Gevelsberg. Drei Jahre lang waren nur wenige Mädchen in Silschede am Ball, nun hat der Klub plötzlich ein Platzproblem – was vor allem an einer Frau liegt.

Es ist gehörig was los am Waldesrand in Silschede. Während die kleineren Mädchen im „Käfig“ kicken, gleicht der Kunstrasen des Waldstadions einem Marktplatz. Überall Gewusel, bunte Trikots huschen über das Feld. Mittendrin ertönt immer wieder die Stimme von einer Frau, die die Verantwortliche für die Vielzahl an Mädchen ist, die sich inzwischen wieder beim FC SW Silschede eingefunden haben: Iris Kuhnt ist dabei, den Mädchenfußball im Waldstadion wieder aufleben zu lassen.

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In den vergangenen Jahren war bei weitem nicht so viel los – zumindest was den Mädchenfußball angeht. Drei Jahre lang stellte der Verein keine reine Mädchenmannschaft mehr, bei den Jungs hingegen herrscht in Silschede in den vergangenen Jahren jede Menge Betrieb. Doch nachdem die B-Juniorinnen, damals in der Westfalenliga, größtenteils in den Frauen-Bereich wechselten, stellte der FC Silschede keine reine Mädchenmannschaft mehr. Vereinzelt gab es immer wieder in den untersten Altersklassen einige Spielerinnen, für eine ganze Mannschaft reichte es aber nicht. Ein Grund für Iris Kuhnt, sich woanders um den kickenden Nachwuchs zu kümmern.

Kuhnt schnell Feuer und Flamme

Kuhnt wechselte zum SV Bommern und nahm die Mädchen mit, die noch jung genug waren, um im Jugendbereich spielen zu dürfen. „Hier gab es ja keine Möglichkeit mehr für sie“, sagt sie heute. Auch in der Nachbarschaft begeistert Kuhnt viele Mädchen, ihr Einsatz verschafft den Wittenerinnen Erfolge und neue Spielerinnen. Doch als sich die Silscheder Verantwortlichen um Kai Krause und Sascha Ballermann bei Kuhnt melden, ob sie sich nicht vorstellen könnte, wieder zurückzukehren, ist die ehemalige Bundesliga-Fußballerin schnell Feuer und Flamme.

Marco Gardalla und Iris Kuhnt im Silscheder Waldstadion.
Marco Gardalla und Iris Kuhnt im Silscheder Waldstadion. © Unbekannt | Jens Pommerenke / AirPictures.de

Eine Rückkehr, die für den Silscheder Mädchenfußball eine Art Wiederbelebung ist. „Es ist schwer auszudrücken, was Iris alles macht. Sie ist goldwert für uns als Verein aber vor allen Dingen für die Mädchen, die unter ihr Fußball spielen“, bringt Sascha Ballermann die Begeisterung für die Arbeit von Iris Kuhnt auf den Punkt. Dabei fühlt sich Kuhnt, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Marco Gardalla seit Jahren für den Mädchenfußball in der Region aktiv ist, nicht nur im Training für die Entwicklung der jungen Fußballerinnen verantwortlich. Sie holt sie auch daheim ab und fährt sie nach dem Training wieder nach Hause. „Wir haben das Training extra eine halbe Stunde nach hinten gelegt, damit Iris mit allen Spielerinnen rechtzeitig da sein kann“, berichtet Sascha Ballermann. Für Kuhnt selbst eine Selbstverständlichkeit, schließlich sei sie als Fußballerin geboren.

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Wenn Kuhnt mit den Spielerinnen dann angekommen ist, müssen sie sich ihren Platz auf dem Silscheder Kunstrasen suchen. Viel Raum haben sie aktuell nicht, denn der rasante Anstieg von Spielerinnen überraschte den Verein dann doch. 28 Mädchen haben sich im Nachgang des „Mädchenspaß“ im März beim FC SW Silschede angemeldet, alle in einer Altersklasse, 35 interessierte Mädchen waren damals gekommen. Und weil die Silscheder ohnehin schon zehn Jugendmannschaften, zwei Herren-und ein Frauenteam auf ihrem Platz unterbringen müssen, trainieren die B-Juniorinnen auf einem Viertel des Fußballfeldes. „Das ist natürlich zu wenig. Wir müssen uns umschauen, wo wir die Mädchen in Zukunft unterbringen können“, sagt Jugendleiter Kai Krause. In Zukunft sollen zwei Mannschaften für den Spielbetrieb angemeldet werden.

Silschede braucht mehr Raum

In der Vergangenheit wichen Silscheder Jugendmannschaften immer wieder auf den Platz am Hundeicken aus, wo der FC Gevelsberg-Vogelsang beheimatet ist. Weil aber auch Vatanspor Gevelsberg vor der gerade beendeten Saison vier Jugendteams meldete, die kurz darauf wieder abgemeldet wurden, gingen die Trainingszeiten an den Multi-Kulti-Verein. Auf Silscheder Seite wünscht man sich nun, dass diese Aufteilung noch einmal überdacht wird. Denn der enorme Ansturm an jungen Mädchen, die mit dem Fußball neu angefangen haben, soll nicht nur eine Leuchtfeuer sein, viel mehr möchten die Verantwortlichen die aktuelle Situation für eine nachhaltige Entwicklung sein.

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Dabei hilft auch, dass sich im Verein immer mehr Menschen für die Jugendabteilung engagieren. „Wie uns die Frauenmannschaft beim Mädchenspaß unterstützt hat, war wirklich großartig“, freut sich Iris Kuhnt. Zudem hat der Verein seit kurzem mit Frauen-Trainerin Stefanie Muthke eine frisch gebackene B-Lizenz-Inhaberin. Die Räder sollen in Zukunft noch mehr ineinandergreifen, um Iris Kuhnt, ihren Co-Trainer Marco Gardalla und den Torwarttrainer Albert Müller in der Ausbildung junger Fußballerinnen weiter zu unterstützen. Außerdem soll das Thema Schul-AG’s weiter forciert werden, aktuell führt der Verein eine AG an der Sekundarschule in Ennepetal durch.

Wie wichtig die Fortführung der jüngsten Entwicklung für den Mädchenfußball im Kreis Hagen/Ennepe-Ruhr wäre, zeigt die Anzahl der gemeldeten Mannschaften. Die TSG Herdecke, der VfL Gennebreck, der FFC Ennepetal, der SV Hohenlimburg 1910, Westfalia Hagen und nun auch wieder der FC SW Silschede sind die wenigen Vereine im Kreis, die Mannschaften im weiblichen Nachwuchsbereich stellen. Deshalb wird bereits in der Kreisliga mit den Kreisen Dortmund und Unna kooperiert.