Gevelsberg. Das Kreissportgericht hat bereits entschieden, Silschedes Carsten Dietrich auch. Für ihn wird es kein Zurück mehr auf den Fußballplatz geben.
Carsten Dietrich hat keine Lust mehr. Verständlich, schließlich erlebte der langjährige Fußballtrainer am 22. August etwas, was ihn leider immer noch beschäftigt. Nach eigener Aussage wurde auf den Trainer des FC SW Silschede II bei der Massenschlägerei gegen den RSV Altenvoerde eingetreten, als dieser am Boden lag. Seitdem herrscht Funkstille zwischen Dietrich, seinem Verein und dem Fußball auf Amateurebene – auch, weil seine Aussagen bei der Verhandlung des Skandalspiels vor dem Kreissportgericht keinen Anklang fanden.
Insgesamt 22 Jahre war Carsten Dietrich in verschiedenen Funktionen im Fußball tätig. Jugendtrainer, Jugendleiter oder wie zuletzt Trainer einer Herren-Mannschaft in der Kreisliga B. „Es wurde in den vergangenen Jahren immer schlimmer auf den Plätzen“, sagt er.
Er selbst war nie in die unschönen Geschehnisse im Amateurfußball verwickelt, erlebte die aus seiner Sicht immer weiter sinkende Hemmschwelle zur Gewalt aber trotzdem oft aus nächster Nähe. „Ich habe mir geschworen: Wenn es dich mal betrifft, hörst du auf“, sagt er heute, knapp einen Monat nach den Vorfällen, die seine Ankündigung nun wahr werden ließ.
Auf dem Boden liegend getreten
Am 22. August ereignete sich der Auslöser für diesen Rückzug vom Fußball. Zwischen Altenvoerde und Dietrichs Silscheder ging es etwas ruppiger zu, allerdings deutete nur wenig daraufhin, was sich in der 75. Spielminute dann ereignen sollte. Nach einem vermeintlichen Kopfstoß eines Silscheder Spielers kam es zu einer Rudelbildung auf dem Feld – doch was dort geschah, blieb bei der Sitzung des Kreissportgerichts weitestgehend im Dunkeln.
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Für Carsten Dietrich endete dieser Platzsturm nach eigener Schilderung mit Tritten, während er im Zuge eines Ellbogenschlags auf dem Boden lag. Mit den Verletzungen begab er sich umgehend ins Krankenhaus, Prellungen und Schürfungen am Kopf und an seinen Rippen wurden dort festgestellt. Viel schwerwiegender sind aber die psychischen Folgen. „Wie Dreck“ habe er sich gefühlt, als er damals auf dem Boden lag. Ein Besuch auf dem Fußballplatz ist für ihn erst einmal nicht möglich. „Da hat sich eine Hemmschwelle in mir aufgebaut“, sagt er.
Dietrich fühlt sich lächerlich gemacht
Bei der Sitzung des Kreissportgerichts zu den Vorfällen bei der Partie kam natürlich auch Carsten Dietrich zu Wort. Nicht persönlich, schließlich weilte er am Tag der Sitzung im Urlaub. So blieb Peter Mann, dem Vorsitzenden des Kreissportgerichts, nichts anderes üblich, als die Beteiligten mit der schriftlichen Stellungnahme von Dietrich zu konfrontieren. Doch keiner der am Mittwoch vergangener Woche im Vereinsheim des FC Herdecke-Ende anwesenden Zeugen oder Täter konnte sich an die Szenerie rund um Carsten Dietrich erinnern – oder gab an, sie aufgrund des Tumults nicht wahrgenommen zu haben. Eine Strafe für die vermeintlichen Täter konnte so nicht getroffen werden.
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„Es fühlt sich jetzt für mich so an, als hätte ich mir das alles bloß ausgedacht“, sagt Dietrich. „Lächerlich gemacht“ fühle er sich aufgrund der fehlenden Bestrafung der vermeintlichen Täter. Sein bisheriger Verein FC SW Silschede hat indes angekündigt, die Geschehnisse noch einmal aufzuarbeiten und intern ein eigenes Strafmaß zu finden. Mit der Entscheidung des Kreissportgerichts seien die Sanktionen für die betroffenen Spieler noch nicht am Ende, heißt es von Vereinsseite.
Strafanzeige bei der Polizei läuft
Eine Bestrafung für Altenvoerder Akteure könnte ebenfalls noch folgen, schließlich hat Dietrich auch eine Strafanzeige bei der Polizei gegen zwei Altenvoerder Spieler gestellt, die er selbst als Täter identifizieren könne. Bisher habe er aber noch keine Rückmeldung von der Polizei bezüglich der gestellten Strafanzeige erhalten. „Am Ende“, so glaubt Carsten Dietrich, „wird vermutlich Aussage gegen Aussage stehen.“ Die vermeintlichen Täter würden dann ungeschoren davon kommen – von einem möglichen Lerneffekt kann dann nicht zu sprechen sein.
Carsten Dietrich hat seine eigenen Schlüsse aus den Vorfällen gezogen. Er selbst hat mit dem Fußball abgeschlossen. Und das ist das eigentlich das Traurigste an dieser ohnehin sehr traurigen Geschichte.