Ennepe-Süd. Zum Start unserer neuen Serie „BERUFung Sport“ beleuchten wir den Wirtschaftszweig mit Experten – und die haben gute Aussichten für Arbeitnehmer.

2,3 Prozent sind keine Zahl, die auf den Blick groß erscheint. Setzt man diese Zahl allerdings in den Kontext, erscheint sie riesig. Denn diese 2,3 Prozent sind der sportbezogene Beitrag am deutschen Bruttoinlandsprodukt und sind in Euro ausgedrückt nicht weniger als 76,1 Milliarden Euro. Diese Zahl aus dem Jahr 2018, erhoben von der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung für das Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundessportinstitut, drückt in etwa aus, wie groß und wichtig der Wirtschaftszweig Sport geworden ist. Dementsprechend viele Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es in einer Branche, die seit Jahren immer weiter wächst. Der Sport als Arbeitgeber ist unser Thema in der Serie „BERUFung Sport“.

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In den kommenden Wochen werden wir Ihnen verschiedene Wege zeigen, wie Menschen im Sport arbeiten, wie sie dort hingekommen sind, wie aktive Profisportlerinnen und -sportler sich auf ihre Karriere nach der Karriere vorbereiten und welche Zukunftschancen die Branche bietet. Zu Beginn verschaffen wir uns aber erst einmal einen Überblick über einen vielfältigen und immer größer werdenden Wirtschaftszweig.

Eine Branche mit vielen Facetten

Leicht in Zahlen zu fassen ist die Branche Sport nicht. In der Wissenschaft spricht man bei einem Wirtschaftszweig wie dem des Sports vor einer Querschnittsbranche. Das bedeutet, dass es nicht den einen Bereich gibt, in dem Menschen beschäftigt werden oder der zu der wirtschaftlichen Gesamtleistung einer Branche beitragen. Der Sport ist eine solche Branche. „Unglaublich bunt und vielschichtig“, sagt Benjamin Willems, Vertriebsleiter Sport und Dozent für Sportvermarktung an der IST-Hochschule in Düsseldorf. Egal ob im Sportfachhandel, der Fitness- und Rehabranche oder in der Geschäftsstelle eines Fußball-Bundesligisten: Jobs im Sport gibt es in vielen Facetten.

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Und so ist auch die Zahl der in diesem Bereich Beschäftigten schwer zu fassen. Eine am ehesten belastbare Zahl sagt aus, dass rund 1,3 Millionen Menschen im Sport arbeiten. Hinzu kommen noch 1,7 Millionen Ehrenamtliche, die vor allem in Vereinen und Verbänden tätig sind und teilweise Aufgaben übernehmen, die andernorts durch hauptamtliche Beschäftigte ausgefüllt werden.

Inzwischen ein Bewerbermarkt

Vereine und Verbände gelten als einer der größten Arbeitgeber in diesem Zusammenhang – und das hat mit der zunehmenden Professionalisierung in diesem Bereich zu tun. Waren beispielsweise Ende der 1990er-Jahre in der Geschäftsstelle eines Fußball-Bundesligisten knapp 30 Mitarbeiter tätig, arbeiten in den großen Bürokomplexen dieser Klubs inzwischen mehrere hundert Mitarbeiter. Andernorts, wie beispielsweise im unteren Leistungssportbereich wie bei den EN Baskets Schwelm, arbeiten noch viele Ehrenamtliche. Der Trend geht aber auch hier zur Professionalisierung, so dass immer mehr Menschen benötigt werden, um den gewachsenen Ansprüchen auch gerecht werden zu können.

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Das sorgt natürlich für eine Vielzahl an Stellen, die benötigt werden. Vor allem im administrativen Bereich sind viele Vereine und Verbände auf der Suche nach vorwiegend jungen Menschen. Doch wie in anderen Bereichen des Arbeitsmarkts gibt es auch im Sport einen immensen Fachkräftemangel – auch weil sich die Ansprüche junger Menschen verändert haben. „Es gibt inzwischen einen Bewerbermarkt, auf dem sich Arbeitnehmer auch in unserer Branche bei entsprechender Qualifikation ihren Arbeitgeber aussuchen können“, sagt Benjamin Willems. Eine Rolle dabei spielt auch der demografische Wandel. Denn weil immer ältere Menschen aus dem Berufsleben ausscheiden und es immer weniger junge Menschen gibt, die diese Stellen ausfüllen könnten, bleiben viele Stellen unbesetzt.

Vieles hat sich in den letzten Jahren geändert

Benjamin Willems, selbst erst 41 Jahre alt, kennt aus eigener Erfahrung noch eine ganz andere Situation. „Als ich mir Gedanken um meine berufliche Zukunft gemacht habe, gab es kein duales Studium. Da hat man sich seine Praxis neben dem Studium geholt. Heutzutage bieten auch viele Klubs, Dienstleister, Vereine und Verbände solche Möglichkeiten an, um den Bedürfnissen junger Bewerber gerecht werden zu können“, sagt er.

Doch fast niemand oder zumindest die allerwenigsten fangen gleich ganz oben, zum Beispiel bei einem Fußball-Bundesligisten, an. „Angela Merkel hat auch nicht als Kanzlerin angefangen“, lautet ein beispielhafter Ausspruch von Willems, den er seinen Studenten bei der beruflichen Orientierung immer wieder mit auf den Weg gibt. Ein gutes Bild, um zu zeigen, dass es zwar inzwischen viele Stellen in einem Profiverein gibt, diese sich aber nicht unbedingt immer als Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium bzw. während eines dualen Studiums eignen.

Jobs im Sport gibt es aber viele, und diese bedürfen nicht immer einer akademischen Ausbildung. So gehören zu den genannten Beschäftigungszahlen auch Menschen, die im Einzelhandel arbeiten. Darüber hinaus gibt es in Deutschland auch Leistungssportler, die sich selbstständig vermarkten oder bei der Bundespolizei oder Bundeswehr angestellt sind – und natürlich die Sportlerinnen und Sportler, die alleine durch ihre Leidenschaft ihr Geld verdienen können.