Gevelsberg. Die Ereignisse wiederholten sich, wieder gab es das gute Ende für die Frauen des FC SW Silschede. Für den Verein war das besonders bedeutend.

Noch lange saßen sie am Sonntag zusammen am Vereinsheim, platt aber überaus zufrieden: die Frauen des FC SW Silschede. Sie hatten nachmittags den Abstieg in die Kreisliga verhindert und ihr letztes Ligaspiel mit 3:1 in Hagen bei der Westfalia gewonnen. In der Endabrechnung bedeutete dies sogar noch Platz zehn, einen Rang kletterte die Elf – da parallel der SV Hohenlimburg II gegen den bereits als Absteiger feststehenden Wambeler SV ganz deutlich mit 0:7 unterlag. In Silschede war die Freude riesig und es ging dabei nicht nur um das Sportliche.

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Der Gevelsberger Norden wurde so richtig bekannt, als der früher dort kickenden Alexandra Popp der Durchbruch in den Profifußball gelang. Seitdem heimste die seit einiger Zeit Spielführerin der deutschen Nationalelf konstant Erfolge ein. Dadurch ist sie zum Vorbild vieler jungen Fußballerinnen geworden, auch in ihrer kleinen Heimat. Das Frauenteam aus Silschede verfolgte am Samstag sogar das Champions-League-Finale der Frauen live im Stadion in Eindhoven. Dort unterlag Popp mit dem VfL Wolfsburg dem aktuell alles überstrahlendem FC Barcelona knapp mit 2:3 – nach 2:0-Führung und einem Tor von Popp selbst.

Popp ist ein großes Vorbild

Spät durchgestartet

Erst am letzten Spieltag der Hinrunde holte Silschede die ersten drei Punkte in dieser Saison.

Mit 14 Punkten in der Rückserie sicherten sich die Silschederinnen den achten Platz in der Rückrunde.

„Es tat uns schon sehr leid für sie, vor allem nach dem Spielverlauf. Wir haben wirklich mitgefühlt und ein paar ältere Spielerinnen kennen sie von früher, als sie mit ihr zusammengespielt haben“, sagt Silschedes Spielertrainerin Alessa Geis. Die 31-Jährige hebt eine große Qualität von Alexandra Popp hervor, die sich auf die Frauen ihres Heimatclubs ableiten lassen: den Kampfgeist. „Den sollte sich wirklich jede als Vorbild nehmen“, erwähnt Geis. Die Gevelsbergerinnen haben dies angenommen und im abschließenden Spiel für den eigenen Verein noch einmal alles gegeben.

Es war ähnlich wie in der vergangenen Saison: Die Hinrunde lief komplett schief und so brachten sich die Gevelsbergerinnen selbst in Bedrängnis. Sie waren zwischenzeitlich Laternenträger in der Tabelle – abgesehen von der zurückgezogenen Elf des FC Donop-Voßheide II. „Im Winter hat ehrlich gesagt keiner so richtig mit dem Klassenerhalt gerechnet“, gesteht Kapitänin Paulina-Sophie Stolz. Es war oft auch der Kopf, der nicht mitspielte. Die mentale Kraft, der Glaube an sich selbst, fehlte nach den ersten, oft klaren Niederlagen. Dabei können Silschedes Frauen guten Fußball spielen – was sie schließlich bewiesen, auch gegen vermeintlich stärkere Teams aus dem oberen Tabellendrittel.

Trainerwechsel setzt neue Energien frei

„Es ist insgesamt genau das Ergebnis, was wir uns durch die letzten Monate hart erarbeitet haben“, so Stolz. Seit der Umstrukturierung nach dem Rücktritt von Ex-Trainerin Stefanie Muthke rissen sich alle noch einmal zusammen und wurden sich der mehr als ernsten Lage bewusst. Fortan führte das neue Trainerteam um Ali Salame und Spielertrainerin Alessa Geis die Regie und arbeitete intensiv hinter den Kulissen. Die Mannschaft setzte das auf dem Feld um, zeigte ein komplett anderes Gesicht in der Rückrunde. „Wir hatten wieder richtig Bock auf mehr und der Einsatz hat sich für uns gelohnt“, freut sich die Innenverteidigerin Stolz. Die Trainer loben zudem die neu entflammte mannschaftliche Geschlossenheit. Alle motivierten sich immer wieder gegenseitig und stemmten die große Aufgabe.

Aber warum klappte es in der Hinrunde erneut nicht, nachdem die Vorsaison doch ein Warnschuss hätte sein müssen? Dem Warnschuss stimmt Geschäftsführer Ruben Filter zu. „An der Qualität des Teams lag es überhaupt nicht, daran gemessen hätten wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben dürfen. Es passte wohl anfangs schon länger nicht mehr zwischen Team und Trainerin, Steffi hat die Mädels nicht mehr so gut erreicht und so nicht mehr das Selbstvertrauen in die Köpfe übertragen können“, äußert er sich. Er findet es schade, dass so zweimal hintereinander sportlich der Abstieg verhindert werden musste.

Wichtig für die Perspektive

Der Klassenerhalt bedeutet viel für den Verein, daher lobt der Vorstand auch noch einmal Mannschaft und Trainerteam. „Wir wollen nun weiter die Wende einleiten und vor allem jungen Spielerinnen eine Perspektive bieten und gute Rahmenbedingungen schaffen. Daher ist es wichtig, dass Silschede in der Bezirksliga spielt, ehe sich gute Fußballerinnen umorientieren“, so Filter. Der Verein möchte eher nach oben schielen und deshalb einen Unterbau schaffen, durch Mädchenteams. Einige junge Spielerinnen konnten zuletzt schon mal Luft bei den Frauen schnuppern – eine B-Jugend wird übrigens von Lina Chudoba, Zoe Osenberg und Merrit Maleschka betreut, die in der Frauenelf spielen.

Marco Gardella (links) und Iris Kuhnt kümmern sich um die aufstrebende Jugend beim FC SW Silschede.
Marco Gardella (links) und Iris Kuhnt kümmern sich um die aufstrebende Jugend beim FC SW Silschede. © Jens Pommerenke

„Langfristig kann nur über eine gute Jugendarbeit etwas geschaffen werden. Daher ist es toll, was Iris Kuhnt und Marco Gardalla aufgebaut haben. Wir hoffen, dass wir es ausbauen und halten können“, sagt Filter. Spielführerin Stolz ergänzt: „Es haben sich zuletzt viele Mädels im Verein angemeldet. Für sie ist es natürlich attraktiver, höher als auf Kreisebene zu spielen. Und das ist uns als Frauenteam genauso bewusst.“ Die Spielklasse soll deshalb in der kommenden Saison früher gehalten werden, ohne einen erneuten Endspurt hinlegen zu müssen.