Ennepetal. Der VfL Rüggeberg ist Geschichte. So rappelte sich RW Rüggeberg als Nachfolger wieder auf.

Wir schreiben den 26. Juli 2006. An diesem Tag endet die Geschichte des VfL Rüggeberg nach 42 Jahren. Neue Fußball-Kapitel des Ennepetaler Höhendorfes werden mit RW Ennepetal-Rüggeberg aufgeschlagen. Kapitel, die in der Kreisliga C beginnen, sich nach einem Jahr für vier Spielzeiten in der Kreisliga B fortsetzen und seit der Saison 2011/2012 in der Kreisliga A weiterschreiben. „Das ist ein Teil unserer Vereinsgeschichte, die wir weiterhin positiv fortschreiben wollen“, sagt Sebastian Schnarr, der vor wenigen Wochen zum neuen RWR-Vorsitzenden gewählt worden ist.

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Vor Pause im Abstiegskampf

Die Ennepetaler Fußballer haben sich seitdem zu einer festen Größe der höchsten Liga auf Kreisebene etabliert. Der Blick ging ins obere Tabellendrittel. Doch knappe Niederlage vor der Saison-Unterbrechung durch die Corona-Pandemie haben diese Ziele Dämpfer verpasst. Platz 14, nur zwei Punkte vor der Abstiegszone mit FC Silschede und FC Wetter II. Das bedeutet, die ursprünglichen Ziele vergessen und sich auf den Abstiegskampf konzentrieren – so die Saison fortgesetzt werden sollte.

Doch grundsätzlich ist die Entwicklung von RW Rüggeberg als erfolgreich zu bewerten. Denn zu tief war der Einschnitt, der mit dem Ende des VfL Rüggeberg einher ging. Ein Verein löst sich auf, lässt bildlich gesprochen Ruinen zurück. Und aus diesen Ruinen entsteht nicht nur RW Rüggeberg, sondern dieser Klub muss ganz unten anfangen – und beginnt die noch junge Vereinsgeschichte mit einem Erfolg.

RWR mit Schwickardi zur Meisterschaft

Das erste sportliche positive Lebenszeichen gibt es im Sommer 2007. RW Rüggeberg um Trainer Klaus Schwickardi feierte die Meisterschaft der Kreisliga C. Und was für eine! 25 Siege mit 77 Punkten und 171:26 Tore stehen zu Buche – bei zwei Remis, einer Niederlage. Das macht pro Spiel sechs erzielte Tore. Meisterschaft und Aufstieg kommen einem Donnerhall in der Region gleich. Auferstanden aus Ruinen, an der Garsigen Arulanalharajah, Mounir Koubea, Timmy Radel, Rafael Kliem, Sven Handschumacher, Markus Janusz, Daniel Klehm, Besim Hajdini, Rajeerkumar Balsingam, Thorsten Schnabel, Jan Huckenbeck, Christian Sander und Daniel Hellwig beteiligt waren.

Bis 2004 hat der VfL Rüggeberg (schwarzes Trikot; hier in einem Kreisligaspiel gegen den FC Silschede) auf Asche gespielt.
Bis 2004 hat der VfL Rüggeberg (schwarzes Trikot; hier in einem Kreisligaspiel gegen den FC Silschede) auf Asche gespielt. © Archiv | Ralf Sichelschmidt

Ein Erfolg im ersten Jahr des Bestehens, ein Jahr nach der Auflösung des VfL. Dabei hatte es für den VfL Rüggeberg zunächst gar nicht so schlecht ausgesehen. Rudolf Masur, der sich unter anderem für die CDU um Rat der Stadt Ennepetal engagiert hatte, wird Vorsitzender des VfL Rüggeberg. Er nimmt das Amt mit ehrgeizigen Plänen an. Der Aschenplatz soll einem Rasenplatz weichen. Rüggeberg soll in höheren Gefilden spielen.

Naturrasen für den Landesligisten

Und tatsächlich bewegt Masur viel in Rüggeberg. Der Naturrasen kommt, die Fußballer steigen bis in die Landesliga auf. „Rudolf Masur hatte eine gewisse Aura, der man sich kaum entziehen konnte, er hat viel bewegt in Rüggeberg. Das muss man so sehen“, sagt Giuseppe Bianco, der bis Ende 2020 für RW Rüggeberg engagiert war. Allerdings hatte er kritisch gesehen, dass es ein Naturrasen und kein Kunstrasen werden sollte. Eine berechtigte Kritik, wie sich später herausstellt, schließlich war der Platz in den Wintermonaten oft nicht bespielbar, musste auch das Training auf Plätze anderer Ennepetaler Verein verlegt werden.

Asche genügt nicht Ansprüchen

Der Naturrasen kam im Jahr 2004 quasi als Geschenk zum 40-jährigen Bestehen des VfL. Auch weil Rüggeberg mittelweile bis in die Landesliga aufgestiegen – damit den klassenhöchsten Verein der Stadt stellte – und Asche nicht mehr den Ansprüchen genügte. Dass es kein Kunstrasen wurde, war den damaligen finanziellen Umständen geschuldet. Denn im Jahr 2004 wurde vorgerechnet, dass die Pflege eines Kunstrasens fünfmal so hoch wie die eines Naturrasens gewesen wäre. Am Rande: die offizielle Einweihung gab es am 31. März 2004 mit einer großen Feier und einem Freundschaftsspiel gegen den damaligen Drittligist Wuppertaler SV. Rüggeberg verlor mit 1:6, Rado Dorsch, der damals noch Radek Dorczweski hieß, sorgte für den Ehrentreffer.

Tiefer Fall folgt dem Höhepunkt

Diese Zeit war der Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des VfL Rüggeberg, der Tiefpunkt, freie Fall und die Auflösung waren nicht mehr weit. Denn am 9. November 2005 durchsuchte die Polizei Geschäftsführerbüro und Privatwohnung des VfL-Vorsitzenden. Am 13. November erklärt Masur den Rücktritt von allen seinen Ämtern wegen der Untreue-Ermittlung gegen ihn. Im September 2006 verhängt das Schöffengericht am Amtsgericht Wuppertal eine dreijährige Haftstrafe wegen gewerbsmäßiger Untreue, die im Oktober 2007 rechtskräftig wird. Es ging um 87 Fälle der Untreue zwischen den Jahren 2001 und 2005.

Der VfL Rüggeberg mit Torjäger Sadat Dautovic auf dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte in der Landesliga-Saison 2004/2005.
Der VfL Rüggeberg mit Torjäger Sadat Dautovic auf dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte in der Landesliga-Saison 2004/2005. © Archiv | Rita Wiemann

In diese Zeit fiel auch die Insolvenz des VfL Rüggeberg in deren Folge sich der Verein am 26. Juli 2006 auflöste. Das bedeutet gleichzeitig Schwerstarbeit für die Masur-Nachfolger um Jürgen Dörner, Andreas Vormann, Gründungs-Mitglied Heinz Ehmann sowie Kai Uwe Jesinghaus. Die Fußballer versuchten noch, in der Bezirksliga Fuß zu fassen. Doch schließlich ging es ganz nach unten, in die Kreisliga C. Und es ging wieder bergauf – mit der Meisterschaft im Sommer 2007.

Neuer Platz, neuer Schub

Mittlerweile ist RW Rüggeberg in ruhiges Fahrwasser geraten, ist eine feste Größe der Kreisliga A, würde dort gerne im oberen Drittel spielen. Das lassen allerdings die Leistungen vor der Corona-Unterbrechung nicht zu. Der seit Sommer 2020 amtierende Trainer Daniel Frölich hat mehrere Baustellen ausgemacht. „Wir haben nicht die eine große Schwäche, sondern viele kleine Dinge, die nicht optimal sind“, sagt er. Auf der anderen Seite sieht Frölich, dass die Intensität im Training gesteigert hätte, ebenso sei die Konzentration in den Spielen zunehmend besser geworden. Darauf lasse sich aufbauen.

Vielleicht bringt auch die Aussicht auf einen neuen Platz einen weiteren Schub. Denn in der Ennepetaler Politik wird diskutiert, dass der Platz an den Ostrand des Dorfes verlagert wird. Mit Kunstrasen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat dies bereits einstimmig positiv beschieden. Damit könne der bisherige Sportplatz für Wohnbebauung genutzt werden. Die Erlöse würden einen großen Teil der Baukosten für den neuen Sportplatz decken. Nebenbei würde das bisherige Konfliktpotenzial aufgrund der von Anliegern beklagten Lärmbelastung minimiert.

Historischen Fehler korrigieren

Für die SPD hatte Elmar Herrmann erklärt, dass es für den Verein die Chance sei, „den historischen Fehler, einen Naturrasen anzulegen, zu korrigieren.“ Der Rasen, den der Verein mit hohem Aufwand in sehr gutem Zustand hält, ist insbesondere in den nasskalten Monaten einer hohen Beanspruchung durch Training und Spiel nicht gewachsen. „Ein neure Platz wäre ein toller Baustein für unsere weitere Zukunft“, sagt Sebastian Schnarr. Zwar sei sportlich im Moment eher an Abstiegskampf zu denken, dennoch gebe es im Dorf durchaus die Vision, vielleicht doch irgendwann im oberen Bereich der A-Liga zu spielen – Aufstieg nicht ausgeschlossen.

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