Gevelsberg/Schwelm/Ennepetal. Wenn es schlecht läuft, laufen bald weder in Schwelm noch in Gevelsberg A-Jugend-Teams auf. Der FC Gevelsberg-Vogelsang hat einen guten Plan.

Für den Fußball ist die A-Jugend ein ganz entscheidender Jahrgang. Von hier aus streben die Jungs in den Seniorenbereich. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, wer bei den Herren in welcher Liga Fuß fasst. Aber was passiert, wenn nichts mehr nachkommt? Läuft es ganz schlecht gelingt es in der kommenden Saison keinem der sieben Fußballvereine aus Schwelm und Gevelsberg, eine A-Jugend in den Ligabetrieb zu schicken. Einen außergewöhnlichen Weg für den Amateurbereich will daher der FC Gevelsberg-Vogelsang gehen, um doch noch eine U19-Truppe an den Start zu bekommen.

Die Lage

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Das Positivbeispiel zuerst: Der TuS Ennepetal hat drei A-Jugend-Kader. Der Oberligist hat aber selbstverständlich mit der Strahlkraft seiner ersten Mannschaft, seiner Infrastruktur und seinem großen Team ganz andere organisatorische und erst recht finanzielle Voraussetzungen als alle anderen Vereine in der direkten Umgebung – ausgenommen natürlich die TSG Sprockhövel. Denn schon in der unmittelbaren Nachbarschaft sieht es nicht mehr so rosig aus. BW Voerde bekommt eine Mannschaft nur noch in einer Spielgemeinschaft mit dem SB Büttenberg auf den Rasen. RW Rüggeberg muss sich dafür mit den Fußballern aus Breckerfeld zusammentun. Der RSV Altenvoerde hat seit Längerem gar keine Jugend mehr.

Noch weniger tut sich in Schwelm. Die Spielgemeinschaft zwischen VfB und Linderhausen ist für die neue Saison auf jeden Fall Geschichte. Ob die Pläne der Spielvereinigung aus Linderhausen, eine eigene A-Jugend zusammen zu bekommen, tatsächlich Realität werden, darf zumindest bezweifelt werden. Scheitert dies, wäre Schwelm ohne A-Jugend-Fußball in der kommenden Saison.

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Bleibt Gevelsberg: Auch hier fehlen die Jugendlichen. Ararat und Vatanspor haben noch nie eine A-Jugend gestellt, die Spielgemeinschaft zwischen dem FC Gevelsberg-Vogelsang und dem FC Schwarz-Weiß Silschede ist aufgelöst. Grund: zu wenige Jugendliche. Auch die Gespräche mit dem FSV Gevelsberg als größtem Club der Stadt über Kooperationen brachte keine Einigung.

Die Gründe

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Die unteren Jahrgänge sind in den meisten Vereinen, die Jugendarbeit anbieten, gut gefüllt. Die Frage ist für alle dieselbe: Warum bleiben von denen bis zu den Senioren weniger übrig als jemals zuvor? Die Antworten aus den Vereinen hingegen fallen deutlich unterschiedlich aus. „Die Jungs sind einfach nicht mehr so fußballverrückt wie wir es früher waren“, sagt Uwe Franz, Jugendleiter beim FSV Gevelsberg. Die Disziplin fehle vielen, Dinge auch durchzuziehen, wenn es einmal schwierig werde. Für den FSV sieht er noch ganz andere Gründe: „Wir haben mit einem neuen Team die Jugendarbeit erst vor wenigen Monaten übernommen und hatten kaum noch eine Chance, die A-Jugend zu retten.“ Es tue ihm und seinen Vorstandskollegen in der Seele weh, keine A-Jugend stellen zu können. Und: „Für die Saison 2021/22 wollen wir wieder ein Gevelsberger Team zusammen haben. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Gevelsberger beim TuS spielen.“

Darauf hofft auch Peter Gens, Jugendleiter in Silschede: „Wir haben eine starke B-Jugend und wollen mit den Jungs im kommenden Jahr als A-Jugend starten.“ Klar ist aber auch für ihn: „Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, gerade in den höheren Altersklassen, die Jugendlichen beim Fußball zu halten.“ Das Alternativangebot sei einfach zu groß. Vom E-Sport über die Mädchen bis zur Party würden sich in diesem Alter die Interessen ändern. Eine Sache, die auch Felix Hiege, Jugendgeschäftsführer vom VfB Schwelm, sofort unterschreibt: „Die Disziplin hat nachgelassen, das Interesse am Fußball, an Vereinsarbeit. Wir müssen irgendwie wieder einen Fuß in die Tür bekommen bei dieser Altersklasse.“ Aus seiner Sicht verhindern aber auch lange Schulzeiten, dass die Kinder noch in Vereinen angemeldet werden.

Die Pläne

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Am konkretesten geht der FC Gevelsberg-Vogelsang das Problem an und hat sich das Ziel gesetzt, in der bevorstehenden Saison doch noch eine spielfähige A-Jugend zu melden. Der neue Trainer der ersten Mannschaft, Dirk Henning, hat die Sache in die Hand genommen und will mit folgenden Faktoren die 17- bis 19-Jährigen für den Verein, der am Hundeicken beheimatet ist, begeistern: „Wir bieten einen Führerscheinzuschuss bei unserem Partner VBG und außerdem Hilfe bei der Jobsuche beziehungsweise bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz über unser großangelegtes Netzwerk der Sponsoren.“ Wer in der A/B-Kreisliga der A-Jugendlichen spielen möchte und das in Gevelsberg, der solle sich einfach per E-Mail an henne04@hotmail.de wenden.