Ennepetal. Trinkspiele als Aufwärmprogramm? Bei Mettchester United normal! Die Hobbytruppe ist das verrückteste Team in ganz Ennepetal und hat kuriose Ziel.

Für einen C-Liga-Fußballer ist ein nicht ganz seriöser Umgang mit dem Hobby ganz normal: Ein letzter Schluck vom Bier vor der Einwechslung geht in den unteren Ligen immer, oder es wird schnell getrunken, wenn der Schiedsrichter die Partie für ein paar Sekunden unterbrochen hat, die kühle Erfrischung ist immer griffbereit.

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Die Mitglieder von „Mettchester United“ können ihre Fußballerkollegen dafür aber nur müde belächeln. Denn nur in der Halbzeit ein Bier oder eine Zigarette: Das ist den Hobbykickern dann doch ein wenig zu seriös. Bei der Gruppe, der erst 2020 gegründet wurde, steht die Ernsthaftigkeit noch weniger im Mittelpunkt als es bei vielen Spielern aus der Kreisliga ohnehin schon ist.

Vor drei Jahren die Idee

Sie spielen zwar alle Fußball, sind aber eher ein Gruppe von Freunden, die sich zu einer Hobbytruppe zusammengeschlossen haben. „Wir sind ein wenig wie die Wilden Kerle“, beschreibt Spieler Chris Tillmann das Konzept. Und schiebt hinterher: „Aber eher in der Version für über 18-Jährige.“

Ein Mannschaftsausflug von Mettchester United: Hier spielen die Sportler zusammen Fußballgolf.
Ein Mannschaftsausflug von Mettchester United: Hier spielen die Sportler zusammen Fußballgolf. © Verein

„Alle von uns“, das erzählt der Spieler und Mitgründer, „haben früher auch in normalen Vereinen gespielt.“ Doch das blieb nicht für immer so: Vor knapp drei Jahren kam bei den heutigen Spielern von Mettchester zum ersten Mal der Wunsch auf, mehr nach ihren eigenen Regeln ihrer großen Leidenschaft nachgehen zu können.

Zwölf Mitglieder

Denn während sich im Vereinsfußball die Spieler an ihre jeweiligen Klubs anpassen müssen, sieht es bei den Hobbyfußballern ganz anders aus. Das Team, das aus zwölf festen Mitgliedern besteht, geht den Sport deutlich lockerer an. Große Verpflichtungen wie Trainingseinheiten gibt es bei ihnen nicht.

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„Viele von uns haben ihren Beruf oder ihr Studium zusammen mit zweimal die Woche Training nicht mehr unter einen Hut bekommen“, erklärt Chris Tillmann. So stiegen viele von ihnen in den vergangenen Jahren aus dem klassischen Fußball, wie ihn die meisten kennen, aus. Nur noch drei von Mettchester spielen in gewöhnlichen Teams in Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm.

Mehr Flexibilität

Zudem spielte bei der Gründung auch eine weitere Komponente eine wichtige Rolle: Neben den persönlichen Freiheiten möchten sie auch mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihres Vereins haben. „Wir wollen Sachen wie unser Logo oder unsere Trikots selber gestalten“, sagt der Mitgründer.

Die Hobbytruppe aus Ennepetal reiht sich zum Mannschaftsfoto auf.
Die Hobbytruppe aus Ennepetal reiht sich zum Mannschaftsfoto auf. © Verein

Und so schlossen sie, ein größerer Freundeskreis, sich zusammen. „Wir sind alle fußballbegeistert und schauen uns jedes Wochenende zusammen Fußball an“, so der Hobbykicker. Die Teammitglieder kennen sich zum größten Teil bereits aus gemeinsamen Schulzeiten.

Keine großen Mett-Liebhaber

Die erste Aufgabe für die Truppe: Ein eigener Name und ein Logo musst her. Mettchester United, angelehnt an den Profiverein Manchester United, war schnell gefunden. Das Wappen: Ein Schwein mit Bengalos in der Hand, eine Wurst darüber, eine Hopfenpflanze daneben sowie der ausgedachte Name sauber eingearbeitet.

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Das ganze klingt ziemlich verrückt, aber Tillmann fängt sofort an aufzuklären: „Der eine oder andere von uns isst schon gerne Mett, aber wir haben in Echt keine große Leidenschaft zu Mett, wie der Name vielleicht vermuten ließe.“

Name einfach abgeändert

Vielmehr haben sie sich inspirieren lassen von anderen Hobbymannschaft wie den RSC Andersschlecht oder Jahn Regungslos. „Wir haben einen klassischen Vereinsnamen genommen und geschaut, was wir daraus machen können“, sagt der Fußballer. Das Logo haben sie dann mit kostenlosen Programmen aus dem Internet sich selber zusammengeschustert.

Chris Tillmann (vorne) macht mit seinen Jungs ein Selfie.
Chris Tillmann (vorne) macht mit seinen Jungs ein Selfie. © Verein

In der kurzen Bestehenszeit hat Mettchester bisher schon vieles auf die Beine gestellt. Ein Erfolg ist eine Kooperation mit der Krombacher-Brauerei. Mit dem Konzern haben sie zusammen eigene Trikots machen lassen. „Wir sind große Krombacher-Fans“, verkündet Tillmann. „Auch wenn wir einfach ganz viele Firmen angeschrieben hatten“, gibt er zu. Zudem präsentiert sich die ungewöhnliche Hobbymannschaft auch auf der sozialen Plattform Instagram. Dort haben sie bereits 322 Follower, die sich regelmäßig anschauen, was die Fußballer so trieben.

Eigene Spiele

Und da gibt es eine ganze Menge: Eines der interessantesten Spiele, die sich die Fußballer ausgedacht haben, ist der sogenannte „Bierathlon“. Die Mannschaft teilt sich dabei in zwei Gruppen auf und muss eine festgelegte Strecke mit verschiedenen Aufgaben wie Lattenschießen absolvieren. „Man kann sich das wie eine Schnitzeljagd vorstellen“, sagt Tillmann.

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Ein weiterer wichtiger Teil des Bierathlon ist – natürlich – das Hopfengetränk. Die Kisten Bier, die unterwegs mitgenommen werden, müssen im Ziel leer sein. Die Gruppe, die als erstes im Ziel ankommt, gewinnt den Wettbewerb.

Ehrgeiziges Ziel

Nun geht es bei Mettchester für ihre Verhältnisse aber auch gelegentlich ein wenig ernster zu. Einmal die Woche nehmen sie sich vor, zusammen zu trainieren. Doch das ist schwierig. „Die richtigen Fußballplätze gehören den Klubs, die Bolzplätze sind oft mit Kindern voll oder in einem sehr schlechten Zustand“, weiß auch Tillmann.

Die United-Kicker beim Aufwärmen vor dem ersten offiziellen Spiel ihrer Bestehenszeit.
Die United-Kicker beim Aufwärmen vor dem ersten offiziellen Spiel ihrer Bestehenszeit. © Verein

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Deswegen hat Mettchester sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Die Kicker wollen sich einen eigenen kleinen Fußballplatz bauen. „Wir sind durch Ebay Kleinanzeigen auf die Idee gekommen, weil dort jemand seinen Fußballplatz verkauft hat“, sagt der Spieler.

Vielleicht bald seriöser?

Zugeschlagen haben sie nicht, aber die Idee fanden sie klasse: Aus Europaletten eine Umrandung bauen und in der Mitte Kunstrasen auslegen. „Wir sind aktuell in der Planungsphase und sollte es klappen, wäre es sehr cool“, so Tillmann.

Das ist sonst noch los im lokalen Sport

Und generell sei man aktuell in einer Phase, in der die Spieler überlegen, in welche Richtung es gehen soll. „Vielleicht wollen wir mit Mettchester auch in eine etwas seriösere Richtung gehen“, sagt das Gründungsmitglied.

Erstes Turnier seit Bestehen

Denn für solche Teams wie seine gibt es sogar eigenen Turniere. Bei einem, dem Neersener Gerümpelturnier, haben sie vor knapp einem Monat bereits teilgenommen. „Wir haben dort zwei Punkte geholt und sind in der Bierwertung in der oberen Tabellenhälfte gelandet“, ist Tillmann zufriednen. Wie es bei Mettchester United, der wohl verrücktesten lokalen Mannschaft, weiter geht, wird sich bald zeigen.