Redaktionsleiter Stefan Scherer hat eine klare Meinung zu dem A-Jugend-Problem im Fußball.
Der Fußball ist sicher. Ein Selbstläufer. Andere Vereine haben kaum Nachwuchs, weil die Kinder alle Fußball spielen wollen. Binsenweisheiten, die über Jahrzehnte hinweg Gültigkeit genossen. Diese Zeiten sind vorbei. Sollte es ganz schlecht laufen, stellt weder ein Gevelsberger noch ein Schwelmer Verein eine A-Jugend, drei Ennepetaler Fußballclubs bekommen einen spielfähigen Kader von 17- bis 19-Jährigen nur noch in Spielgemeinschaften zusammen. Am Ende bekommt es aus den drei Städten mit gemeinsam mehr als 90.000 Einwohnern und zwölf Fußballvereinen nur noch der TuS Ennepetal ohne Probleme hin, mit einem A-Jugend-Team – in diesem Falle sogar drei – am Ligabetrieb teilzunehmen.
Bricht dem heimischen Fußball der Unterbau weg? Wenn aus der eigenen Jugend keine Spieler mehr nachrücken, weil die entscheidenden Jahrgänge nicht besetzt sind, versiegen auf absehbare Zeit auch die Herrenteams – außer für die Vereine, die noch mehr als ohnehin schon dazu bereit sind, für durchschnittliche Kreis- und Bezirksliga-Bolzer drei- und vierstellige Summen im Monat hinzublättern. Eine Identifikation mit einem Verein, der auf Spieler nach der aktiven Laufbahn auch im Trainerbereich oder auf gänzlich ehrenamtlichen Felder angewiesen ist, wird so in den seltensten Fällen geschaffen.
Der Ansatz aus dem Vogelsang – beim Führerschein und bei der Jobsuche zu helfen – ist aus meiner Sicht der deutlich sinnvollere. Er vermittelt, dass der Verein sich um die Spieler kümmert, ernsthaft an ihnen und ihrem Leben interessiert ist. Das könnte ein Weg sein, Gemeinschaften zu formen, die über den 18. Geburtstag hinaus Bestand haben. Und das könnte ein Weg sein, an dem sich andere Vereine aus dem Südkreis durchaus orientieren dürfen, wenn er erfolgreich ist. Am Wichtigsten ist aber: Wenn die jungen Erwachsenen schon von Kindesbeinen an gern zum Fußball gehen, weil sie sich im Verein wohl fühlen, ist auch die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sie dem Club erhalten bleiben. Eine solche Atmosphäre zu schaffen, liegt in den Händen der Fußball-Clubs aus Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal.