Ennepetal. Nach Wochen der Ungewissheit steht für Andreas Sander, Skirennfahrer der SG Ennepetal, Schneetraining an. Über eine Reise wird diskutiert.
Mit solch spektakulären Bildern können – und wollen – Andreas Sander und Co. nicht dienen. Einige österreichische Ski-Rennfahrer präsentierten sich jetzt als Klippenspringer am Weißensee in Kärnten und Fabio Gstrein gestand nach dem Sprung aus einer Höhe von gut 16 Metern: „Ein mulmiges Gefühl ist es schon.“ Mulmig – war es dem für die SG Ennepetal startenden Sander gewiss nicht, als er unlängst, etwas überspitzt formuliert, fast vergessene Bilder produzierte. Im Gegenteil.
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„Ich bin sehr happy“, erzählte der 31-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung, nachdem er am Stilfserjoch zum ersten Mal seit Monaten wieder Ski fuhr. Aus zwei Gründen war das keine Selbstverständlichkeit: Zum einen hatte sich Sander kurz vor dem Abbruch der zurückliegenden Weltcup-Saison einen Riss am vorderen Syndesmoseband zugezogen, zum anderen war auf Grund der Corona-Einschränkungen lange unsicher, ob die Skifahrer des Deutschen Skiverbandes (DSV) in diesem Sommer überhaupt auf Schnee trainieren können.
„Mittlerweile sieht es so aus, als ob wir gut planen können“, erklärte Andi Sander. Nach den ersten „freien Fahrten“ am Stilfserjoch stehen ihm und seinen Teamkollegen in diesem Monat längere Aufenthalte in den europäischen Alpen bevor. „Wir steigern das Training dann langsam, aber normalerweise benötigt man auch nicht viele Schwünge, um wieder reinzukommen.“
Das sagt der Bundestrainer
Das bestätigte auf Nachfrage auch Bundestrainer Christian Schwaiger, der das Herren-Team um die beiden Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen und Josef Ferstl leitet. „Andi ist topfit und hat im Athletiktraining sehr gute Tests abgeliefert. Das Schneetraining verlief bisher auch sehr gut“, sagte er.
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Diese Worte und die ersten Fahrten geben dem Ennepetaler weiteres Selbstvertrauen, nachdem ihn die kaum gemerkte Verletzung zu einer wochenlangen Pause zwang.
Zur Erinnerung: Ein Einfädler beim Weltcuprennen in Hinterstoder/Österreich – er war für Andreas Sander folgenschwerer als erwartet. Zwar vermied der Skirennfahrer, der im vergangenen Winter sein Comeback nach einem Kreuzbandriss feierte, auf Grund seines Könnens einen Sturz. Doch seitdem plagten ihn Probleme am rechten Fuß. „Ich bin in Kvitfjell mit sehr großen Schmerzen gefahren. Ich habe auch gewusst, dass irgendetwas nicht stimmt“, erzählte er, „aber vom Riss des vorderen Syndesmosebandes ist niemand ausgegangen.“ Doch diese Diagnose erhielt er nach einer Untersuchung.
Weltcup-Saison unsicher
Sie ist Vergangenheit. Im Schnee am Stilfserjoch stand zu Beginn selbst für die Profis die Arbeit an der Verfeinerung ihrer Skitechnik im Fokus, damit im Juli mehr und mehr das Speedtraining in den Mittelpunkt rücken kann, wenn die Truppe wieder auf Ski unterwegs ist.
Alpine Ski-WM soll wie geplant 2021 stattfinden
Die kommende alpine Ski-WM soll wie geplant vom 9. bis 21. Februar 2021 im italienischen Cortina d’Ampezzo stattfinden. Das gab der Internationale Skiverband FIS bekannt. Die italienischen Organisatoren hatten die FIS Ende Mai wegen der Corona-Pandemie um eine Verlegung ins Olympia-Jahr 2022 gebeten.
Dagegen hatte es einige kritische Stimmen gegeben, unter anderem von Deutschlands Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg (Kreuth).
Schließlich soll die Vorbereitung so optimal wie möglich verlaufen, wenngleich auf Grund der Corona-Lage noch einige Fragezeichen hinter der bevorstehenden Weltcup-Saison stehen. „Der Winter steht in den Sternen“, so drückte Andi Sander es aus. Aktuell befindet sich der Ski-Weltverband FIS in der Planung der kommenden Saison, was wie bei allen anderen Sportarten nicht einfach ist.
Wo und wie die Rennserie startet, ob Zuschauer an den Pisten stehen dürfen – all das wird diskutiert.
Gleiches gilt übrigens auch für den fast traditionellen Trip der DSV-Skirennfahrer zum Trainingslager nach Chile: Über ihn wird diskutiert. „Das Problem ist nicht unbedingt das Hin- und Zurückkommen“, erklärte Ralph Eder, Pressesprecher des DSV, „aber der Materialtransport ist unbezahlbar.“ Darüber hinaus: „Wir wollen es in diesen Zeiten auch nicht überreizen und wissen, wie es aussähe, wenn wir aus Südamerika grüßten.“ Auf solche Bilder – können und wollen Sander und Co. verzichten.