Herdecke. Das Spiel zwischen Altenvoerde gegen Silschede geriet zur Massenschlägerei. Vor dem Sportgericht konnten sich die Beteiligten nur wenig erinnern.

Peter Mann konnte einem Leid tun. Da es im Amateurfußball selten die Gelegenheit gibt, strittige Szenen via Videobeweis noch einmal anzusehen wie bei den Profis, muss sich der Vorsitzende des Kreissportgerichts im Fußballkreis Hagen auf die Aussagen der Beteiligten verlassen. Schlecht ist dann nur, wenn sich keiner der Beteiligten an irgendetwas erinnern kann. Bei der Verhandlung zu den Geschehnissen rund um das Kreisliga-B-Spiel RSV Altenvoerde gegen FC SW Silschede II war genau das der Fall. Das Strafmaß musste das Kreissportgericht deshalb auf Basis einer sehr dünnen Beweislage festlegen.

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Es ging heiß her am 22. August, als sich Altenvoerde und die Silscheder Reserve gegenüber standen. Bereits in der ersten Halbzeit sei es zu mehreren Konfrontationen einzelner Spieler gekommen, wie Beteiligte beider Seiten bei der Verhandlung am Mittwochabend im Vereinsheim des FC Herdecke-Ende berichteten. In der 75. Spielminute kam es dann allerdings zu einem unrühmlichen Höhepunkt. Der Vorwurf: Ein Silscheder Spieler soll einen Gegenspieler, der zuvor an seinem Trikot gezogen haben soll, mit dem Kopf zu Boden gestreckt haben.

Sportgericht spricht von Massenschlägerei

Daraufhin entwickelte sich eine Rudelbildung, die nach einigen, auch nach der Sitzung des Sportgerichts immer noch ungeklärten Beweggründen, zum Abbruch des Spiels führte. „Wir reden hier von einer Massenschlägerei“, stellte Peter Mann klar und deutlich fest. Und so versuchte er die Geschehnisse rund um den vermeintlichen Kopfstoß und dem daraus resultierenden Spielabbruch detailliert aufzuklären.

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Wie sich herausstellen sollte, war das kein leichtes Unterfangen. Während der Silscheder Spieler darauf bestand, seinen Gegenspieler lediglich umgeschubst zu haben, blieb der vermeintlich Gefoulte bei seiner Aussage, einen Kopfstoß kassiert zu haben. Auch die Aussagen der anwesenden Zeugen deckten sich dabei, je nach Vereinszugehörigkeit, mit den Aussagen der beteiligten Spieler.

Auch der Schiedsrichter kann nicht helfen

Da auch der Unparteiische, für den die Partie die Premiere im Seniorenbereich war, keine genaue Sicht auf die Situation darstellen konnte, musste das Sportgericht anhand der beiden widersprüchlichen Standpunkte entscheiden. Der mutmaßliche Täter vom FC SW Silschede ist mit sofortiger Wirkung für sechs Spiele gesperrt worden. „Wir haben die Sperre angesichts der mangelnden Beweise auf das Mindestmaß von sechs Spielen angesetzt“, erläuterte Peter Mann das Strafmaß.

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Undurchsichtig und widersprüchlich waren die Aussagen der beiden Vereine bezüglich der folgenden Rudelbildung. Denn das, was die beteiligten Akteure dieser Zeitung gegenüber sagten, deckte sich nicht mit dem, was sie bei der Verhandlung aussagten. Klar wurde im Laufe der Verhandlung nur, dass mehrere Silscheder Spieler und Zuschauer das Spielfeld nach dem vermeintlichen Kopfstoß stürmten. Dieser Platzsturm sorgte laut Ansicht des Sportgerichts für den Spielabbruch – und so wurde die abgebrochene Partie mit 2:0 für den RSV Altenvoerde gewertet. Darüber hinaus wurde der FC SW Silschede aufgrund dieser Bewertung mit einer Geldstrafe in Höhe von 300 Euro belegt.

Dietrichs Schilderungen nicht belegbar

Die Szenerie rund um den Platzsturm blieb auch nach der Verhandlung des Sportgerichts undurchsichtig. Vor allem die Vorwürfe von Silschedes Trainer Carsten Dietrich, der bei der Verhandlung urlaubsbedingt nicht anwesend war, bestätigten sich nach den Zeugenaussagen nicht.

Zwar hätten einige Beteiligte beider Seiten gesehen, dass Dietrich wie in seiner schriftlich eingereichten Schilderung auf dem Boden lag, doch niemand möchte gesehen haben, wie der Silscheder Trainer am Boden liegend von Altenvoerder Spielern getreten worden sei. Die von Dietrich namentlich benannten Spieler des RSV Altenvoerde wurden aufgrund mangelnder Beweise für die Aussagen des inzwischen zurückgetretenen Trainers freigesprochen.

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Auch die gegenüber dieser Zeitung getätigte Aussage, dass ein Silscheder Spieler Altenvoerdes Spielertrainer in den Rücken getreten haben soll, konnte nicht eindeutig belegt werden. Kurios: Der Altenvoerder Spielertrainer erinnerte sich an ein Telefonat mit einem Silscheder Spieler einen Tag nach den Vorkommnissen - der Name dieses Spielers war ihm allerdings nicht mehr präsent.

Ein weiterer Silscheder Spieler, der zum Zeitpunkt dieses Spiels noch eine Sperre absitzen musste, wurde für zwei weitere Partien gesperrt. Der Grund: Aufgrund seiner damaligen Sperre war es ihm verboten, sich im Innenraum aufzuhalten.