Schwelm. Henning Becker, der Trainer des Handball-Verbandsligisten RE Schwelm über Vorbereitung, Favoriten und Corona-Zahlen.

Hinter den Verbandsliga-Handballern von RE Schwelm liegt eine besondere Saison, die – wegen Corona – vorzeitig auf dem vierten Platz endete. Für den Aufsteiger war das eine außergewöhnliche Leistung. Die nächste Saison verspricht – wegen Corona – nicht minder speziell zu werden.

Trainer Henning Becker verriet im Gespräch mit dieser Zeitung kurz nach dem Vorbereitungsstart vor einem Monat bereits, dass „der Bock auf Handball wieder da“ sei. Doch bei ihm und seiner Mannschaft herrscht dieser Tage, angesichts steigender Corona-Zahlen, eine gewisse Ungewissheit in Bezug auf den geplanten Saisonbeginn am 3./4. Oktober. Im Interview spricht Becker über die komplexe Vorbereitung und die Schwierigkeiten des Vereins.

Henning Becker, wie ist der Stand der Vorbereitung bei ihrer Mannschaft?

Wir haben nach ausgiebiger Corona-Pause Ende Juli die Vorbereitung aufgenommen und sind aus meiner Sicht ganz gut unterwegs. Die Jungs absolvieren montags eine intensive Fitness-Einheit, ansonsten dienstags und donnerstags eine Laufeinheit. Ich bin ansonsten ein Freund davon, öfter den Ball in die Hand zu nehmen, daher trainieren wir natürlich auch ausführlich spielerisch.

Haben Sie zuletzt noch weitere Transfers getätigt?

Wir haben nach Stephan Prüfer, Björn Rauhaus und Finn Steinbach jetzt auch noch Tom Schoch unter Vertrag genommen, ein Linksaußen von der Cronenberger TG. Das ist ein sehr schneller Spieler, der uns langfristig weiterhelfen wird. Unsere Ausfälle sollten wir durch diese Transfers kompensieren können. Jonas Fähmel musste nach einem Kreuzbandriss seine Karriere beenden, Bastian Möller, Jan und Martin Monsees wollen alle etwas kürzer treten und werden für unsere zweite Mannschaft spielen. Je nach Bedarf werden sie uns aber im Laufe der Saison zur Verfügung stehen.

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Ist das Team damit personell komplett?

Ja. Wenn alle da sind, stehen mir 15 Leute zur Verfügung, da sind wir sehr gut mit unterwegs. Natürlich hoffen wir, dass wir von längerfristigen Ausfällen verschont bleiben. Dafür betreiben wie im Training viel Prävention.

Sie haben auch einen Neuzugang im Trainerteam: Torwarttrainer Matthias Zankl. Hat sich die Situation ihrer Torhüter dadurch verändert?

Absolut. Matthias Zankl hat schon in der Oberliga gespielt. Er ist ein sehr erfahrener Keeper, mit dem ich schon bei vielen Vereinen zusammengearbeitet habe. Er wird unsere Torhüter Jan-Lukas Pape und Finn Steinbach auf Vordermann bringen und ihnen eine ganz neue Sichtweise und Trainingsintensität beibringen.

Ihre Mannschaft hat ein starkes Jahr hinter sich und stand als Aufsteiger auf Platz vier, als die Saison abgebrochen wurde. Welche Ziele verfolgen Sie nun?

Als Aufsteiger Platz vier zu erreichen, ist eine bärenstarke Geschichte. Daran wollen wir gerne anknüpfen, aber wir gehen die Aufgabe auch mit viel Respekt an. Das wird eine ganz besondere Saison, nicht nur durch Corona. Wir treten in einer Zwölferstaffel mit drei Absteigern an. In dieser Saison muss man besonders aufpassen, dass man sich in der richtigen Tabellenregion aufhält. Wir haben zudem ein hammermäßiges Auftaktprogramm erwischt: Wir fangen bei der HSG Hohenlimburg an, dann geht es gegen die Hombrucher, die ich stark einschätze. Und dann kommt schon Gevelsberg-Silschede. Wenn der Start nicht gelingt, wird es schwer, sich in dieser kurzen Saison wieder da unten raus zu arbeiten.

Welche Rolle spielt das Duell mit der HSG Gevelsberg-Silschede für Sie?

Klar, das ist immer ein besonderes Spiel. Für mich ist die HSG der klare Meisterschaftsfavorit. Letztes Jahr haben sie uns verdient besiegt. Meine Mannschaft hatte sich viel für dieses Spiel vorgenommen, es war schade, dass wir verloren haben.

Welchen Einfluss hat die Entwicklung der Coronazahlen auf ihre Planungen?

So wie es derzeit rundgeht, sieht alles danach aus, dass wir gerade die zweite Welle erleben. Die Zahl der Neuinfizierten stiegt. Wir tun, was wir tun können und trainieren im Rahmen der aktuellen Hygienevorschriften so gut wie es geht.

Glauben Sie, dass es bis zum Saisonstart noch Lockerungen geben wird?

Wir haben jetzt Mitte August und unsere Saison startet Anfang Oktober. Das ist noch eine lange Zeit bis dahin. Ich gehe davon aus, dass sich in den nächsten Tagen und Wochen herauskristallisieren wird, wo der Weg hingeht und ob es Lockerungen oder eher Verschärfungen der Maßnahmen geben wird. Wenn ich ganz ehrlich sein soll: Ich habe kein gutes Gefühl. Es wird wohl noch lange keine Normalität geben.

Haben Sie unter diesen Umständen schon Testspiele absolviert?

Nein. Ich habe alle Spiele, die geplant waren, nach hinten geschoben, weil ich nicht der erste sein möchte, der ein Spiel bestreitet. Da es bisher keine Lockerungen gab, habe ich also reihenweise Testspiele abgesagt. Ich gehe aber davon aus, dass wir im September Spiele bestreiten werden, um uns vernünftig vorzubereiten.

Ist unter den aktuell gültigen Hygienevorschriften überhaupt ein regulärer Saisonbetrieb in der Verbandsliga möglich?

Theoretisch dürfen bis zu 300 Zuschauer bei den Spielen sein. Wie viele tatsächlich mit Einhaltung von Abstandsregeln unsere Spiele besuchen dürften, weiß ich selbst auch nicht.

Geisterspiele dürften keine Option darstellen...

Für kleine Vereine sind vor allem die Gastronomie und das gesamte Drumherum extrem wichtig. Handballspiele ohne Zuschauer sind daher eigentlich nicht vorstellbar. Das ist für die meisten finanziell nicht machbar. Hinzu kommt, dass in diesen Zeiten auch die Sponsoren ihr Geld zusammenhalten müssen. Das macht die Lage zusätzlich schwierig.