder Lars Möske hieß. Auf dem Rasen gab es drei Voerder Erfolge und sechs Remis. Wobei eines davon, das 3:3 vom 26. September 2019, im Nachhinein am Grünen Tisch in einen Voerder Sieg umgewandelt wurde, weil die Gevelsberger in der Schlussphase einen nicht spielberechtigten Spieler eingesetzt hatten. In Punkten und Toren ausgedrückt lautet die Bilanz 19:4 und 17:10 aus Voerder Sicht. Im Nachholspiel am Donnerstag im heimischen Stefansbachtal (Anstoß 19 Uhr) hat der FSV jetzt die Chance, seine Bilanz aufzupolieren.
Aber woran liegt es, dass die Gevelsberger seit dem Voerder Aufstieg in die Bezirksliga 2017 nicht ein einziges Mal triumphiert haben? Olaf Steinhaus, der als BW-Vorsitzender alle Spiele verfolgt hat, findet keine Erklärung, erinnert sich aber, dass Gevelsberg in der vergangenen Saison beim Voerder 4:0-Heimsieg einige Stammspieler gefehlt hatten. „Und im Rückspiel gab es eine besondere Motivation aufgrund der Tabellensituation“, berichtet Steinhaus. Da nahmen die Höhendörfler dem seinerzeitigen Tabellenführer beim 1:1 am viertletzten Spieltag zwei Punkte ab, die ihnen am Ende zur Meisterschaft gefehlt haben. Das sollte beim neuerlichen Aufeinandertreffen auf Gevelsberger Seite für die Extraportion Motivation sorgen.
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Hohe Motivation sieht Olaf Steinhaus bei beiden Teams: „Ich glaube, dass am Donnerstag beide Mannschaften hoch motiviert sind. Gevelsberg wegen der Ergebnisse der vergangenen Saison und unsere Jungs wollen weiter gegen den FSV ungeschlagen bleiben. Daher erwarte ich ein intensives Spiel.“
Voerde und Gevelsberg wollen zu Sölde aufschließen
Das steht schon deshalb zu erwarten, weil beide Teams mit einem Dreier punktemäßig zu Tabellenführer VfR Sölde aufschließen würden, ein unentschiedener Derbyausgang – so wie in den meisten der bisherigen Duelle – dagegen den Dortmundern in die Karten spielen und die 0:1-Niederlage am letzten Sonntag beim FC Wetter relativieren würde. Voerdes Coach Emrah Özüsaglam sagt deshalb: „Wir wissen ja alle, dass jede Serie einmal endet. Das soll uns aber nicht an diesem Donnerstag passieren. Erst einmal freuen wir uns auf das Topspiel des Dritten gegen den Zweiten und wollen den Zuschauern qualitativ guten Fußball bieten. Und natürlich wollen wir an Sölde dranbleiben.“
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Neun Duelle und kein FSV-Sieg
Seit der Saison 2017/18, als der FC Blau-Weiß Voerde den Bezirksliga-Aufstieg geschafft hatte, hat er sich mit dem FSV Gevelsberg neun Mal duelliert.
2019/20 gab es wegen der Corona-Pandemie nur ein Derby, 2020/21 gar keines.
Die Ergebnisse aus Gevelsberger Sicht: 2017/18: 0:0 und 1:2. 2018/19: 2:3 und 1:1. 2019/20: 3:3 (mit 0:2 gewertet wegen Einsatz eines nicht spielberechtigten Spielers). 2021/22: 1:1 und 1:2. 2022/23: 0:4 und 1:1
Özüsaglam kann aus dem Vollen schöpfen. „Wir haben 20 top fitte Feldspieler und werden mit voller Kapelle anreisen“, kündigt er an. Kleiner Nachteil für seine Mannschaft ist vielleicht die zweiwöchige Spielpause durch das vorgezogene Heimspiel gegen den SC Lüdenscheid und das wegen des Gevelsberger Oktoberfestes nach hinten verschobene Derby im Stefansbachtal. „Die Pause war zwar doof, aber ich verspreche, es wird ein heißes Derby mit viel Emotionen und Leidenschaft von beiden Teams. Am Ende gewinnt der, der mehr Herz auf den Platz bringt“, kündigt Özüsaglam an.
Gevelsbergs Mariniak fordert Kampf
Auch für Gevelsbergs Co-Trainer Sebastian Mariniak führt der Weg zum Erfolg über Kampf und Einsatz. „Ein Derby ist halt immer eine Besonderheit. Wenn wir kämpferisch an die Leistung von Garenfeld anknüpfen, keinen Meter herschenken und in den Zweikämpfen auch mal ordentlich zur Sache gehen, dann sind wir gut unterwegs“, erklärt Mariniak.
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Aber er verweist auf eine komplett ungewohnte Trainingswoche, die hinter der Mannschaft liegt. Weil das Stadion gesperrt war, standen in erster Linie Laufeinheiten und ein Besuch im Fitnessstudio auf der Übungsagenda. Jetzt hofft der Co-Trainer, dass der Rasen nach dem Oktoberfest einigermaßen wiederhergestellt ist und freut sich schon jetzt auf die Derbyatmosphäre unter Flutlicht. Personell kann auch der FSV aus dem Vollen schöpfen – lediglich hinter dem Einsatz von Timo Guidi steht noch ein Fragezeichen.
Schiedsrichter-Auswahl stimmt Mariniak zufrieden
Große Zustimmung hat beim Gevelsberger Coach die Schiedsrichteransetzung ausgelöst. Tobias Koll vom SSV Hagen, seit elf Jahren mit der Pfeife unterwegs, wird die Partie leiten. „Er hat in den letzten Spielen bei mir immer einen guten Eindruck hinterlassen“, berichtet Mariniak. „In einem Derby braucht man einen Schiri, der ein Auge für die Situation hat und auch mal das Spiel laufen lässt, anstatt jede Kleinigkeit abzupfeifen.“
Beide Teams liegen vor dem Derby gleichauf in der Tabelle, haben jeweils vier Siege und eine Niederlage auf ihrem Konto. Sölde hat drei Punkte Vorsprung. Zum Sprung an die Tabellenspitze wird es aber wohl kaum reichen – der Ligaprimus hat 15 Tore Vorsprung vor Voerde und 17 vor Gevelsberg.