Gevelsberg. BW Voerde wollte dem FSV Gevelsberg ein Bein stellen und BW Voerde hat dem FSV ein Bein gestellt. Drei Rote Karten und viele ungenutzte Chancen.
Das letzte Südkreis-Derby in der Fußball-Bezirksliga hat keinen Sieger gebracht. FSV Gevelsberg und BW Voerde trennten sich 1:1 (0:0) unentschieden. BW-Vorsitzender Olaf Steinhaus fasste treffend zusammen: „Für uns reicht's, für Gevelsberg nicht.“ In der Tat sind die Voerder auf dem besten Weg ihr Saisonziel, mindestens 44 Punkte zu erreichen. Für die Gevelsberger hat der Traum von der Meisterschaft Risse bekommen. Konkurrent VfB Westhofen ist durch den 3:0-Sieg beim SC Obersprockhövel II bis auf zwei Zähler herangekommen, hat noch ein Spiel mehr, um Punkte zu sammeln.
Nein, es war nicht der Sonntag der Gevelsberger. Der Regen – eine halbe Stunde vor dem geplanten Spielbeginn war ein heftiges Gewitter aufgezogen, der das Stefansbachtal mit Hektolitern an Regenwasser flutete – hatte den Anpfiff um 38 Minuten verzögert, zudem musste die Partie auf dem Kunstrasenplatz ausgetragen werden.
Drei Rote und ganz viel Gelb
FSV Gevelsberg – BW Voerde 1-1 (0-0)
FSV Gevelsberg: Hamann – Schröder, Herweg, Akbaba, Guidi, Bozhdaraj (70. Martyshov), Behr, Dienemann, Külpmann, Husseck (59. Träptau), Schoger.
BW Voerde: Hakenberg – Kaftan, Wachter (80. Hajra), Alexius, Tuna Dülger, Völlmecke, Hryn, Schipnik, Kiewitt, Pflüger, Ziwick (67. Sylla, 80. Schmidt).
Tore: 0:1 Pflüger (46.), 1:1 Martyshov (72.).
Rote Karten: Martyshov (83., Tätlichkeit), Herweg (90., Beleidigung), Hajra (90. Beleidigung).
Zuschauer: 150.
Immerhin hatte die medizinische Abteilung des FSV ganze Arbeit geleistet und das Lazarett bis auf Fabian Rösner geleert. Sowohl Max Schröder als auch Fabian Külpmann, Henrik Behr und Leon Herweg konnten auflaufen. Dass es dennoch die erwartet enge Partie wurde, war zum einen dem aufopferungsvoll kämpfenden Gegner, aber auch einer im Spielverlauf immer schlechter werdenden Schiedsrichterleistung geschuldet. Erwin Hubert aus Olpe, er stand unter Beobachtung des Verbandes, begann souverän und endete im Chaos. Allein in den letzten sieben Minuten verteilte er drei Rote Karten.
Zumindest ein Mal blieb der Grund unklar – bei den Karte gegen Sinan Hajra. Leon Herweg soll Hajra mit „Verpiss' dich“ beschimpft haben, weil dieser ihn beim Einwurf hinderte – anschließend wurden beide des Feldes verwiesen. Auch mit Gelb war dem Mann im leuchtend gelben Shirt nicht zimperlich, ließ den Karton aber meist dann stecken, wenn er fällig gewesen wäre, um ihn dann bei nichtigen Vorfällen zu zücken.
Hakenberg wird zum Faktor für Voerde
Ach ja: Gespielt wurde ja auch. Und das nicht einmal unansehnlich. Über weite Strecken bestimmten die Gastgeber das Geschehen gegen eine allerdings kompakt stehende und konzentrierte Voerder Defensive. Trotzdem ergaben sich einige Chancen. Vor allem wenn Max Schröder, Mergim Bozhdaraj oder Fabian Külpmann flankten oder schossen. Blau-Weiß-Keeper Michel Hakenberg bewies aber einige Male seine Klasse und parierte gute Möglichkeiten von Külpmann, Schröder und Schoger, der in Bastian Alexius einen hartnäckigen Widersacher hatte.
BW Voerde stellt dem FSV Gevelsberg ein Bein
Voerde tat einfach zu wenig, um die Flanken zu unterbinden. Auf der anderen Seite erarbeiteten sich die Gäste nur eine geringe Anzahl Chancen: Nico Hryn aus spitzem Winkel, Marc Kiewitt aus der Distanz – das war's bis kurz nach Beginn er zweiten Halbzeit Jannis Pflüger nach einem Blitzangriff über drei Stationen das 0:1 markierte. Marc Kiewitt hatte das Spielgerät geschickt weitergeleitet.
Martyshov kommt, trifft und fliegt vom Feld
Die Gevelsberger antworteten mit wütenden Angriffen. Aber erst der gerade eingewechselte Dmytrio Martyshov sorgte für den Ausgleich, als er einen Eckball von Julian Dienemann per Kopf in die Maschen wuchtete. Der Torschütze sollte zum tragischen Helden werden, denn ihn traf die „Rotwut“ des Referees als ersten. Nach einem harmlosen Gerangel im Voerder Strafraum schlug Martyshov seinen Gegenspieler mit der Faust und wurde vollkommen zurecht des Feldes verwiesen – auch wenn der Ukrainer und die Gevelsberger Bank nicht wahrhaben wollten.
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Trotz Unterzahl spielten die Gevelsberger weiter offensiv, wollten das Siegtor erzwingen. Das wollte aber nicht mehr gelingen. Dabei gab es allerdings einige strittige Situationen, bei den Huberts Pfeife stumm blieb. So als Hakenberg einen Ball wohl außerhalb des Strafraums mit der Hand spielte oder als Mathias Schoger im Strafraum von Voerdes Verteidigern in die Zange genommen wurde.
Voerdes Trainer Emrah Özüsaglam war mit dem Ergebnis zufrieden. „Wir haben jetzt gegen den Tabellenführer zweimal nicht verloren“, stellte er fest, kritisierte aber die Qualität des Spiels: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir etwas mehr Fußball gespielt hätten.“ Die vielen langen, weiten Bälle störten ihn. „Wir hätten den Ball mehr laufen lassen sollen.“
Möske gibt Aufstieg nicht auf
Dass Torhüter Michel Hakenberg am Ende den Punkt aus Voerder Sicht festgehalten hatte, da waren sich beide Trainer einig. FSV-Coach Lars Möske: „Michel hat heute drei-, viermal sensationell pariert und so sein Team im Spiel gehalten.“ Möske sprach nach dem Spiel vom „Torchancen-Wucher“ seiner Mannschaft und meinte damit die vor allem im ersten Durchgang vergebenen Möglichkeiten. „Das Glück war heute nicht auf unserer Seite.“ Das Meisterschaftsrennen sieht er nach dem Rückschlag noch nicht als verloren an.