Schwelm/Gevelsberg. Tabellarisch ist die Sache klar: Der FSV Gevelsberg ist im Derby beim VfB Schwelm klarer Favorit. Am Sonntag sieht das aber ganz anders aus.

Derbyzeit am Schwelmer Brunnen: Aber der Tabellendritte FSV Gevelsberg geht als krasser Außenseiter in die Partie am Sonntag beim VfB Schwelm. Eine Revanche für die Hinspielniederlage wird mehr als schwer. Denn die Gevelsberger gehen mittlerweile personell nicht mehr nur auf dem Zahnfleisch, sondern bereits auf dem blanken Kiefer. „Ich neige wirklich nicht dazu tief zu stapeln, aber ich telefoniere schon dauernd, um Spieler aus der Altherrenmannschaft zu aktivieren, damit wir überhaupt antreten können“, berichtet Trainer Wolfgang Hamann am Freitagmittag.

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Gegenüber der schon reichlich dezimierten Mannschaft vom letzten Sonntag haben sich fünf weitere Spieler mit Verletzungen oder erkrankt abgemeldet. Fabian Külpmann wird fehlen, Henrik Behr und Julian Dienemann laborieren an Zerrungen, Fabian Rösner hat sich den Finger gebrochen, und Torhüter Daniel Hamann fällt ebenfalls aus. Dass darüber hinaus auch Andre Zschunke und Yann Luca Husseck erkältet sind, macht die Situation noch prekärer, zumal von den bisher schon Verletzten wie Leon Herweg, Matthias Schoger oder Max Schröder auch niemand zurückkommt.

Hamann sieht schwarz

Auch aus der zweiten Mannschaft ist diesmal keine Verstärkung zu erwarten, denn die kämpft am Sonntag gleichzeitig in Rüggeberg um Punkte für den Verbleib in der Kreisliga A. „Das wird grausam, das weiß ich jetzt schon“, lässt Hamann den ihn sonst auszeichnenden Optimismus komplett vermissen. Der Versuch, den Staffelleiter zu einer Absage zu bewegen, ist ebenfalls fehlgeschlagen. „Er hat gesagt, wir müssten uns aus der zweiten und dritten Mannschaft bedienen“, so Hamann, der orakelt: „Das wird nicht funktionieren am Sonntag.“ Er sieht sein Team vor der ersten Auswärtsniederlage der Saison und stellt fest: „So einen Fluch habe ich schon lange nicht mehr erlebt.“

Schwelms Trainer Biniam Ghebremeskal im Gespräch mit dem Spieler Davide Kresse.
Schwelms Trainer Biniam Ghebremeskal im Gespräch mit dem Spieler Davide Kresse. © Michael Scheuermann

Des einen Leid ist des anderen Freud’: Denn der VfB Schwelm benötigt die Punkte dringend, um sein Ligapatent zu verlängern. Die Schwelmer haben mit dem 1:1-Remis vom letzten Sonntag beim FC Herdecke-Ende die Abstiegszone nach 13 Wochen und fünf Spieltagen verlassen. Klar, dass sie auch weiterhin „über dem Strich“ bleiben wollen. „Bei uns herrscht große Vorfreude“, berichtet VfB-Coach Biniam Ghebremeskal und fügt hinzu: „Es ist das erste Heimspiel in diesem Jahre auf Rasen. Wir werden es mit Attacke angehen.“

Für viele VfBler ist es gar kein Derby

Trotz des Tabellenstandes – Gevelsberg Dritter, Schwelm Zwölfter – sieht er, ohne Kenntnis der Gevelsberger Probleme, die Chancen bei 50:50 und stellt fest: „Fußball ist keine Mathematik.“ Mit dem Begriff „Derby“ tut sich der Trainer ohnehin schwer, weil ja der größte Teil seiner Spieler aus Wuppertal kommt. Das Phänomen prägt die Schwelmer Mannschaft schon seit Jahrzehnten – mal mehr, mal weniger stark. „Da fehlt natürlich das Gefühl eines Derbys wie Schalke gegen Dortmund“, so Ghebremeskal, der aber davon ausgeht, dass diejenigen, die aus Schwelm stammen, ihre Mitspieler entsprechend „impfen“ werden. „Egal, ob es ein Derby ist, wir wollen immer auf Sieg spielen.“

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Fehlen wird den Schwelmern Fabio Kresse, dessen Verletzung sich als langwieriger herausgestellt hat, als bisher angenommen. Eine genaue Diagnose steht allerdings noch aus. Kapitän Michael Hong-Gonzales, zuletzt Gelb-gesperrt, und Joel Neda konnten wegen Spätschicht in dieser Woche nicht trainieren, haben aber das Vertrauen des Trainers und werden in der Startelf stehen. „Sie haben mein Vertrauen, aber ich erwarte natürlich, dass sie das mit Leistung honorieren werden.“

Durchaus merkwürdig zu nennen ist die Schiedsrichteransetzung für dieses Spiel: Frank Henschen soll die Partie leiten. Der seit über 27 Jahren aktive Referee pfeift für den Ligarivalen FC Blau-Weiß Voerde. Und der steht wie der VfB Schwelm im Kampf gegen den Abstieg.