Schwelm. Sein Co-Trainer Uwe Molzahn sagt über Linderhausens Stürmer, was viele Mitspieler über ihn denken: Ein Typ, den es nicht in jedem Supermarkt gibt

Eine Abschiedstour mit Schmerztabletten – genau das ist aktuell der fußballerische Alltag von Alexander Holthaus. Der Angreifer der SpVg. Linderhausen muss nach dieser Saison mit dem für ihn über alles geliebtem Hobby aufhören, sein Knie lässt ihm keine andere Wahl, als mit dem Fußball aufzuhören. Ein Knorpelschaden macht Alexander Holthaus bereits seit Jahren zu schaffen. Doch bevor er auf seinen Arzt hört und kürzer tritt, möchte der 32-Jährige seine letzte Saison in der Kreisliga A2 noch voll durchziehen.

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Und das geht eben nur mit Schmerzmitteln, die ihn aber nicht hindern, nach einer unendlich erscheinenden Durststrecke kurz vor seinem Karriereende noch einmal in Höchstform aufzulaufen. Als er am vergangenen Wochenende gegen den SV Ararat Gevelsberg die ersten beiden wichtigen Treffer beim 6:1-Erfolg für seine Mannschaft schoss, ließ das die Außenstehenden kaum vermuten, dass er eigentlich vom Arzt schon vor einem halben Jahr das Karriereende vorordnet bekommen hat. Einmal drückte er eine Flanke mit der Brust zum 1:0 über die Linie, danach nutzte er einen Abpraller des gegnerischen Keeper und lupfte den Ball elegant über den Schlussmann zum zwischenzeitlichen 2:0.

Am Vogelsang bricht der Bann

Und vor zwei Wochen bezeichnete ihn sein Trainer Marc Dülm gar als seinen persönlichen „Helden der Woche“, nachdem er gegen den FC Gevelsberg-Vogelsang mit dem letzten Treffer beim 5:1-Erfolg sein erstes von nun drei Saisontoren erzielte. Zuvor blieb er über die gesamte Spielzeit ohne eigenen Treffer. Lange erinnerte nichts mehr an den 20-Tore-Mann der vergangenen Jahre. Nun scheint aber der Knoten zum bestmöglichen Zeitpunkt geplatzt zu sein.

Saisontor Nummer zwei: Holthaus drückt den Ball gegen Ararat Gevelsberg mit der Brust über die Linie.
Saisontor Nummer zwei: Holthaus drückt den Ball gegen Ararat Gevelsberg mit der Brust über die Linie. © Jens Pommerenke

Dass Holthaus nach dieser Saison gesundheitsbedingt nicht mehr in der A-Liga auflaufen möchte und kann, wird eine „Lücke“ reißen, findet sein Co-Trainer Uwe Molzahn. „Er ist immer ein wichtiger Spieler gewesen. Einer, den du nicht mal eben im Supermarkt um die Ecke findest. Es tut mir sehr weh und es ist ein herber Verlust“, bedauert Molzahn das nahende Karriereende des Stürmers.

Wechsel auf Kunstrasen bekommt Holthaus nicht

Dass es nun so kommen wird, hat seinen Ursprung im Jahre 2017. Damals spielte Holthaus für ein paar Jahre beim SV Jägerhaus-Linde. Seinen Heimatverein hatte er für einige Zeit verlassen. Von der Linderhausener Asche ging es auf einen Wuppertaler Kunstrasen. „Das war das erste Mal für mich auf Kunstrasen, vielleicht lag es daran. Vorher hatte ich nämlich nie Probleme“, versucht Holthaus den Anfang seiner Knieprobleme ausfindig zu machen. Einen konkreten Vorfall gab es nämlich nie. Schleichend sei die Verletzung entstanden.

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Deswegen ließ er sich operieren. Danach hatte er erst einmal Ruhe, doch zwei Jahre später bereitete ihm sein Knie erneut Probleme. Seit er 2019 wieder nach Linderhausen zurückgekehrt ist, konnte er nur mit Hyaluronspritzen und Schmerztabletten spielen. Warum er trotz der Probleme immer weiter für sein Linderhausen gekickt hat? „Ohne Fußball geht es nicht, ich bin ein Kämpfertyp“, erklärt Holthaus. Dass das eigentlich verrückt sei, weil es ihm schade, wisse er natürlich, sagt er. Doch sein Hobby und sein Verein liegen ihm zu sehr am Herzen. „Er stellt sich immer im Dienst der Mannschaft“, schwärmen auch seine Trainer Uwe Molzahn und Marc Dülm im exakt gleichen Wortlaut.

Tränen bei der Diagnose

Holthaus selbst schmerzt sein gezwungenes Karriereende wohl am meisten. Im Januar hatte ihm sein Arzt nahegelegt, nicht mehr weiterzuspielen. Auch eine Operation hätte ihm nicht viel gebracht. „Ich habe ein paar Tränen verdrückt. Die Nachricht zu hören war nicht leicht“, gibt Holthaus zu. Es sei etwas anderes, wenn man aus eigenen Stücken aufhören will als wenn einem das Ende aufgezwungen wird, meint er. Ansonsten hätte er noch ein paar Jahre gespielt.

Nun geht Holthaus also auf Abschiedstour. In seiner letzten Saison hat der Kicker gleich zwei Rekorde vor Augen. Zum einen möchte er gerne den Linderhausener Punkterekord von 55 Zählern aus der Saison 2018/19 knacken. Dazu müssen noch fünf Punkte her. Zum anderen will er das erste Mal mit seiner Mannschaft Dritter in der Kreisliga A werden.

Danach steht dann der Abschied aus dem Seniorenfußball an. „Am liebsten mit einem ordentlichen Spiel und ein paar Bierchen mit den Jungs danach“, schaut Holthaus auf das letzte Saisonspiel in knapp einem Monat gegen den Hiddinghauser FV.