Ennepetal. Schlimmer hätte es im Saisonfinale für die U19 des TuS Ennepetal nicht kommen können. In letzter Sekunde platzt ein Traum und der Gegner jubelt.

Der Schiedsrichter pfeift die Partie ab. Die Wattenscheider Fans laufen auf das Spielfeld und feiern mit ihrer Mannschaft. Die Spieler des Heimteams liegen am Boden. Hunderte Zuschauer im Bremenstadion sehen zu.

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Bitterer hätte es für die A-Junioren des TuS Ennepetal nicht kommen können: Im letzten Spiel der Saison, das gleichzeitig das direkte Duell um die Meisterschaft und den Aufstieg darstellte, verlor die Ennepetaler U19 durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit mit 0:1 (0:0) gegen die SG Wattenscheid 09. Die SG zog damit punktgleich, hat den Vorteil über den direkten Vergleich und steigt als Meister anstelle der Ennepetaler auf. Seit dem dritten Spieltag stand der TuS dominant auf dem ersten Platz und erlebte nun den herben Rückschlag.

Bremenstadion wird zum Hexenkessel

Über 300 Zuschauer versammelten sich rund um den Kunstrasenplatz des Bremenstadions, darunter auch zahlreiche Wattenscheider. Sogar die Polizei wachte über das Juniorenspiel. Jede Aktion der Ennepetaler wurde bejubelt und sie ließen sich von den Fans beflügeln. Trotzdem starteten sie verhalten in die Partie. In der ersten Halbzeit hatten die Gäste offensiv die Überhand und der TuS wirkte, als wolle er das Unentschieden – das ihm gereicht hätte – verwalten. „Eigentlich war unser Plan gar nicht, auf 0:0 zu spielen. In der zweiten Halbzeit wollten wir das Tempo hochhalten“, erklärte Trainer Ibrahim Büyükdeveci.

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Im zweiten Durchgang hatten dann tatsächlich der TuS die klareren Chancen, kam aber nicht zum Erfolg. Lediglich ein Abseitstor gelang ihnen. Allen Spielern war der Druck der Kulisse und die Wichtigkeit des Spiels anzumerken. „Beide Mannschaften haben spielerisch nicht das gemacht, was sie die ganze Saison über gemacht haben. Das lag glaube ich daran, dass beide sehr nervös waren“, so Büyükdeveci.

Später Treffer direkt ins Herz

In der 92. Minute dann der Schock für die Gastgeber: Nach einem langen Einwurf rollte der Ball auf die eigene Torauslinie zu. TuS-Verteidiger Jay Janitzky, der laut seinem Trainer eine der besten Leistungen ablieferte, versuchte diesen abzuschirmen, doch ein Gegenspieler schaffte es, noch an den Ball zu kommen und flankte diesen rein. Im Strafraum verwandelte dann Wattenscheids Aggelos Meselidis. Die Gäste-Fans brachten daraufhin das Stadion zum Beben.

Die SG Wattenscheid und seine Anhänger jubeln über den Siegtreffer.
Die SG Wattenscheid und seine Anhänger jubeln über den Siegtreffer. © Marinko Prša

Da Platzstürme aktuell im Trend liegen, feierten alle SG-Anhänger zusammen auf dem Spielfeld. Zwischen ihnen lagen die Ennepetaler Spieler niedergeschlagen am Boden. Tröstende Angehörige standen ihnen bei. „Die Jungs haben mir am meisten leidgetan, ich selbst hatte auch Tränen in den Augen. Kämpferisch kann ich ihnen aber heute keinen Vorwurf machen“, sagte ein emotionaler Büyükdeveci nach dem Spiel.

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Nach dem Torverhältnis wäre die TuS-U19 eigentlich Erster. Da jedoch drei Mannschaften der Liga zurückzogen, wurde über den direkten Vergleich entschieden. „Weil es uns trifft, ist es für mich natürlich ärgerlich. Wenn man es neutral sieht, und in einer Liga so oft die Mannschaften nicht antreten, dann ist es eigentlich okay“, bewertet es Büyükdeveci. So verpasste er jedoch maximal unglücklich den Aufstieg mit seinem Team.

Die Spieler des TuS Ennepetal nach Spielende. Towart Joel Foltyn liegt weinend am Boden.
Die Spieler des TuS Ennepetal nach Spielende. Towart Joel Foltyn liegt weinend am Boden. © Marinko Prša

Emotionaler Abschied des Trainers

Für den Trainer ist es das traurige Ende einer jedoch schönen Geschichte. Vor zwei Jahren übernahm er die Bezirksliga-U19. In der nächsten Saison wird er nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Sein Ziel war es, aufzusteigen. Er freut sich darüber, zusammen mit Jugendleiter Olcay Zararoglu und seinem Trainerteam gute Arbeit geleistet zu haben und spricht seinen Dank an alle Verantwortlichen und die Spieler aus. „Es ist nicht mein Erfolg gewesen, es ist der Erfolg von allen“, lobte Büyükdeveci.

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Das bittere Ende bedeutet aber nicht, dass zwei Jahre Arbeit umsonst waren. Er hat es geschafft, fünf seiner Spieler in den Oberliga-Kader zu bringen: Fynn Starker, Jay Janitzky, Joe Hellmann, Rico Böhlke und Beniamin Calin trainieren bereits mit der ersten Mannschaft. Allerdings werden auch einige Akteure den Verein verlassen: Alpay Zararoglu (FSV Gevelsberg) und Vincent Läms (SpVg. Linderhauen) gehen sicher. Des Weiteren sind Patrick Kusche, Michail Tomlidis und Antonia Longhitano beim Bezirks BW Voerde bezüglich eines möglichen Wechsels im Gespräch.