Schwelm. . Das Aufgabenfeld ähnelt sich, nur die Ausführung unterscheidet sich. Der Schwelmer Dustin Otto wechselt von Handball auf Fußball – als Schiri.
So ein Wechsel der Perspektiven kann nicht schaden. Den Blick über den Tellerrand wagte nun Handball-Schiedsrichter Dustin Otto aus Schwelm – der 26-Jährige leitete am vergangenen Wochenende ein ganz besonderes Freundschaftsspiel. Ein Fußball-Freundschaftsspiel wohlgemerkt.
„Ein Freund aus Dortmund hatte mich gefragt, ob ich da nicht einmal Lust drauf hätte“, sagt Otto. Kurzfristig brauchten die Kreisliga-Kicker von Grün-Weiß Kley einen Unparteiischen, kurzfristig sprang der Schwelmer ein. Und das obwohl er die Schiedsrichterei im Fußball ja eigentlich nur aus dem Fernsehen oder von der Zuschauertribüne im Stadion kennt. Denn normalerweise ist Dustin Otto eher in Sporthallen unterwegs – mal als Torwart der zweiten Mannschaft der RE Schwelm in der Handball-Kreisliga, öfter aber als Schiedsrichter gemeinsam mit seinem Spannmann Alexander Barth.
Laufwege und Stellungsspiel anders
Beide pfeifen seit Jahren zusammen und sind in der Zeit immer besser geworden. Inzwischen pfeifen sie in der Oberliga Herren und in der Jugendhandball-Bundesliga. „Dabei bleibt es auch“, sagt Otto mit einem Lachen über seinen Ausflug auf den Fußballplatz. Die Umstellung von Hand-auf Fußball fiel ihm zu seiner Überraschung deutlich leichter, als er es im Vorfeld erwartet hatte. „Man muss gar nicht so viele Entscheidungen treffen wie im Handball“, berichtet Dustin Otto. Andere Laufwege, ein verändertes Stellungsspiel oder das Einschätzen von Distanzen – alles Aspekte, die für Spieler wichtig sind – für Schiedsrichter aber auch. „Das war schon ein wenig schwierig, aber mit der Zeit habe ich mich dran gewöhnt“, sagt der gelernte Fachinformatiker. Fehlentscheidungen gab es auch, gerade die Abseitsregelung machte ihm bei seinem ersten Spiel auf dem Fußballfeld etwas zu schaffen.
An einem extrem kalten Abend leitete er eine besondere Begegnung im Dortmunder Westen. „Da musste ich mich schon ordentlich warmmachen, aber das kenne ich ja“, sagt Otto. Der Kreisligist GW Kley traf auf eine Auswahl der Justizvollzugsanstalt Lütgendortmund. Vier gelbe Karten verteilte Otto an die Auswahl aus der JVA, „alle für Foulspiele, für die ich im Fernsehen gelb gefordert hätte“, begründet der Schwelmer seine Entscheidungsfindung mit einem Augenzwinkern. Ansonsten läuft das Spiel zwischen den Freizeitkickern und den Gefängnisinsassen absolut fair ab.
Die Mittel zur Bestrafung fehlen
Beeindruckt zeigte sich Otto von der Auswahl der JVA aber aus einem ganz anderen Grund. „Die haben sich schon sehr intensiv warm gemacht, das sah schon ziemlich professionell aus“, sagt er. Einen Grund zur Klage findet Dustin Otto aber dennoch. „Es herrscht ein ganz anderer Umgangston auf dem Fußballplatz“, bermerkte er bei seinem ersten Einsatz auf dem Rasen. Und die Mittel fehlen, denn beim Handball hätte er die Moserei der Spieler schneller bestraft wie er selber sagt. „Da hätte es die ein oder andere Zwei-Minuten-Strafe gegeben.“
Doch darum muss er sich zukünftig weniger Gedanken machen, denn seine Karriere als Unparteiischer im Handball geht eindeutig vor. Altersbedingt sind er und Alexander Barth nun aus dem Förderkader heraus, nun wollen sie sich beweisen, ein konkretes Ziel gibt es auch: „Die dritte Liga wäre schon ganz schön“, sagt Dustin Otto. Und da gibt es ja auch keine Abseitsregelung die er beachten muss.