Ennepetal. Sascha Schröder entscheidet das A-Liga-Spiel zwischen BW Voerde II und dem TuS Esborn – und sorgt damit für große Emotionen am Voerder Tanneneck.
Ein Nicken mit dem Kopf reichte aus – und schon wusste Sascha Schröder Bescheid, was Sache ist. Der 41-Jährige alte Ennepetaler schleppte seinen Körper in der 90. Minute in Richtung des gegnerischen Tores, um dort den langen Ball zu empfangen, der nur für ihn bestimmt war. Den Ball, welchen sein Mitspieler Bastian Alexius aus dem linken Mittelfeld über das ganze Spielfeld schlug. Über den Verteidiger hinweg, welcher sich bei der Länge des Passes eindeutig verschätzte. Schröder konnte das Spielgerät im Strafraum stoppen, um ihn im zweiten Kontakt im Kasten zu einem der wohl emotionalsten Tore dieses Jahres unterzubringen – und nebenbei noch einen wichtigen Sieg für sein Team klarzumachen.
Es war die Szene des Wochenende, als Sascha Schröder den Ball zu dem so wichtigen 2:0-Siegtreffer für den A-Ligisten BW Voerde II über die Linie drückte. Mit seinem Treffer sicherte er seinem Team im Abstiegskracher mit dem TuS Esborn einen Dreier, welcher im Kampf um den Klassenerhalt am Ende die Wage zum Kippen bringen könnte. „Es läuft nicht für die Zweite bei Voerde und dann kommt ein 41-Jähriger und schießt das entscheidende Tor“, stellt der Held der Woche mit einem herzhaften Lachen fest. Dieses Tor hat dabei eine so interessante Vorgeschichte, dass man sie eigentlich kaum glauben kann.
Die Schuhe hingen bereits am Nagel
Bis es nämlich zu diesem Treffer und damit zu einer der wohl schönsten Momente im Lokalsport in diesem noch jungen Jahr kam, mussten einige Hindernisse überwunden werden. „Eigentlich darf ich kein Fußball mehr spielen“, meint der Torschütze vom Wochenende sofort im ersten Satz. Ein vierfacher Knorpelschaden im rechten Sprunggelenk sorgt bei ihm dafür, dass bei jeder Bewegung Knochen auf Knochen knallt, wie er selbst beschreibt. Und deshalb kann Schröder eigentlich kaum noch laufen. Dass bewegte ihn vor zwei Jahren dazu, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.
Doch dass er bei jedem Schritt auf dem Platz die Zähne zusammenbeißen muss, hat ihn nicht daran gehindert, in diesem Jahr seine Treter wieder zu entstauben. „Ich bin einfach noch zu heiß, um nicht mehr mit meinen Freunden zu kicken“, sagt er. Und bevor er seinen Satz richtig ausgesprochen hat, übertönt ein lautes Lachen seine Worte. Die Schmerzen sind ihm egal. So egal, dass er seit einigen Monaten mit seinen Jungs bei der dritten Mannschaft sich die Füße wund läuft – in der Kreisliga C wohlgemerkt.
Schröder sorgt für Wetten bei Mitspielern
An diesem Sonntag war für die Dritte allerdings spielfrei. Die Hobbyfußballer aus der untersten Liga durften also die Beine hochlegen. Weil für die Zweite jedoch das wichtige Match mit dem TuS Esborn auf der Agenda stand, half Schröder kurzerhand bei ihnen aus. Sofort kündigte er auch an, dass er ein Tor schießen wird. „Meine Jungs aus der Dritten haben dann direkt Wetten abgeschlossen, ob ich treffen werde. Einige haben dann mit ihren Vorhersagen ein paar Euros verloren“, plaudert er aus dem Nähkästchen.
Denn als es in der Partie auf das Spielende zuging, schlug Schröders große Stunde. Voerde II führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:0 gegen die Wetteraner. Doch die Gäste kamen mit der Zeit besser in das Spiel und erkämpften sich immer mehr Spielanteile. In der 75. Minuten war es dann soweit und Schröder wurde für Pascal Thiem eingewechselt. In der letzten Minute der regulären Spielzeit schlug er dann zu. „Und das mit meinem Knorpel-Schaden-Fuß“, merkt er stolz an.
Die ganze Mannschaft stürmte zu dem 41-jährigen Torschützen, um ihn für seine Heldentat zu feiern. Auch das Publikum war außer Rand und Band.
„Es waren sehr viele Leute da und es war so eine geile Stimmung wie lange nicht mehr. Alle am Platz sind ausgerastet. In dem Moment denkt man an nichts mehr. Ich hatte Glücksgefühle, die ich kaum beschreiben kann“, bricht es aus Schröder heraus. Als dann wenige Minuten später Schluss war, stand fest, dass die Voerder Reserve den letzten Tabellenplatz an den Gegner aus Esborn abgegeben hat.
Der Fuß macht sich bemerkbar
Einen Tag später merkt man Schröder seine Freude über die Ereignisse am Vortag noch immer an. Auch hatte er glücklicherweise keine Schmerzen mehr wie es sonst so oft der Fall ist. „Unmittelbar nach dem Spiel war es aber grenzwertig“, gibt er zu. Und er spricht noch einen Satz aus, aus dem ein wenig Nostalgie mitschwingt. „Das wird wohl mein letztes Kreisliga-A-Tor in meiner Karriere gewesen sein. Jetzt werde ich nur noch in der C-Liga auf Torejagd gehen“, schaut er in die Zukunft. Seinen großen Moment hatte er ja nun auch.