Ennepetal. Als Fußballer riss ihm das Kreuzband, weshalb er Physiotherapeuten werden wollte: Heute behandelt Martin Kuzniarek Weltklassesportler.

Er reist mit dem deutschen Nationalteam der Fechter um den ganzen Globus und ist den Athletinnen und Athleten sogar näher als der Trainer: Physiotherapeut Martin Kuzniarek. In diese berufliche Sparte einzusteigen, hatte er zunächst gar nicht auf dem Schirm.

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Doch als er sich zu seinen Kreisligazeiten beim FC Blau-Weiß Voerde einen Kreuzbandriss zuzog, bedeutete das: Pause. Regeneration. Aufbau. Ein Physiotherapeut half ihm maßgeblich, wieder auf die Beine zu kommen. So wie ihm geholfen wurde, wollte Kuzniarek auch anderen helfen. Nach dem Fachabitur am Berufskolleg in Ennepetal begann er schließlich mit der Ausbildung zum Physio, die er 2017 abschloss.

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Verschiedene Praktika in Krankenhäusern und Praxen, Fortbildungen und vieles mehr absolvierte er, wodurch sein Wissen und seine Erfahrungen zunahmen. Noch immer ist von seiner Berufswahl begeistert. „Es ist einfach mega geil, Menschen zu helfen.“ Dass er schließlich als Physiotherapeut arbeiten und sich neben seiner Beschäftigung in einer Praxis auch im Leistungssport etablieren würde, hat sich erst vor wenigen Jahren ergeben. Türöffner war Marc Windgassen, der als ZDF-Sportmoderator und Bekannter von Kuzniarek vor wenigen Jahren fragte, wo er denn beruflich mal hinwolle. „Mein Traum ist es, mit zu Olympia zu fahren“, antwortete Kuzniarek damals Auf genau dieses Ziel steuert der 30-Jährige geradewegs zu.

Viel zu tun beim Fechten

Am Olympiastützpunkt in Bonn hat er aktuell etwa drei Einsätze pro Woche, um die Athletinnen und Athleten des nationalen Fechtteams rund um ihren regulären Trainingsplan zu begleiten. Aber Fechten? Eine nicht gerade weit verbreitete Sportart in Ennepetal und Umgebung. „Ich bin ins Fechten ganz neu eingestiegen. Eigentlich wollte ich zu den Schwimmern“, gibt er zu, aber weiß jetzt: „Ich habe beim Fechten mehr Arbeit. Es ist eine echt schöne und schnelle Sportart.“

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Der Ennepetaler Martin Kuzniarek (hinten) bei einer Übung mit einem der deutschen Athleten.
Der Ennepetaler Martin Kuzniarek (hinten) bei einer Übung mit einem der deutschen Athleten. © Privat

Sportartspezifische Beschwerden entwickeln sich primär durch die einseitige Belastung und das ständige „Stop and Go“ in den Kampfsituationen. Demzufolge sind die Fußgelenke der Athletinnen und Athleten sehr anfällig. Es komme aber häufig auch zu Muskelfaserrissen, Problemen mit der Kniescheibe oder Blockaden in der unteren Lendenwirbelsäule. „Für mich als Physio ist es das Schönste, wenn ich die Schmerzen meiner Patienten lindern kann und die sagen ‚Du hast mir geholfen‘. Das ist einfach toll“, findet Kuzniarek.

Vorsichtiger Umgang mit Doping

Bei Wettkämpfen mit internationaler Aufmerksamkeit sei jedoch noch etwas ganz besonders zu beachten: „Bei den Turnieren müssen wir Physiotherapeuten auch sehr vorsichtig wegen Doping sein“, so der Ennepetaler, der mit seiner Tätigkeit große Verantwortung für das gesamte Team übernimmt. „Das Team vertraut uns. Als Therapeut massiert man nicht nur. Wir müssen viel wissen und noch viel mehr können“, macht er klar.

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Besonders explizit wird sein Wissen und Können abgefragt, wenn er während eines Kampfes nach einem Zwischenfall vom Schiedsrichter auf das Podium gerufen wird. „Dann habe ich nur fünf Minuten Zeit, um eine Diagnose zu stellen, und muss dann schnell eine Entscheidung treffen“, schildert der Physio die heiklen Situationen während eines Wettkampfes. „Wir sind diejenigen, die am meisten mit den Athleten trainieren. Dadurch können wir ihnen auch mentale Sicherheit geben, damit sie ihre Leistungen auch optimal abrufen können.“

Ob er seinen Traum wahr machen kann und in zwei Jahren mit zu den Olympischen Spielen nach Paris fliegen kann, ist abhängig davon, ob sich die deutschen Fechter auch qualifizieren. „Das wäre mein Traum. Wenn es nicht klappt, dann würde ich es 2028 noch einmal mit ihnen versuchen“, sagt er. Zuvor stehen aber unter anderem noch Termine in Tokio, Paris und Los Angeles auf dem Plan. „Wir reisen mit dem Team um die ganze Welt. Man sieht viel, doch die Hallen sieht man am meisten“, sagt er. „Trotz der tollen Reisen ist das viel Arbeit.“