Ennepe-Süd. In ihrem Sport sind sie Stars, doch auch Andi Sander, Alex Popp oder Lukas Klostermann bereiten sich auf die Zeit nach dem Profisport vor.

Seinen Lebensunterhalt mit der eigenen Leidenschaft, dem Sport, zu bestreiten, das ist für viele ein Traum. Aus dem Südkreis gibt es einige Athleten und Athletinnen, die es geschafft haben. Wir schauen uns drei Beispiele an: Alexandra Popp und Lukas Klostermann aus Gevelsberg verdienen ihr Geld mit Fußballspielen, Andreas Sander aus Ennepetal ist professioneller Skiläufer. Doch nicht alle drei können gleichermaßen gut von ihrem Job leben und müssen für die Karriere nach der Karriere vorsorgen. Doch in einem Punkt gleichen sich die drei: Noch hat keiner einen klaren Plan für die Zeit danach.

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Ein Blick auf die Vita von Alexandra Popp genügt, um zu wissen: Diese Frau versteht etwas von ihrem Job. Siebenfache Deutsche Meisterin, elffache DFB-Pokalsiegerin und zweifache Champions-League-Siegerin ist die Fußballerin aus Silschede schon geworden, den Großteil der Titel holte sie mit ihrem aktuellen Verein VfL Wolfsburg. Sie ist Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft und präsentierte gerade erst ganz Deutschland bei der Europameisterschaft ihr Können, als sie im Turnierverlauf sechs Tore erzielte. Das Finale gegen England verloren die deutschen Damen auch, weil Popp für das Endspiel verletzt ausfiel.

Für einen reichts, für andere nicht

Doch obwohl Popp eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen der Geschichte ist, wird die 31-Jährige nach dem Ende ihrer Karriere nicht direkt in den Ruhestand gehen können. „Für ein paar Jahre würde es reichen, aber mehr auch nicht“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Das unterscheidet sie von Lukas Klostermann. Auch er kommt aus Gevelsberg, auch er spielt Fußball auf höchstem Niveau, in der Bundesliga für RB Leipzig und in der deutschen Nationalelf. In seiner Vita steht bisher nur der DFB-Pokalsieg 2022 als Titel. Doch da der Herrenfußball bisher deutlich mehr Geld einnimmt als der Frauenfußball, wird hier auch deutlich mehr an die Hauptdarsteller ausgezahlt. Mehrere Millionen Euro im Jahr verdient Klostermann, er hat mit 26 Jahren schon ausgesorgt. „Es wäre schön, wenn es denn bei mir auch so wäre“, sagt Popp.

Klarer Unterschied schon im Fußball

Doch die Schere wird so bald nicht kleiner werden. Eine Auswertung des Statistik-Portals Statista, die die Saison 2017/18 im Fokus hatte, ermittelte bei den Fußballerinnen der höchsten deutschen Spielklasse einen Durchschnittsverdienst von etwa 45.000 Euro im Jahr. Wobei es große Unterschiede gibt, während manche Spielerinnen nebenbei einen Zweitjob brauchen, heben Topstars wie Popp den Durchschnitt an. Sie kann gut von ihrem Job leben, aber nie wieder arbeiten nach der Karriere? Das ist nicht drin.

Lukas Klostermann (links) und Alexandra Popp bei einer Ehrung der Stadt Gevelsberg nach den Olympischen Spielen 2016. Beide spielen Fußball auf höchstem Niveau – verdienen aber sehr unterschiedlich.
Lukas Klostermann (links) und Alexandra Popp bei einer Ehrung der Stadt Gevelsberg nach den Olympischen Spielen 2016. Beide spielen Fußball auf höchstem Niveau – verdienen aber sehr unterschiedlich. © Stefan Scherer

Ähnlich sieht es für Skiprofi Andreas Sander aus, der nach eigenen Angaben gut von seinem Job leben kann. „Da ich Sportsoldat bin, bekomme ich einen Lohn von der Bundeswehr. Hinzu kommen Preisgelder und Zahlungen von Sponsoren.“

Auch für ihn ist während der aktiven Karriere alles in Butter, aber auch bei ihm reichen die Einnahmen nicht bis zur Rente. „Außer, ich gewinne in den nächsten fünf Jahren alle Rennen“, scherzt der 33-Jährige. Denn für die besten Fahrer können sich die Preisgelder ordentlich summieren. Beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel gab es 2022 beispielsweise 100.000 Euro Preisgeld für den Sieger der Abfahrt.

Für Klostermann ist das Karriereende noch weit weg

Sander und Popp sind also darauf angewiesen, sich einen Plan für die Zeit nach der Karriere zu machen. Klostermann tut es ebenfalls, obwohl er nicht darauf angewiesen ist. Er studiert nebenbei BWL und sagte als 21-Jähriger einmal den Satz: „Wenn meine Fußball-Karriere sich irgendwann dem Ende zuneigt, möchte ich möglichst sofort mit meiner zweiten Laufbahn beginnen.“ Auf Nachfrage erklärt er uns fünf Jahre später: „Die Aussage gilt grundsätzlich immer noch. Aber da sich meine Karriere ja noch nicht dem Ende zuneigt, muss ich mir da noch nicht konkret Gedanken zu machen. Wir werden sehen, ob ich in der Fußballwelt bleibe, oder nicht. Das steht alles noch in den Sternen.“

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Es eint Klostermann und die beiden dem Karriereende deutlich näherstehenden Popp und Sander, dass konkrete Gedanken zur Zukunft noch beiseitegeschoben werden. Popp erzählt, wie ihre Vorsorge bisher aussah: „Ich habe bereits einen Trainerschein, die B+ Lizenz, gemacht, um mir eine Tür in diese Richtung aufzuhalten. Aber auch repräsentativ, als Expertin im Fußball weiterzuarbeiten, könnte ich mir vorstellen. Ich habe inzwischen viele Kontakte, daher gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die mir offenstehen.“ Doch ob sie dem Fußball erhalten bleibe, sei für sie „noch völlig offen“. Auch eine Rückkehr in die Tierpflege, den Job, den sie erlernt hat, könne sie sich „jederzeit vorstellen“.

Karriere durch Kontakte

Auch Sander setzt auf den einen oder anderen Kontakt, den er bereits geknüpft hat. Ähnlich wie Klostermann hat auch er nebenbei ein Studium begonnen, im Bereich International Management, aber nicht weiterverfolgt. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht der Typ für ein Fernstudium bin“, gibt er zu. Mittlerweile, führt er aus, „habe ich ein Lebensziel: Ich möchte mich weiterentwickeln, sportlich und menschlich. Man lernt auch viele interessante Leute außerhalb des Sports kennen, baut sich ein Netzwerk auf“, sagt der 33-Jährige. Womöglich entsteht daraus eine Chance für die Zeit nach der Karriere.

Doch vorerst trifft auf Klostermann, Popp und Sander zu, dass ihnen der Sport noch viel zu viel Spaß macht, um ans Aufhören zu denken. Sie wollen alle noch möglichst viele Jahre ihr Geld als Athleten und Athletinnen verdienen. Ein solcher Job ist eben ein Traum, den man nur ungern aufgeben möchte.