Ennepetal. Als Kind bekommt Ennepetals neuer Co-Trainer die Schock-Diagnose: Gehirntumor. Er wird zwar gesund, doch die Erkrankung veränderte sein Leben.
Dimitrios Sorovakos hat am ersten Spieltag der Fußball-Kreisliga A2 seinen Einstand als Coach beim TuS Ennepetal II gegeben. Der Co-Trainer und Zugang des Absteigers BW Voerde II stand dabei auf Anhieb voll im Fokus, weil er den Cheftrainer Marius Hornschuh vertreten hat. Dass der 23-jährige Grieche überhaupt an der Seitenlinie coacht – und sich den Titel „Kreisliga-Held der Woche“, geangelt hat – hat eine bewegende Vorgeschichte.
2011, kurz vor Weihnachten, Sorovakos hatte gerade eine Zahnspange bekommen: Der damals Zwölfjährige isst mit seiner Familie zu Abend, da merkt er, dass es ihm nicht gut geht. Er rennt in sein Zimmer, wirft sich ins Bett, sein ganzer Körper fängt an zu zucken. „Ich habe nichts mehr um mich herum wahrgenommen“, erinnert er sich.
Das Leben für immer verändert
Ein wichtiger Moment, der von nun an das Leben von Sorovakos prägen sollte. Bis dahin war er noch ein kleiner Junge wie jeder andere, kickte mit seinen Freunden bei Voerde vor den Ball, eine Trainerlaufbahn war noch nicht mal im Ansatz im Bereich des Denkbaren für den Fußballer. Doch das sollte sich schlagartig ändern. Der Grund für seinen Krampfanfall: ein Hirntumor im Kindesalter. Auch der Grund für die unerklärlichen Kopfschmerzen, die Sorovakos zu dem Zeitpunkt schon längere Zeit plagten. „Ich hatte irgendwann jeden Arzt im Umkreis mal durch“, weiß er noch, keiner wusste sich seine Beschwerden zu erklären.
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Der Grund kam erst nach dem Krampfanfall ans Licht. Fassen konnte er damals nicht, was er hatte. „Das war schwer zu realisieren und ich hatte damals keine Angst“, erzählt der neue Ennepetaler Trainer. Wenige Monate später wurde der Tumor entfernt. „Alles ist dann gut verheilt“, berichtet er. Heute spürt der Trainer lediglich die sechs kleinen Titanschrauben, die seitdem in seinem Schädel stecken, wenn er mit den Fingern an den entsprechenden Stellen drüber tastet. „Ich gehe noch regelmäßig zur Nachkontrolle, aber alles ist gut“, sagt Sorovakos.
Doch auch wenn der Tumor keine größeren gesundheitlichen Folgen hat: Auf sein Leben wirkte sich die Erkrankung dennoch aus. Seine Fußballschuhe, die er jahrelang am Tanneneck geschnürt hatte, musste er zunächst einmal an den Nagel hängen. Und dort blieben sie auch. „Als ich wieder spielen durfte, habe ich schnell gemerkt, dass ich nicht mehr mithalten konnte“, sagt Sorovakos. Alle seien besser geworden als er es war. Also hörte er aus eigenen Stücken mit seinem Hobby auf. „Wäre das mit meinem Kopf nicht gewesen“, ist er sich aber sicher, „dann hätte ich nie mit dem Fußball aufgehört. Wahrscheinlich wäre ich dann ein ganz passabler B-Liga-Kicker geworden“, sagt er.
Dass er selber nicht mehr aktiv spielte, war im Nachhinein aber nicht schade: „Meine Mama hat immer einen Herzanfall bekommen, wenn ich einen Fußballplatz betreten habe“, sagt Sorovakos zum einen, zum anderen startete so seine Trainerkarriere. Sein Vater war damals nämlich Jugendtrainer, seinen Sohn nahm er mit, der nun in jungen Jahren erste Erfahrungen auf der Trainerbank sammelte. „Ich war erst nur Hütchenträger und habe hinterher auch ein wenig die Torhüter trainiert“, sagt er. Als sein Vater aber aufhörte, tat Sorovakos dies auch.
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Sein Comeback ließ aber nicht lange auf sich warten. „Schließlich habe ich sehr schnell Freude am Trainerdasein gefunden“, meint Sorovakos. Deshalb stieg er wenig später in der C-Jugend bei dem Team seines kleinen Bruders ein, bis zur A-Jugend war er dort sechs Jahre als Co-Trainer tätig. Dann der Sprung zu den Senioren. In der vergangenen Saison war er erst als Betreuer bei der zweiten Mannschaft von BW Voerde aktiv, in der Rückrunde übernahm er dann das Amt des rausgeworfenen Trainers Jan Macecek. Den Abstieg konnte Sorovakos aber nicht mehr verhindern.
Nun der Wechsel: Nach 18 Jahren bei den Voerdern verließ der Coach das Tanneneck und schloss sich dem TuS Ennepetal II an. Und feierte im Auftaktspiel am Wochenende sofort einen 5:0-Auftaktsieg. In Zukunft möchte er „das Beste rausholen, und am liebsten nicht mein ganzes Leben in der Kreisliga verbringen“, schaut Sorovakos voraus.