Gevelsberg. Dustin Otto und Patrick Lepperhoff sind Schiedsrichterwarte in Handball und Fußball. Wir haben beide zu einem Gespräch zusammengebracht.
Immer wieder wechseln sich Patrick Lepperhoff und Dustin Otto ab mit dem Nicken. Es ist ein verständnisvolles Zustimmen für das, was der andere gerade gesagt hat. Obwohl Lepperhoff und Otto in unterschiedlichen Sportarten unterwegs sind, wissen sie, wo der Schuh beim anderen drückt. Patrick Lepperhoff (33) und Dustin Otto (30) sind Schiedsrichterwarte. Während sich Lepperhoff bereits seit sieben Jahren um die pfeifende Zunft bei den Fußballern kümmert, ist Otto seit rund 14 Monaten für das Schiedsrichterwesen im Handball zuständig. Wir haben uns mit den beiden jungen Ehrenamtlern beim Hallenfußball in Gevelsberg getroffen und über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Beneidenswertes gesprochen.
Dustin Otto schaut gespannt zu, was sich in der Gevelsberger Halle West vor ihm abspielt. „Ich wusste gar nicht, dass hier auch Hallenfußball gespielt wird“, sagt der Schwelmer. Hier, in der Heimspielstätte des Lokalkonkurrenten HSG Gevelsberg/Silschede, wird normalerweise Handball gespielt. Die Sportart, in der sich Dustin Otto deutlich besser auskennt als im Fußball.
Interesse am anderen Sport
Gänzlich unerfahren ist er dabei aber nicht. Vor ein paar Jahren pfiff er ein Freundschaftsspiel in Dortmund. Was für den Handballschiedsrichter dabei auffällig war? „Ich war überrascht, wie wenig ich entscheiden musste“, sagt Otto. Aus seinem Sport sei er es gewohnt, deutlich öfter Regelverstöße zu ahnden, auf Freiwurf zu entscheiden oder Tore durch seinen Pfiff zu bestätigen. „Es ist deutlich entspannter“, sagt Otto.
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Selbst mal ein Handballspiel geleitet hat Patrick Lepperhoff noch nie. „Ich bin auch gar nicht so vertraut mit den Regeln, dass ich mir das zutrauen würde“, sagt der Schiedsrichterwart des Fußballkreises Hagen/Ennepe-Ruhr. Interessieren würde es aber durchaus schon einmal – die beiden jungen Ehrenamtler in verantwortungsvoller Funktion sind aufgeschlossen für Neues. Allerdings teilen sich Lepperhoff und Otto auch einige Probleme in ihren Sportarten.
Mangel gibt es in beiden Sportarten
Wie beispielsweise in puncto Mangel. Sowohl im Fußball wie auch im Handball fehlt es an Schiedsrichtern, in beiden Sportarten gab es schon die verschiedensten Versuche, diese Situation in den Griff zu bekommen. Geholfen haben weder angedrohte Punktabzüge noch Geldstrafen – sie haben das Problem nur teilweise verschoben.
Neue Lehrgänge finden jetzt statt
Der Mangel an Schiedsrichtern ist sowohl im Fußball wie im Handball eklatant. Das Soll im Fußball liegt bei 200 Unparteiischen, aktiv sind aktuell 133. Hier fehlt es vor allem an jungen Menschen. Im Handball werden pro Saison 140 Schiedsrichter benötigt, vorhanden sind laut Dustin Otto ungefähr 90.
Die Kreise bieten nun wieder Ausbildungslehrgänge an. Der Fußballkreis bildet ab dem 19. Januar in einem Kompaktkurs an einem Wochenende aus. Anmeldungen sind noch bis zum 12. Januar möglich. Der Handballkreis ist aktuell noch auf der Suche nach einem geeigneten Start für einen neuen Lehrgang.
„Um die Strafen zu umgehen, haben die Vereine mit einem Mangel einfach Schiedsrichter von anderen Vereinen abgeworben“, berichtet Dustin Otto. Gleiches ist auch Patrick Lepperhoff bekannt – auch wenn die Fußballer dem schnell Einhalt geboten hatten. Eine dreijährige Wechselsperre soll verhindern, das große und finanzstarke Vereine einfach Unparteiische „einkaufen“ und so andere Klubs schwächen. „Das ist ein interessanter Ansatz“, findet Otto.
Auch im Bereich Ausbildung der Schiedsrichter gibt es im Grunde die gleichen Ansätze – wenn auch mit unterschiedlichen Ausführungen. Während der Deutsche Handballbund (DHB) die Schiedsrichterausbildung im vergangenen Jahr gänzlich neu aufstellte, ist das Modell im Fußball schon etwas länger einheitlich und komprimiert. „Wir machen das alles an einem Wochenende“, sagt Patrick Lepperhoff. Ohnehin sei es nur eine Regel, die die Neueinsteiger lernen müssten, damit auch diese schnell in der Praxis eingesetzt werden können.
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Während die Fußballer ihre Unparteiischen also an einem Wochenende fit machen für den Spielbetrieb, brauchen die Handballer etwas länger – setzen dabei aber auf digitale Medien. „Aber das Modell mit dem Wochenende finde ich gut, auch wenn das bei uns wohl nicht umzusetzen ist“, sagt Dustin Otto.
Anders hingegen sieht es allerdings bei der Erstausstattung der Schiedsrichter aus. „Damit nehmen wir ein Hindernis für neu ausgebildete Schiedsrichter, die wegen fehlender Ausrüstung in der Vergangenheit oft schon vor dem ersten Spiel die Segel strichen“, sagt Lepperhoff. Ohnehin, und da sind sich beide einig, sollten die Angebote für neue Schiedsrichter so niederschwellig wie möglich gehalten werden – um nicht noch mehr Spiele als ohnehin schon in beiden Sportarten ohne Unparteiische über die Bühne gehen zu lassen.
Respekt vor Abseitsentscheidung
Und was wünschen sich Lepperhoff und Otto aus der jeweils anderen Sportart? „Ich habe es ja schon kennengelernt, ich finde es natürlich entspannter, wenn weniger zu pfeifen ist“, sagt Otto, der aber anschließend gleich betont, dass es auch etwas gibt, für das er vor seinen Kollegen im Fußball den Hut zieht. „Wie man Abseits sehen kann, ist für mich nur schwer zu verstehen“, sagt er. „Wie macht ihr das?“, fragt er Lepperhoff. „Ein bisschen nach Gefühl. Wenn sich keiner beschwert, ist das immer ein gutes Zeichen“, sagt der Fußballschiri.
Patrick Lepperhoff selbst wünscht sich das Fair-Play und den Umgang mit den Schiedsrichtern aus dem Handball auch in seiner Sportart. „Da beschweren sich die Spieler natürlich auch, es bleibt aber immer fair“, sagt er. Verständnisvolles Nicken von Dustin Otto gibt es dafür.