Schwelm. Das Marvin Borberg in Linderhausen aufhören muss, hat ihn sehr enttäuscht. Er sieht die aktuelle Entwicklung beim Fußball-A-Ligisten kritisch.

Einen großen Hehl aus seiner Enttäuschung machte Marvin Borberg nach der Bekanntgabe seiner Demission als Trainer des Fußball-A-Ligisten SpVg. Linderhausen nicht. Als bekannt wurde, dass der 33-Jährige nach der aktuell laufenden Saison als Trainer der ambitionierten Linderhausener nicht mehr weiter machen darf, war die Aufregung rund um die Spielvereinigung groß. Als die Borberg-Elf dann auch noch das erste Spiel gegen den Tabellenletzten Voerde II vollkommen in den Sand setzte, rechneten nicht wenige mit einem vorzeitigen Abschied von Marvin Borberg. Doch der möchte weiter machen – und Linderhausen trotz der Verstimmung noch in die Spitzengruppe der Liga führen.

Ihr Ärger über die Entscheidung des Vereins, mit Ihnen in der kommenden Saison nicht als Trainer weiterzumachen, war groß. Hat sich das inzwischen gelegt?

Marvin Borberg: Mit ein bisschen Abstand komme ich deutlich besser damit klar. Der Stachel sitzt aber immer noch tief. Ich will hier keine Namen nennen, aber seitdem eine gewisse Person bei uns im Verein am Werk ist, hat sich einiges verändert, das in meinen Augen nicht so wirklich zu der Spielvereinigung passt.

Im ersten Spiel nach der Bekanntgabe hat Ihr Team beim Tabellenletzten mit 0:6 verloren. Haben Sie nach dem Spiel mit Gedanken an einen Rücktritt gespielt?

Nein, ich habe daran keinen Gedanken verschwendet. Wir haben uns unmittelbar nach dem Spiel mit dem Trainerteam zusammen gesetzt und überlegt, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, damit sich so etwas wie in Voerde nicht wiederholt und damit wir die Saison so erfolgreich wie möglich beenden können. Das Spiel am vergangenen Wochenende mit dem 4:0-Sieg war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir haben im März einige Spiele, die wir alle gewinnen können und müssen. Grundsätzlich brauchen wir einfach mehr Konstanz und müssen die Leistung gegen Rüggeberg bestätigen.

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Nach dem Spiel gegen Voerde hat Ihr Stürmer Alexander Holthaus die unmittelbare Spielvorbereitung im Team kritisiert. Gehen Sie da mit?

Ja und nein. Gegen Voerde kam einfach viel zusammen. Im Vorfeld war klar, dass uns zehn Spieler aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung stehen. Am Morgen vor dem Spiel gab es einen Corona-Fall im Team, dann haben wir in der Kabine erfahren, dass zwei weitere Spieler doch noch ihre Sperren absetzen müssen. Und ja, ein Spieler war auch noch deutlich angeschlagen vom Vorabend. Insgesamt haben uns damit 14 Spieler gefehlt – das können wir nicht auffangen.

Linderhausen nur selten mit kompletten Kader

Vor der Saison haben Sie relativ offen über den Aufstieg gesprochen. Ein Ziel, dass im Laufe der Saison dann schnell ad acta gelegt werden musste. Wie groß ist die Enttäuschung über den bisherigen Saisonverlauf?

Unser Kader ist groß, aber das Leistungsgefälle ist drastisch. 14 oder 15 Spieler haben gehobenes A-Liga-Niveau, dahinter wird es eng. Wenn dann immer wieder viele Spieler fehlen, ist einfach nicht mehr möglich. Die Enttäuschung, dass wir nicht immer mit unserer besten Mannschaft spielen konnten, ist deswegen groß.

Wieso haben Sie dann so offen über den Aufstieg gesprochen?

Weil unser Kader das hergibt. Nach all den Jahren, in denen wir nur gegen den Abstieg gespielt haben, haben wir uns in die richtige Richtung entwickelt. Ich nehme das auf meine Kappe, aber mit so einem Kader wäre es meiner Meinung nach falsch gewesen, wenn wir gesagt hätten, dass wir nur um Platz fünf spielen. Ich glaube auch, dass, wenn der Kader so wie er jetzt ist zusammen bleibt, auch in der nächsten Saison der Aufstieg ein Thema sein sollte. Das sollte das Ziel sein.

Folgt im Sommer bei der Spielvereinigung Linderhausen auf Marvin Borberg: Ex-Voerde-Coach Marc Dülm.
Folgt im Sommer bei der Spielvereinigung Linderhausen auf Marvin Borberg: Ex-Voerde-Coach Marc Dülm. © Michael Scheuermann

Was ist in der aktuellen Saison noch möglich?

Wir werden versuchen, das Maximum herausholen zu können. Es sollte unser Ziel sein, alle Spiele zu gewinnen. Dann kann ich mir schon vorstellen, dass wir die Saison auf Platz drei beenden können.

Borberg will sich einbringen - aber nicht in Linderhausen

Wie geht es bei Ihnen persönlich ab dem Sommer weiter? Bleiben Sie der Spielvereinigung in anderer Funktion erhalten?

Ich hatte ein Angebot, eine andere Funktion zu übernehmen, habe das aber erst einmal abgelehnt. Ich werde den Verein verlassen, der mir so ans Herz gewachsen ist, weil ich den eingeschlagenen Weg nun nicht mitgehen möchte. Für die alten Herren werde ich aber weiter spielen.

Ist es auch möglich, dass Sie ab der kommenden Saison auf einer anderen Trainerbank zu sehen sein werden?

Das werden wir sehen, ich schließe nichts aus. Klar ist aber, dass ich bei einer neuen Station nicht nur dienstags und donnerstags am Platz sein möchte. Wenn ich was machen werde, will ich auch was aufbauen und mich einbringen. Die Liga ist mir dabei wirklich egal.