Schwelm. Der November-Lockdown – aber die Profis dürfen spielen. So auch die EN Baskets Schwelm. Mit einem Geisterspiel an Halloween.
Der 31. Oktober ist der Reformationstag. Aus US-Amerika kommend hat sich „Halloween“ mehr oder weniger in Deutschland etabliert. Und ausgerechnet an Halloween spielen die EN Baskets Schwelm. Im Geisterspiel der 2. Basketball-Bundesliga, ProB Nord, empfangen die Schützlinge von Trainer Falk Möller den SC Rist Wedel. Waren zur Saison- und Heimpremiere noch 300 Fans zugelassen, sind diesmal ausschließlich die Beteiligten wie Spieler, Trainer, Betreuer, Zeitnehmer und Berichterstatter zugelassen.
Keine Probleme mit der inneren Spannung
Die Umstände um den neuerlichen Lockdown könnten vermuten lassen, dass es schwieriger sein wird, Spannung und und Konzentration für das Spiel hochzuhalten. „Das glaube ich nicht“, widerspricht Möller. „Die Jungs sind Profis genug, um sich auch unter diesen Umständen rechtzeitig zu fokussieren.“ Möller kennt dies aus eigener Erfahrung sowohl als Spieler als auch als Trainer. „Du bist irgendwann in einem Tunnel und stark auf das Spiel fokussiert. Da bekommst Du kaum mit, was um Dich herum passiert“, erläutert der Breckerfelder.
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Möller geht davon aus, dass seine Spieler früher oder später – vor allem aber rechtzeitig – in diesen Tunnel gelangen. So werde der Umstand, dass keine Fans in der Halle sind, hoffentlich zu vernachlässigen sein. „Das werden die Spieler ausblenden können“, sagt Falk Möller. Gleichwohl gesteht er, „dass selbst die 300 Zuschauer gegen Bernau uns mächtig geholfen haben. Das darf man also nicht unterschätzen.“
Starke Spieler mit Doppellizenz
Am dritten Spieltag kommt es nun für Schwelm zum zweiten Spiel, Wedel hat bereits beide Spiele bestreiten dürfen. Und weil Bundesligist Hamburg Tower noch nicht ins Geschehen eingreift, könnten die Norddeutschen mit der Verstärkung der Doppellizenz-Inhaber Justus Hollartz und Hendrik Drescher kommen. Beide habe bereits Akzente in den ersten Spielen zeigen können. Drescher zuletzt als bester Punktelieferant bei 22 Zählern beim 81:75-Sieg gegen die Sixers. Vier Würfe waren erfolgreich aus der Distanz – bei neun Versuchen.
„Das sagt einiges aus“, weiß Falk Möller. Denn die Rist-Korbjäger ziehen es vor, den Weg zum Korb zu suchen und zu finden. Distanzwürfe zählen nicht zum Mittel der ersten Wahl. „Wedel hat junge, schnelle Spieler. Wir müssen versuchen, die Wege zum Korb zu verbauen“, sagt Möller, dem alle Spieler zur Verfügung stehen.
Alles ist ein wenig anders
Wenn am Samstag um 19.30 Uhr der erste Sprungball geworfen wird, dann wird erneut vieles anders sein – im Vergleich zur Heimpremiere. Und schon in der Partie gegen Lok Bernau war nichts, wie es einmal war. Vor zwei Wochen waren immerhin 300 Fans zugelassen. Diese wurden mit den Worten begrüßt: „Es ist hier heute alles ein wenig anders,“ sagte der Hallensprecher. Es folgte das erste Heimspiel und der erste Sieg. Doch bevor diese Premiere begann, zeigte das Betreten des Parkplatzes: Heute ist alles anders.
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So hatte die Security freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam gemacht, dass der Mund- und Nasenschutz jetzt angelegt werden müsse. Und da, vor den Türen, wo sich sonst Dutzende, wenn nicht hunderte Menschen tummeln und vor dem Spiel noch eine Zigarette rauchten oder mit Freunden Gespräche führen, war es annähernd leer. Nur vereinzelt tauschten sich kleine Grüppchen, von nicht mehr als vier bis fünf Personen aus – mit Mundschutz und Abstand.
Mit der Pistole Fieber messen
Die einzige kleine Schlange bildete sich vor der jungen Dame, die für die Fiebermessung zuständig war. Mit dem pistolenähnlichen Messgerät zielte sie bei jedem einzelnen Basketballfan auf die Stirn und bedankte sich anschließend für die Geduld. Vorausgesetzt die gemessene Temperatur war unauffällig, durfte der Gast wie gewohnt weiter zur Taschenkontrolle. Die Sicherheitsleute legten großen Wert darauf, dass jeder Fan zügig und geordnet den Weg zu einem der vielen Desinfektionsspender fand, um dann mit gereinigten Händen die Anwesenheitsliste ausfüllen zu können. Es zeigte sich: Auch die Stimmung im Foyer der Halle war bereits anders als sonst.
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Wo sich normalerweise die vielen langjährigen Fans der Baskets zur Begrüßung in den Armen liegen oder mit bereits kalten Getränken angestoßen wird, erklärten diesmal Angestellte oder Ehrenamtler mit Mundschutz, wie man sich in der Halle zu verhalten habe. Ein komisches Gefühl.
Der DJ ist in seinem Element
Und doch schienen die 300 Fans einfach glücklich zu sein, dass sie ihrem geliebten Verein endlich wieder zujubeln konnten, nach einer so langen Saisonpause. Keiner ahnte, dass beim nächsten Spiel überhaupt keine Zuschauer mehr erlaubt sein werden. Von schlechter Stimmung jedoch keine Spur. In der Halle zeigte sich anfangs ein relativ normales Bild. Die Baskets und die Gäste aus Bernau warfen sich warm. Fans gingen mit gekauften Getränken zu ihren Plätzen und auch der DJ war bereits voll in seinem Element. An den Wegen standen kleinere Stationen zur Auffrischung bereit. Keine Getränke, auf kleinen Tischen standen erneut Desinfektionsspender. Diesmal war die Nutzung freiwillig. Viele nutzten dieses Angebot. Am Platz angekommen blieb die Maske die gesamte Zeit auf Mund und Nase.
Ein starkes Gemeinschaftsprojekt
Bevor das Spiel begann, wurde es erneut „ein wenig anders.“ Normalerweise geht vor dem Einlauf der Baskets das Licht in der Halle aus und bunte Beleuchtung, sowie laute Musik begleiten die Sportler unter großem Applaus auf das Feld. Gegen Bernau blieb das Licht an. Auch die Cheerleader fehlten. Der Sprungball ging an Bernau. Die Fans feuerten die Baskets an. Leiser als sonst. Aber nicht, weil die 300 Zuschauer nicht alles geben, sondern, weil im Normalfall weit über tausend Gäste ihren Verein über den Platz tragen. Das Spiel war spannend, die Führung wechselte häufig, Schwelm gewinnt mit 78:70. Die Saisonpremiere ist geglückt.
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Das ist nun zwei Wochen her. Seitdem ist viel passiert: Die Corona-Zahlen schossen in die Höhe und die Lage wurde angespannter. Bereits das erste Auswärtsspiel gegen den Eimsbütteler TV Hamburg musste coronabedingt verlegt werden. Die Corona-Zahlen sind weiter gestiegen. Dramatisch gestiegen. Der November-Lockdown ist beschlossen. Dennoch kann im Profi-Bereich gespielt werden – ohne Zuschauer allerdings.
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