Voerde. BW Voerde spielt die beste Bezirksliga-Saison der Vereinsgeschichte. So schauen Trainer und Vorstand auf die Saison und das ist die Perspektive.

Der FC Blau-Weiß Voerde steht kurz davor, im sechsten Jahr der Zugehörigkeit zur Fußball-Bezirksliga seine erfolgreichste Saison zu spielen. Zwei Punkte aus den noch kommenden beiden Spielen fehlen noch zum Vereinsrekord von 44 Punkten. Hat der aktuelle Tabellenplatz vier auch nach den noch zu absolvierenden Spielen Bestand, wäre auch dies eine neue Bestmarke für die Höhendörfler. Warum es noch nicht für ganz oben gereicht hat, wollten wir vom Vereinsvorsitzenden Olaf Steinhaus und Trainer Emrah Özüsaglam wissen.

+ + + Du willst wissen, was im lokalen Sport in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal, in Wetter und Herdecke sowie in Hagen passiert? Melde Dich hier zum kostenlosen Newsletter an + + +

„Für mich haben ein bisschen die Konstanz und die Stabilität in der Defensive gefehlt, um auch mal eine 1:0-Führung über die Runden zu bringen“, sagt Steinhaus und verweist auf das „Lazarett“, das über die gesamte Saison häufig zu gut gefüllt war. Ohne die vielen Verletzten, da ist er sicher, hätte sein Verein auch schon in der ausklingenden Spielzeit ein gewichtiges Wörtchen um die Meisterschaft mitgeredet.

Lesen Sie auch: Voerdes Tobias Schipnik: Darum fühlt er sich am Tanneneck so wohl

Anders sieht es der Trainer. „Ich würde es nicht auf die Verletztenliste zurückführen“, sagt er. „Ob wir sonst ganz oben angegriffen hätten, weiß ich nicht. Wir haben zwar gegen die oberen Teams nicht immer verloren, aber auch nicht alle geschlagen.“ In der Tat: Gegen Schwerte und Gevelsberg gelangen Blau-Weiß jeweils vier Punkte, gegen Westhofen dagegen holten die Voerder nichts Zählbares. Im Heimspiel gab es eine 2:3-Niederlage, das Rückspiel entschieden die Westhofener klar mit 3:0 für sich. „Da sind wir nur mit einem minimalen Kader angereist. Das war zu wenig, um sie zu schlagen“, erinnert sich der BW-Coach. „Aber wir haben das Meisterschaftsrennen zweimal offengehalten.“ Damit meint er die beiden 1:1-Unentschieden gegen die Spitzenreiter.

Eigene Ziele erreicht

Zufrieden ist Özüsaglam, dass er mit seinem Team einige der selbstgesteckten Ziele erreicht hat oder kurz davor steht. Platz vier ist greifbar, die Zahl der Gegentore mit durchschnittlich 1,54 pro Spiel gegenüber der Vorsaison deutlich zurückgegangen. Da hatten Michel Hakenberg und Pascal Schürfeld, die Torleute, noch 65 Treffer kassiert – das waren 2,32 pro Spiel.

Michel Hakenberg vereitelt in der Anfangsphase in Gevelsberg eine Großchance von Mergim Bozhdaraj.
Michel Hakenberg vereitelt in der Anfangsphase in Gevelsberg eine Großchance von Mergim Bozhdaraj. © Marinko Prša

Wie es jetzt weitergehe, welche Ziele für die kommende Saison anvisiert werden, wollten wir noch wissen. Der Trainer, der viel daran arbeitet, die Spieler zu entwickeln, sieht da Grenzen. „Der eine oder andere spielt aktuell auf seinem maximalen Niveau. Um dann zu sagen, ich möchte auf Platz eins gehen, fehlt uns ein bisschen Qualität“, stellt er fest. Er hat sich vorgenommen, in der nächsten Saison auch Spiele zu dominieren und nicht nur über den Kampf zu kommen, sondern auch mal Spiele mit 70 oder 80 Prozent Ballbesitz zu gestalten.

Passend dazu: So mischen die Dülger-Brüder seit Jahren am Tanneneck auf

„Dafür fehlt aber noch etwas an spielerischer Qualität“, weiß Özüsaglam. Die habe Sinan Hajra zwar, aber für den 37-jährigen früheren Oberligaspieler, gleichzeitig auch Co-Trainer, müsse er auch mal einen Nachfolger finden. Im Blickpunkt steht dabei Patrick Kusche. Özüsaglam: „Er wäre eine Option und könnte in Hajras Fußstapfen treten, ist aber mit 19 Jahren noch ziemlich jung, sodass wir ihm nicht die ganze Verantwortung geben können, sondern ihn langsam aufbauen müssen.“

„Knallertypen“ fehlen bei Voerde

Um ganz oben anzugreifen, fehlen Özüsaglam noch „Knallertypen“, die fußballerisch und als Menschen vorangehen. „Davon haben wir zwar einige, wie Tobias Schipnik, Tolga Dülger oder Matz Völlmecke – aber die haben in dieser Saison nicht viele Spiele absolvieren können“, erklärt der Trainer.

Wie sieht es denn überhaupt mit einem Aufstieg aus? „Ein Aufstieg ist immer ein Ziel, aber ein Muss für die Landesliga wird es auch nächste Saison nicht geben“, stellt Vereinsboss Olaf Steinhaus klipp und klar fest. „Sollte es passieren, nehmen wir es aber gerne.“

Dabei verweist Steinhaus auf die höheren Anforderungen, vor allem was die Finanzierung betrifft. „Man muss die Kirche im Dorf lassen“, sagt er und spricht voller Lob von der aktuellen Spielklasse: „Zurzeit ist die Bezirksliga-Gruppe 6 doch top, mit kurzen Fahrten, vielen Derbys, klasse Vereinen in der ‚Fremde‘ und prima Sportplätzen.“

Für die beiden restlichen Spiele kündigt Emrah Özüsaglam Rotation an: „Wir werden jetzt noch ein wenig den Spielern Gelegenheit geben, die bisher weniger Einsatzzeit bekommen haben, sich zu zeigen und sie so belohnen – und umgekehrt anderen eine Pause geben.“