Wuppertal/Ennepetal.

Rudolf Masur muss hinter Gitter, und zwar für drei Jahre. Das ist die Strafe dafür, dass der ehemalige CDU-Stadtrat und Vorsitzende des längst aufgelösten VfL Rüggeberg von 2001 bis 2005 Untreue in 87 Fällen begangen hat. Das bereits am 14. September 2006 gesprochene Urteil erlangte gestern Rechtskraft.

Als Prokurist des Hellwig-Möbelmarktes hatte Rudolf Masur in diesem Zeitraum 630 000 Euro für seine privaten Zwecke von den Geldern abgezweigt, die die Möbelfahrer nach Auslieferungen wieder zurückbrachten.

Gegen das Urteil des Amtsgerichts Wuppertal hatte Masur Berufung eingelegt. Doch kamen drei Verhandlungstermine, die das Landgericht seitdem angesetzt hatte, nicht zustande (WP berichtete mehrfach). Gestern, so schien es aber, sollte es im vierten Anlauf klappen.

Wie schon vor 13 Monaten wollten etliche Zuschauer den Prozess verfolgen. Angesichts des Lokführerstreiks und des zu erwartenden Verkehrschaos' auf der B 7 hatten sich die ersten bereits gegen 7.30 Uhr auf den Weg von Ennepetal nach Wuppertal gemacht. So versammelte sich vor Beginn der Verhandlung um 9.15 Uhr ein Grüppchen vor dem Saal 4 des Landgerichts, darunter auch Bernd Hellwig, der Geschädigte in dieser Sache.

Dann erschien eine Gerichtsdienerin. Sie klebte einen Zettel an die Tür: Verhandlung fällt aus. Kurze Zeit später kam Gerichtssprecher Dr. Michael Börsch hinzu. Er informierte die verblüfften Wartenden: "Gestern um 22 Uhr hat der Angeklagte per Fax seine Berufung zurückgezogen. Damit ist das Urteil vom 14. September 2006 rechtskräftig." Auf Nachfrage der Westfalenpost ergänzte er noch, dass der Angeklagte nun alle entstandenen Kosten trage.

Angeklagter trägt Kosten Darunter fallen auch die Kosten fürs Gutachten. Das hätte gestern Auskunft darüber geben sollen, ob Rudolf Masur bei seinen Taten wegen krankhafter Geltungssucht vermindert oder gar nicht schuldfähig gewesen sei. Doch zur Verlesung der Expertise ist es nach dem Schritt Rudolf Masurs gar nicht erst gekommen. Manche Zuschauer waren darüber nicht einmal überrascht.