Hagen/Ennepetal. Michelle Dietrich macht sich auf, in einer wachsenden Branche Fuß zu fassen. Ihr Weg steht dabei stellvertretend für viele junge Menschen.
Die Möglichkeiten, einen Job in der Sportindustrie zu finden, sind vielfältig. Letztlich kommt es auf die eigenen Präferenzen und die persönlichen Fähigkeiten an, die die berufliche Sparte bestimmen. Die Handballerin Michelle Dietrich ging bereits zweimal durch einen solchen Findungsprozess. Den ersten durchlief die gebürtige Chemnitzerin nach ihrem Abitur im Jahr 2018, das sie damals noch in Sachsen in die Tasche steckte. Wie die meisten Schulabgänger stellte sie sich die Fragen der Fragen: Was will ich jetzt eigentlich machen? Wo will ich hin? Kann ich das überhaupt?
Der Liebe wegen zog sie aus dem Osten nach Hagen, wo sie aufgrund der räumlichen Nähe Anschluss bei der HSG Gevelsberg-Silschede und dann bei der TG Voerde fand, bei der sie sich als Linkshänderin als Juwel auf Rechtsaußen profiliert. Schnell fiel dann die Entscheidung auf ein duales Studium im Bereich der Tourismuswirtschaft, für das sie sich bei der Internationalen Hochschule (IU) in Dortmund beworben hatte und eine Zusage erhielt.
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Den Partner für den praktischen Teil des Studiums konnte sie sich selbst aussuchen. „Mir war von vorneherein klar, dass ich keine Lust auf Hotels habe“, sagt sie und schmunzelt. Viel besser würde sich ein Sportverein anbieten, ging durch ihren Kopf. Seit Kindertagen war sie in Vereinen und Ferienlagern aktiv, woraufhin sie sich beim Bundesligisten VfL Eintracht Hagen bewarb und angenommen wurde.
Außergewöhnliche Auswahl
Mit der Arbeit in einem Sportverein und dem Fokus auf den Bereich Eventmanagement war Dietrich in ihrem Studiengang der Tourismuswirtschaft ein echter Sonderling. „Von meinen Kommilitonen war ich die einzige, die sich für die sportliche Richtung entschieden hatte. Etwa 80 Prozent waren in Hotels tätig und der Rest im Reisevertrieb.“
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Der Verein mit einer Mannschaft in der 2. Bundesliga bestimmte, abgesehen von den Abschnitten in der Universität, über dreieinhalb Jahre ihr Leben. Ihre Hauptaufgaben beinhalteten vor allem die Organisation im Vereinswesen und das Marketing inklusive Social Media-Betreuung. „Kanäle wie Instagram auf professionelle Weise zu nutzen, ist sehr herausfordernd und noch einmal etwas ganz anderes als im privaten Gebrauch“, hat die Hagenerin gelernt. „Ich hatte erwartet, dass der Schwerpunkt stärker auf Tourismus und Betriebswirtschaftslehre liegen würde, aber letztlich war es sehr viel Marketing“, fasst sie zusammen.
Aufbau eines eigenen Netzwerks
Denn auf die Frage, was ihr am besten an der Arbeit gefallen habe, betont sie eben diese Tätigkeiten. „Mir ist aufgefallen, dass Marketing und Netzwerke aufbauen in so einem Sportverein eine richtig große Rolle spielen“, nimmt die 23-Jährige mit. Die Akquise von Sponsoren sei essenziell. Auch hierbei habe sie ihren Teil beigetragen. Persönliche Aufeinandertreffen gab es dann bei den Heimspieltagen, wo Michelle Dietrich häufig im VIP-Bereich der Hagener Krollmann Arena zugegen war.
Nach ihrem Abschluss im März fand sie sich jedoch wieder in einer Entscheidungsphase: In welche Richtung sollte es denn nun wirklich gehen? Den Einstieg in einen festen Beruf empfand sie als zu früh. So bewarb sie sich auf 16 Masterstudiengänge an Universitäten in ganz Deutschland. Nach vielen Zusagen fiel die Entscheidung dann auf Köln, wo sie sich in die Hörsäle der Deutschen Sporthochschule setzen und in den Studiengang Sporttourismus und Destinationsmanagement eintauchen wird.
Alles offen für die eigene berufliche Zukunft
Fächer, die sich mit Thematiken wie Bewegung und Erholung im Tourismus und deren Einklang mit der Umwelt befassen, sollen dann auf ihrem Stundenplan stehen. Der Fokus soll auf Outdoorsport liegen. Schon auf eines freut sie sich in dieser Zeit besonders: „Es wird mehrere Exkursionen geben. Die erste ist bereits für kommenden März angesetzt. Da geht es nach Norwegen“, erzählt sie mit strahlenden Augen. Und was wünscht sie sich für ihre berufliche Zukunft? „Ich kann mir sehr gut vorstellen, mal im Ausland zu arbeiten. Nicht für immer, aber wenigstens eine Zeit lang, um noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Und vielleicht komme ich dann auch auf neue Ideen.“ Der Sport liefert ihr in jedem Fall einige Möglichkeiten dafür.