Schwelm. Ein Gevelsberger Kicker sieht in drei Partien dreimal Rot. Staffelleiter Achtert mahnt besorgniserregende Entwicklung im Kreisliga-Fußball an.
Die Pfeife schrillt, der Schiedsrichter greift in seine Hosentasche und hält eine Karte empor – eine Szene, die in dieser Saison einige Vereine sehr häufig erleben mussten, andere dagegen kaum. Wenn es um das Sammeln von Verwarnungen oder Platzverweisen geht, könnte die Kluft zwischen den Vereinen der Fußball-Kreisliga A2 kaum größer sein.
Die Gesamtzahl an Karten in diesem Jahr ist dabei auf einem ähnlichem Niveau wie zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison. Die allgemeine Entwicklung ruft aber dennoch Kritik vom Staffelleiter Dietmar Achtert gegenüber den Vereinen hervor. „Die Situation ist besorgniserregend“, stellt er sofort klar. Der Kreisliga-Fußball sei seiner Meinung nach auf einem schlechten Weg. „Wir müssen wieder mehr Disziplin reinbekommen“, fordert er. Die Aggressivität auf dem Platz habe in seinen Augen nämlich zugenommen.
Sechs Verweise in sieben Spielen
Die Vereine, die gemeint sein dürften, sehen die Lage aber nicht so kritisch wie der Funktionär. Der SV Ararat Gevelsberg beispielsweise sammelte in der bisherigen Saison die meisten Karten aller A-Ligisten. Ganze sechs Platzverweise in sieben Spielen wurden schon gegen die Gevelsberger ausgesprochen. Zwei davon waren glatt Rot, viermal wurde die Ampelkarte gezeigt. Ebenso wurde bereits ganze 25 Mal ein Ararat-Kicker verwarnt. „Weil bei uns viel über den Kampf geht, spielen unsere Jungs hart. Da sind ein paar Karten ganz normal“, begründet Spieler Ercan Celik. Einer seiner Teamkollegen stach dabei besonders hervor. Maruan Karim stand in dieser Saison dreimal für Gevelsberg auf dem Feld, in allen drei Partien musste er mit einem Platzverweis früher runter.
Einmal nahm er auf der Linie als letzter Mann Hand und verhinderte ein sicheres Tor. „Das war ein purer Reflex“, erklärt er. Dabei zeigt er sich für die Rote Karte einsichtig. Die beiden anderen Male bekam er Gelb-Rot gezeigt, sodass er bisher kein Spiel dieser Serie über die volle Distanz bestreiten durfte. „Es ist sehr blöd, dass mir das dreimal in Folge passiert ist“, gesteht Karim ein.
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Aber nicht nur Ararat hat in dieser Saison häufig über die Stränge geschlagen, auch beim FC Gevelsberg-Vogelsang ging es mit 21 Verwarnungen und drei Platzverweisen, die die Spieler sammelten, häufig heiß her. Damit sah der Verein die zweitmeisten Kartons aller A-Liga-Klubs in dieser Spielzeit. „Gelbe Karten sind völlig normal“, findet Trainer Maximilian Goerke. Solange es nicht unsportlich werde, sei in seinen Augen alles in Ordnung. Er selber muss an diesem Wochenende nach einem Platzverweis gegen ihn am vergangenen Spieltag, den er scharf kritisierte, seine Mannschaft von der Tribüne aus coachen.
Während die beiden Mannschaften aktuell die größten Kartensammler der Liga sind, ist der TuS Ennepetal II das komplette Gegenteil davon. Nur vier Mal wurde bisher einem Spieler des Tabellenführers der gelbe Karton gezeigt. „Wir haben fünf Begegnungen sehr klar gewonnen. Solche Partien kochen dann nicht so schnell hoch wie enge und hart umkämpfte“, erklärt Co-Trainer Dimitrios Sorovakos. Dennoch hebt er hervor: „Wenn es dann doch einmal eng wurde, sind wir trotzdem ruhig geblieben.“
Ebenfalls unauffällig blieb bisher die SpVg. Linderhausen, die im Fairness-Ranking auf dem vierten Rang liegt. So soll das auch sein, findet Trainer Marc Dülm. Dabei denkt der Übungsleiter vor allem an diejenigen, die die Partien der Amateurmannschaften leiten. „Wenn wir irgendwann noch Schiedsrichter haben wollen, müssen wir fair miteinander umgehen“, meint er.